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Ein Mann will nach oben

Ein Mann will nach oben

Titel: Ein Mann will nach oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Fallada
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losreißen können – ich habe Ihnen was zu sagen. Sie wissen doch, ich habe gelogen? Das wissen Sie doch, wie –?«
    »Ich beschwöre dich, Maria –!«
    »Natürlich haben Sie gelogen«, antwortete Karl Siebrecht, der fühlte, daß jetzt der Kampf kam. Seine Stimme hatte den gleichen bösen, streitsüchtigen Klang wie die ihre. »Ich weiß nur nicht, welchen Einzelfall Sie meinen. Etwa, als Sie dem Herrn von Senden vorlogen, Sie liebten ihn –?«
    »Diesen Ton«, sagte der Rittmeister stark, »verbitte ich mir!«
    Sie hörten ihn gar nicht. »Ich habe gelogen, als ich erzählte, Sie hätten eine Panne gehabt. Sie haben keine Panne gehabt: Sie haben mich aus dem Auto gejagt!«
    »Da lügen Sie schon wieder! Sie haben verlangt, ich sollte halten, und auf Ihren eigenen Wunsch sind Sie ausgestiegen.«
    »Sie haben mich aus Ihrem Auto gejagt«, wiederholte, sie hartnäckig. »So roh wie Sie hat noch kein Mann mit mir geredet! Sie haben gedacht, Sie hätten mich zerschmettert, aber ich wußte, Herr von Senden würde mich beschützen …«
    »Und das werde ich auch! Erkläre mir, Maria, was hat er denn zu dir gesagt? Ich verstehe nichts, eben schient ihr noch gute Freunde. Verstehst du das, Ilse?«
    »Doch, ich verstehe schon, Onkel Bodo. Jetzt hat sie den Scheck, und nun kommt die Rache, aber da rede ich auch mit!«
    »Er hat gesagt, daß ich nicht tanzen könnte und nicht singen. Er hat gesagt, daß ich nichts wäre wie ein Mädchen, das sein Fleisch für Geld sehen läßt …«
    »Das habe ich nicht gesagt!«
    »Wie Sie lügen! Sie haben auch gesagt, ich taugte nicht zum Film, ich taugte zu gar nichts. Das haben Sie gesagt! Ich wäre nur ein Wischlappen, an dem alle ihre Hände abreiben!« Sie sprach immer leiser, aber dabei wurde ihr Ton stets eindringlicher, drohender.
    »Das sind alles Lügen! Nichts von alledem habe ich gesagt!«
    »Aber das alles ist noch gar nichts! Dann hat er gesagt, Bodo, daß ich keinen Funken Liebe für dich habe, daß ich dich nur ausnütze, daß ich eiskalt bin …«
    »Das haben Sie selbst gesagt!«
    »Wie dumm Sie lügen. Das soll ich Ihnen gesagt haben, der Sie von der ersten Minute an mein Feind waren? Das ist doch zu dumm! Er hat gesagt, daß ich nur eine greisenhafte Schwäche von dir ausnützte, Bodo, daß ich dich betrügen würde, daß er diese Heirat verhindern würde, mit allen Mitteln! Haben Sie das gesagt, oder haben Sie das nicht gesagt?«
    »Doch, das habe ich gesagt. Diese Heirat muß verhindert werden, mit allen Mitteln, ich sage es noch einmal …«
    »Es ist genug«, sagte der Herr von Senden. »Komm, Maria, wir gehen. Ich nehme an, Ilse, du kommst mit uns?«
    »Nein, Onkel Bodo, ich werde hierbleiben. Aber ehe du jetzt gehst, überlege eins: wenn alles das wahr ist, was das Fräulein sagt und was eben auch Karl Siebrecht erzählt – er ist ja betrunken –, warum hat er dir dann den Scheck gegeben? Heißt das, die Heirat mit allen Mitteln verhindern?«
    Der Herr von Senden blieb überrascht stehen. »Wirklich, der Scheck! Er hätte mir den Scheck doch nicht gegeben, wenn er …« Lebhafter, zu Maria gewandt: »Du hast ihn bestimmt falsch verstanden, Maria! Vielleicht, sicher ist er von deiner Begabung nicht so überzeugt wie ich, er hat dir unangenehme Dinge gesagt – aber er hat nicht unfreundschaftlich gehandelt! Nicht wahr, Karl, das hast du nicht getan?«
    Karl Siebrecht, der, den Kopf in die Hand gestützt, dagesessen hatte, sah zum Herrn von Senden auf. Er war jetzt sehr blaß, er sagte nichts, er sah den alten Freund nur an.
    »Oh, der Scheck!« rief die Molina spöttisch. »Jetzt soll der Scheck also was beweisen! Natürlich wollen Sie Ihrem Freund helfen, Fräulein! Aber Sie wissen so gut wie ich, daß er den Scheck nicht hergeben wollte. Er wollte ihn zerreißen, noch im letzten Augenblick wollte er ihn zerreißen, so zornig war er …« Sie wandte sich an Herrn von Senden, der wieder ganz verzweifelt dastand, sie sagte: »Hast du denn wirklich geglaubt, ich habe ihn vorhin geküßt, diesen Menschen, der dein und mein Feind ist? Ich sah doch, er wollte dir den Scheck nicht geben! Da habe ich ihm zugeflüstert, daß er dich verlieren würde und seine Freundin dazu, wenn er den Scheck nicht hergäbe. Darum hat er ihn gegeben, aus Angst hat er ihn gegeben, aus Angst vor Blamage! Und nun hat er sich doch blamiert, dieser stolze Herr«, die Molina wurde immer triumphierender, »deine Freundschaft ist er los, Bodo, das weiß ich! Vergiß nicht: greisenhafter

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