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Ein Mann will nach oben

Ein Mann will nach oben

Titel: Ein Mann will nach oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Fallada
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Trottel hat er von dir gesagt, anderthalb Jahre lang würde er dich mit dem Geld hinhalten, das hat er auch noch gesagt! Wie er sich blamiert hat, dieser Herr, er wagt schon nicht mehr, den Mund aufzutun –!«
    »Und das Mädchen willst du heiraten, Onkel Bodo?« fragte Ilse Gollmer empört. »Ich sehe es ihr ja an, daß sie lügt! Aus Rachsucht lügt sie. Nie würde dich Siebrecht einen greisenhaften Trottel nennen, das hat sie alles erfunden, ständig vermengt sie Wahrheit und Lüge! Sage selbst, Karl Siebrecht …«
    »Nein«, sagte Karl Siebrecht langsam, »gesagt habe ich das nicht. Aber ich habe wohl gedacht, daß diese Liebe eine – Altersschwächeist. Sie haben ja selber gesagt, Sie lieben nur die Jugend in ihr. Aber Jugend allein ist nichts Kostbares …« Er hielt inne, er sah sich verwirrt um. »Ich weiß nicht, von was ich rede«, murmelte er. »Ich mag nicht mehr davon reden. Nein«, sagte er mit einem Lächeln, »den Scheck habe ich nicht gern gegeben, da hat sie ganz recht. Noch jetzt hätte ich ihn gern zurück. Oder war es nicht so, Ilse, wollte ich den Scheck nicht zurückhaben? Wie war es?«
    »Du wolltest ihn nicht zurückhaben, Karl. Du warst froh, daß du ihn gegeben hattest!«
    Aber der Rittmeister hatte schon gehandelt, er hatte den Scheck auf den Tisch geworfen. Plötzlich war sein Jähzorn zum Durchbruch gekommen. »Hier haben Sie Ihren Scheck!« rief er. »Ich will keine Geschenke von Ihnen! In einem Jahr werde ich mein Geld von Ihnen bekommen! Ich kann warten! Und Maria kann es auch!«
    Doch Maria Kusch war schneller gewesen als Ilse Gollmer. Mit einem hastigen Griff hatte sie das Blatt an sich genommen. »Darüber reden wir morgen, Bodo«, sagte sie sanft. »Wenn du morgen noch derselben Ansicht bist, soll er den Scheck haben.«
    »Gib ihm den Scheck jetzt«, beharrte der Rittmeister, schon nicht mehr so zornig. »Ich will nichts von ihm haben.«
    »Nein, jetzt bekommt er den Scheck nicht«, antwortete die Molina noch sanfter. »Du siehst doch, er ist betrunken; wer weiß, was er mit dem Scheck anfängt!«
    »Dann geben Sie den Scheck Herrn von Senden!« sagte Ilse Gollmer heftig.
    »Sie denken wohl, Fräulein, ich hebe das Geld für mich ab?«
    »Jawohl, Fräulein, genau das denke ich.«
    »Da siehst du es, Bodo, das sind deine Freunde! Komm jetzt!« Und Herr von Senden ging mit ihr, alt und verfallen.

115. Trunkenheit

    Als Senden mit der Molina gegangen war, blieb Karl Siebrecht in einem betäubten Schweigen sitzen. Ihm gegenüber, auf der anderen Seite des Tisches, auf einer Bank, die bis dahin den Platz für das Sendensche Paar abgegeben hatte, saß Ilse Gollmer. Plötzlich hob Siebrecht den Kopf und sah Ilse an. »Also falsch gemacht?« fragte er.
    Sie machte eine unbestimmte Bewegung: »Vielleicht … Ich weiß nicht …« – Er sah sie noch immer an. – Sie sagte: »Eine gewisse Hoffnung liegt darin, daß sie den Scheck hat.«
    »Hoffnung –?«
    »Ja. Vielleicht hebt sie das Geld ab und läßt ihn sitzen.«
    »Richtig«, sagte er und stand schwerfällig auf. »Ich muß sofort mit Hertha telefonieren.«
    Mit Schrecken erkannte sie, daß er völlig betrunken war. »Einen Augenblick, Karl«, bat sie. »Warum willst du mit Hertha telefonieren?«
    Er blieb unwillig stehen. »Das ist doch klar, Ilse«, sagte er mühsam, »Hertha muß den Scheck sperren. Dies Frauenzimmer soll das Geld nicht kriegen! Ich muß das verhindern!«
    »Setze dich noch einen Augenblick«, bat sie. »Wir wollen darüber in Ruhe sprechen.«
    Aber er war hartnäckig. »Du willst nur, daß ich nicht telefoniere. Ich merke es doch! Jetzt gehe ich erst mal!«
    Sie lachte. »Stoß wenigstens noch einmal mit mir an, Karl, dann sollst du auch telefonieren. Warte, ich schenke dir ein.« Der Wein hatte ihn an den Tisch zurückgelockt, ihn, der sonst nie mehr als zwei, drei Glas trank, der in dieser Nacht aber unmäßig getrunken hatte. Schweigend sah er zu, wie sie die Flasche nahm. »Leer!« sagte sie und sah ihn an.
    »Ich bestelle noch eine«, und er rief nach dem Kellner. »Noch eine«, sagte er und deutete mit dem Finger, als spräche er mit einem Tauben. »Dieselbe!« Er nickte mit dem Kopf.
    »Setze dich solange«, bat sie. »Der Wein wird gleich kommen.«
    »Ja, ich will mich setzen. Ich bin so müde.« Und er setzte sich. Dann aber, mit der alten Hartnäckigkeit: »Und nachher telefoniere ich!«
    »Weißt du überhaupt, wieviel die Uhr ist? Es ist gleich halb drei. Um diese Zeit kannst du Hertha nicht

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