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Ein Mann will nach oben

Ein Mann will nach oben

Titel: Ein Mann will nach oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Fallada
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eine solche Entscheidung zu treffen, Siebrecht. Wir werden noch darüber reden.«
    »Gut«, sagte er. »Aber nur für heute abend. Es ist ein Scheck meiner Frau, verstehen Sie?«
    »Oh, ich habe schon verstanden. Und nun sehen Sie schnell noch zur Bühne, wir haben den ganzen Matrosentanz verschwatzt. Wir werden Onkel Bodo etwas wärmere Komplimente als bisher machen müssen, sonst verunglückt dieser Abend, und das soll er doch nicht.«
    »Nein, das soll er nicht. Ich bin froh, daß Sie mir das Dings abgenommen haben, Ilse, die nächsten Stunden will ich nicht mehr daran denken.«
    »Denken Sie auch daran«, lächelte sie, »daß Sie nicht mehr daran denken wollen!«

112. Maria Molina

    »Hier, Maria«, sagte der Rittmeister, nun wieder ganz sicher, »sind meine Freunde: Fräulein Ilse Gollmer und Herr Siebrecht. Und dies, meine Lieben« – er machte eine Geste, als stelle er eine Königin vor – »ist Maria Molina« – er lächelte – »bürgerlich schlichtweg Maria Kusch. War sie nicht eben großartig als Matrose?«
    »Ganz großartig!« echoten die beiden und begrüßten Maria Kusch, genannt Maria Molina.
    »Nur nicht so feierlich!« bat der Herr von Senden. »Sonst jagt ihr meinem Kind Angst ein. Sie war wirklich nervös. Sie hat kein Auge von euch gelassen, und das hat sie natürlich befangen gemacht.«
    »Ich wurde auch lange nicht mehr so kritisch angesehen.« Maria Molina lächelte. »Nichts hat deine Freunde mehr gestört, nicht wahr?«
    »Ja«, stimmte der ahnungslose Herr von Senden zu. »Eben warst du einfach großartig.«
    »Einfach großartig!« sagten auch die beiden anderen, Ilse Gollmer aber lachte dabei.
    »Wenn man so als Künstlerin auf der Bühne steht«, plauderteFräulein Molina-Kusch, »sieht man unendlich viel. Das Publikum denkt, man ist nur mit seiner Aufgabe beschäftigt, und das ist man auch, aber dabei sieht man doch so vieles!«
    »Fräulein Kusch hat uns erwischt, Onkel Bodo!« lachte Ilse Gollmer. »Wir haben uns nämlich sehr angeregt unterhalten, Siebrecht und ich, und ich fürchte, wir haben für die Bühne nicht soviel Aufmerksamkeit gehabt, wie eine Künstlerin vom Range Fräulein Molinas verlangen kann. Sind Sie uns sehr böse, Fräulein Kusch?«
    »Aber nein!« sagte Fräulein Kusch gekränkt. »Warum denn? Jeder amüsiert sich, wie er mag. Auf der Bühne verliert man rasch alle Illusionen.« Maria Kusch redete langsam und gespreizt, als lese sie die einzelnen Sätze nicht ohne Mühe aus einem Buch ab. Ihre sonstigen Qualitäten als Künstlerin mochten miserabel sein. Aber einen gekränkten Filmstar, wie ihn sich Herr Piefke denkt, mimte sie ausgezeichnet.
    Herr von Senden merkte, daß die Unterhaltung einen falschen Weg lief. Er sagte eilig: »Aber nun kommt die Hauptfrage, die Getränke! Du bekommst wie immer deinen Sekt, Maria, und ich werde mich dir gehorsamst anschließen. Du auch Sekt, Ilse?«
    »Ich möchte lieber beim Rheinwein bleiben, Onkel Bodo.«
    »Und ich werde mich Fräulein Ilse anschließen …« sagte Karl Siebrecht.
    »Ausgezeichnet!« sagte der Rittmeister und gab seine Bestellung auf.
    »Vergiß nicht wieder, mir mein Essen zu bestellen, Bodo!« mahnte die Fürstin Molina. »Ich kann«, setzte sie erklärend hinzu, »natürlich vor dem Tanzen nichts zu mir nehmen.«
    »Natürlich nicht«, sagte Ilse Gollmer mitleidig. »Sie müssen schrecklichen Hunger haben!«
    »Hunger nicht, aber ich habe etwas Appetit …«
    »O Gott!« rief Ilse Gollmer und legte ihren Arm lachend um den Hals des Herrn von Senden, »ich finde dich einfach hinreißend, Onkel Bodo, ich muß dir einen Kuß geben!«
    »Ich fürchte«, sagte der Rittmeister und befreite sich vorsichtigaus der Umarmung, »dieser Kuß war kein Kompliment. Maria, du sollst meinen Freunden nicht imponieren, sondern gefallen. Rede, wie dir dein Schnabel gewachsen ist! Sie übertreibt wie alle Anfängerinnen«, erklärte er, »irgend so ein Flachkopf hat ihr eingeredet, so spräche man in den besseren Kreisen. – Aber sonst ist sie ein wunderbares Mädchen!«
    »Ich freue mich, daß du wenigstens das zugibst, Bodo«, sagte Maria Molina kühl, als sei das »wunderbare Mädchen« eine Selbstverständlichkeit. »Hoffentlich kommt jetzt bald etwas zu trinken.«
    »Da haben Sie wahrhaftig recht, Fräulein Molina!« rief Ilse Gollmer. »Wir werden schon in Gang kommen, wie? – Hallo, Siebrecht, sitzen Sie nicht wie ein Stock da, Sie schlafen schon wieder ein! Ich glaube, Onkel Bodo, wir müssen ihm noch einen

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