Ein Mann will nach oben
nich. Aber det muß nich wahr sind, jegen ’ne Frau halten die Männa bei so wat immer zusammen. Na, nu ha ick Vata’n zu Haus, und nu wer ick ihn det Saufen schon wieder abjewöhnen. – Kiek, det is meine Nähmaschine.« – Und sie zeigte auf eine ziemlich große schwere Maschine, die kaum Schmuck aufwies, ein sehr sachliches Ding für so ein junges Mädchen, dachte Karl Siebrecht.
»Die sieht aber viel zu schwer für dich aus, Rieke!« meinte er. »Willst du nicht lieber eine leichtere nehmen? Die da links sieht doch viel hübscher aus.«
»Det is doch nischt für schwere Mantelstoffe, Karl! Na, laß man, dadervon verstehste nischt. Laß mir man machen. Komm rin, Karl. – Sage mal, det macht dir doch wirklich nischt aus, wenn ick sare, du bist mein Bruda? Karl Busch mußte dir unterschreiben, vajiß nich!«
»Wenn es sein muß … Aber vielleicht geht’s auch so. Da steht ja: Ratenzahlung ganz nach Ihrem Belieben.«
»Dadruff mußte nischt jeben, Karl! So wat schreiben dieimmer. Det is bloß, damit se eenen erst in den Laden kriegen, und denn reden se eenen doof und dußlig. Aba laß se, mir sollen se nich for dumm verkoofen.«
Das Weihnachtsgeschäft schien weder in Nähmaschinen noch in Fahrrädern sehr lebhaft zu sein. Rieke Busch und Karl Siebrecht, nein, jetzt Karl Busch, waren die einzigen Kunden und wurden sofort bedient von Herrn Hagedorn und von seiner Frau, einer kleinen, dicken Alten. »Diese Nähmaschine? Aber Frollein haben einen Blick, die beste Maschine, die ich auf Lager habe! Echt englisches Fabrikat, durch und durch englisch! Unter uns, Fräulein, die deutschen Maschinen taugen alle nichts! Aber das wissen Sie besser als ich! Nicht wahr, Mieze, das Fräulein hat den Blick –?« Frau Mieze Hagedorn sah Rieke nur noch mürrischer an. »Aber nun, Mieze, zeig dem Fräulein mal die Bedienung!« Er schob seine Frau schon wieder weg. »Das ist das Schiffchen. Frollein, sehen Sie das Schiffchen? Echt englisch! Rundschiffchen! Nicht die Langschiffchen wie bei den deutschen Maschinen! Und wenn Sie nun spulen wollen – Mieze, zeig dem Frollein doch das Spulen –!«
»Det weeß ick allens alleene«, sagte Rieke unerschüttert. »Reden Se sich bloß nich in Brand, Männecken. Wat soll denn die Maschine kosten?«
»Ach, kein Geld, kein Geld! Echt englisch, Sie müssen das bedenken, Frollein, die Zölle! Die Zölle fressen einen ja auf! Eine deutsche Maschine wie die da ist natürlich zwanzig Taler billiger! Mieze, rück doch mal die andere Maschine vor!«
»Lassen Se man, junge Frau, ick weeß schon, wat ick haben will. Wat soll die Maschine kosten? Nu mal ernsthaft!«
»Aber versuchen Sie doch mal, Frollein! Hören Sie bloß mal den Unterschied! Wie laut die näht – da hören Sie gar nichts bei der Engländerin! Mieze, hol doch mal ein Stück Stoff, das Frollein möchte Probe nähen!«
»Se sollen mir saren, wat die Maschine kostet, oder ick jehe bei die Konkurrenz!« Rieke hatte sehr entschlossen gesprochen, sie ging schon auf die Ladentür zu.
»Geschenkt!« rief Hagedorn eilig. »Ich verschenk die Maschine, so wahr ich hier stehe, Frollein! Neunzig Taler, weil Sie es sind, Frollein! Es ist meine letzte englische Maschine, ich sollte sie gar nicht weggeben –«
»Neunzig Taler!« rief Rieke. »Denken Se, ick bin Ihr Affe? Zu meina Mutta –« triumphierender Blick auf Karl Siebrecht – »haben Se am Montag gesagt, se kostet zweihundertfuffzig! Und nu neunzig Taler! Se denken wohl, ick bin ein Kind, det Se schaukeln können?«
»Aber, Frollein, Frollein!« Herr Hagedorn war ganz entsetzt. »Hier muß unbedingt ein falscher Irrtum vorliegen! Die Maschine hat immer neunzig Taler gekostet. Ich kann Ihnen Rechnungen zeigen …«
»Nu zeijen Se doch!« lachte Rieke ganz ungerührt. »Zwei hundertfuffzig , und denn uff Raten, hundert an und der Rest fünf Mark de Woche.«
»Und dann noch auf Raten!« rief Herr Hagedorn. »Nein, an dem Geschäft verlier ich nur –«
»Also denn juten Abend!« sagte Rieke entschlossen und faßte nach der Klinke der Ladentür. »Denn jeh ick ebent zur Konkurrenz! Komm, Karle!«
»Einen Augenblick, Fräulein!« rief plötzlich die dicke kleine Frau Hagedorn. Sie wandte sich zu ihrem Mann und flüsterte eilig mit ihm. Er schien zu widersprechen, die Frau überredete, schalt dann …
»Du, die hat was vor«, flüsterte Siebrecht zur Rieke. »Wol len wir nicht doch lieber zu einem andern gehen?«
»Wat soll die denn vorhaben? Hauptsache, ick krieje die
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