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Ein Mann will nach oben

Ein Mann will nach oben

Titel: Ein Mann will nach oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Fallada
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schwerfällig auf, er streckte seine zottige Tatze aus: »Im übrigen sage ich Ihnen meinen herzlichsten Glückwunsch, Herr Direktor Siebrecht. Ich habe da eine Notiz gelesen, daß Sie in den nächsten Tagen heiraten werden. Nochmals meinen allerbesten Glückwunsch, Herr Direktor!«
    Am nächsten Tag kam dann ein Anruf: »Du kannst ruhig schlafen, Sohn. Geht in Butter.«
    In etwas zivilerer Form gab Siebrecht diesen Anruf an die Anwälte weiter. »Gottlob!« antwortete Herr Lange, und durch das Telefon hörte Karl Siebrecht den erleichterten Atemzug.
    Jawohl, in einigen Blättern der Stadt Berlin war eine kurze Notiz über die bevorstehende Trauung erschienen. Wieder wurde auf den Büros des Berliner Bahnhof-Eildienstes getuschelt, wieder wurden die Köpfe zusammengesteckt – aberder Herr Direktor sah keinen Grund zum Einschreiten mehr. Wenn ihn jetzt seine Sekretärin anschaute, und er rief sie an, so wurde sie wohl rot, aber nur darum, weil sie bei einem fast schwärmerischen Blick ertappt worden war.
    Immerhin konnte nichts den Direktor Siebrecht abhalten, den Herrn Bremer zu einer kurzen Unterredung zu bitten. Diese Unterredung fand unter vier Augen statt, Herr Körnig war nicht anwesend.
    »Sie erinnern sich, Herr Bremer, an ein Gespräch, das wir vor ein paar Tagen hatten. Ich fragte Sie nach einem Zeitungsartikel.«
    »Ich erinnere mich sehr gut, Herr Direktor«, sagte Herr Bremer lächelnd. »Ich sagte Ihnen, daß ich nichts von einem solchen Artikel wüßte, und ich wußte damals wirklich nichts davon – ich lese derartige Schandblätter nie. Am Tage darauf ist mir dann die fragliche Zeitung unter Streifband zugegangen, ohne Absenderangabe – den anderen Angestellten der Firma übrigens auch, wie ich gehört habe.«
    Der Blick, mit dem der ehemalige Lehrling Bremer seinen Chef ansah, war ganz kühle Freimütigkeit, und doch war Karl Siebrecht fast sicher, daß der Mann log. Er beschloß einen weiteren Vorstoß. »Sie erinnern sich also an diesen Abend, Herr Bremer«, sagte er langsam. »Erinnern Sie sich auch, wie Sie diesen Abend weiter verbracht haben? Ich bin mir klar darüber, daß ich Sie nach etwas völlig Privatem frage. Es steht Ihnen natürlich frei, mir jede Auskunft zu verweigern.«
    »Aber ich bin zu jeder Auskunft mit dem größten Vergnügen bereit, Herr Direktor!« antwortete Bremer fast herzlich. »Warten Sie, lassen Sie mich einen Augenblick nachdenken … Ja, so war es. Ich bin hier kurz nach Ihnen fortgegangen, Herr Körnig war noch in seinem Zimmer. Dann habe ich, wie fast stets, im Weinhaus Huth zu Abend gegessen, ich bin dort bekannt, und hinterher bin ich, wie auch fast an jedem Abend, schräg gegenüber in die Imperator-Bar gegangen, um ein wenig zu tanzen. Auch dort bin ich bekannt.«
    »Wann war das etwa?«
    »Ich werde gegen halb elf in die Bar gekommen sein, und bin dort bis etwa zwei Uhr morgens geblieben. Um halb drei lag ich schon im Bett, wie wieder meine Wirtin bestätigen wird.« Er sah seinen Direktor an, sein Lächeln war jetzt fast spöttisch.
    Karl Siebrecht überlegte. Dieser Fuchs kannte alle Schliche. Wenn überhaupt, mußte Bremer in jener Nacht bei Direktor Eich gewesen sein, aber sein Alibi schien einwandfrei. Immerhin gab es noch eine Möglichkeit … »Und Sie haben in dieser Zeit kein längeres Telefongespräch geführt?«
    »Doch, Herr Direktor, ich habe sogar ein langes Telefongespräch geführt, von der Imperator-Bar aus. Mit meiner Freundin nämlich. Meine Freundin hatte mich versetzt, wie man so sagt.«
    »Ich danke«, sagte Karl Siebrecht kühl, »ich danke Ihnen. Das wäre alles. Guten Abend.«
    »Guten Abend, Herr Direktor!« sagte Bremer mit unverminderter Höflichkeit und ging zur Tür.
    Er hatte die Tür noch nicht erreicht, da rief Karl Siebrecht: »Wie ich höre, bewerben Sie sich um eine andere Stellung –«
    Bremer drehte sich um. Einen Augenblick, den Bruchteil einer Sekunde lang, glaubte Siebrecht das kühle, sommersprossige Gesicht verzerrt zu sehen. Aber schon war dies wieder vorbei, und Bremer sagte unvermindert freundlich: »Sie haben also auch von diesem Geschwätz gehört, Herr Direktor? Es ist wahr, die Spediteure Rothsattel und Lewerenz haben sich um mich bemüht, aber ich denke nicht daran, mich zu verändern. Es gefällt mir ausgezeichnet hier.«
    Ein gefährlicher Mann, dachte Karl Siebrecht, als sich die Tür hinter seinem ehemaligen Lehrling geschlossen hatte. Hertha hat richtig gesehen: ein gefährlicher Feind – wenn er mein

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