Ein Mann will nach oben
zusammen sein! Aba daraus wird nischt! Ick jebe det Sparbuch nich raus, und wenn de mir in Stücke haust, Karl!«
»Ich werde dich schon nicht in Stücke hauen, Rieke«, sagte Karl Siebrecht trübe lächelnd. »Aber mit dir ist heute nicht zu reden.«
»Mit dir ist heute nicht zu reden, Karl, det is et! Janz unvanünftig biste!«
»Also gut, Rieke, ich bin unvernünftig. So laß mir meine Unvernunft …«
»So redet ihr Männer alle, wenn ihr jar nischt mehr zu sagen wißt! Aba ick habe doch recht, und det Sparbuch kriegste nich!«
»Wir reden morgen weiter darüber. Gute Nacht, Rieke.«
»Wa reden nich mehr darüber, det is erledigt! – Iß erst deine Stullen, Karl, eh de ins Bett jehst!«
»Danke, ich habe keinen Hunger mehr. – Gute Nacht,Rieke.« Sie schwieg. »Ich habe gute Nacht gesagt, Rieke!« Schweigen. »Wir wollen doch nicht verzankt ins Bett gehen, Rieke! Es wäre das erste Mal!«
»Eenmal muß det erste Mal sind, sagte det junge Mächen, da fiel se! Nee, Karl, jute Nacht sare ick dir heute nich, det wäre bloß äußerlich. Ich bin Schuß mit dir!«
»Also denn nicht gute Nacht«, sagte Karl Siebrecht unter der Tür. »Aber es tut mir leid.« Er stieg die Treppe hinunter.
Oben riß Rieke die Tür wieder auf. Ohne Rücksicht auf die Nachtruhe der Mitbewohner schrie sie ihm durch das Treppenhaus nach: »Denkste, mir tut det nich leid, du olla Dussel?! Denkste, ick werde ’ne jute Nacht haben, bloß, weil du se mir wünschen tust? Det denkste?! Sei lieba vanünftig, du olla Boomaffe du!« Oben knallte die Tür. Nun doch ein wenig erleichtert, trat Karl auf den Hinterhof.
21. Schlag um Schlag
»Das ist der Kalli Flau«, sagte Karl Siebrecht. »Und das ist also die Rieke Busch. – Guten Morgen übrigens, Rieke.«
»Morjen, Karle! Morgen, Kalli! Oder muß ick Herr Flau sagen? Mir is det ooch recht.«
»Zu was denn, Rieke?« lachte Kalli und schüttelte Rieke die Hand. »Wir sind doch beide Freunde vom Karl Siebrecht, da werden wir uns doch nicht siezen.«
»Ja, ick bin ein Freund von Karle«, sagte Rieke mit Betonung. »Na, denn will ick euch man Frühstück jeben, es is allens fertig. Ick habe mir schon jewundert, det du jar nich bei mir reingeschaut hast heute uff ’n Morjen. Aba du hattest wohl keine Zeit for mir.« Sie setzte die Kaffeebecher mit einem Puff auf den Küchentisch, mit einem Schwung folgte der Stullenteller. Karl Siebrecht schaute seine Freundin besorgt von der Seite an, er fand, sie sah blaß und verweint aus. Sie zürnte ihm immer noch.
»Ich wollte auch zu dir, Rieke«, sagte er. »Aber ich habeverschlafen und mußte machen, daß ich den Kalli rausließ. Ich bin gerade vor Herrn Felten hingekommen.«
»Na, und hat der nischt jemerkt, der Felten?«
»Gar nichts, Rieke!«
»Im Gegenteil, Rieke«, lachte Kalli Flau. »Er hat mich sogar als Boten angestellt – für fünfzehn Mark die Woche!« Diese Mitteilung war nicht zum richtigen Zeitpunkt gemacht …
»So?« sagte Rieke, und ihre Stimme wurde wieder einmal ganz schrill. »So?! Dem haste den Posten verschafft, Karl, und was machst du?! Du kuckst in’ Mond, und wir mit! Det is mit euch Männern doch ewig dasselbe: wenn ihr dußlig seid, dann seid ihr ooch egal dußlig, da jibt et jar kein Uffhören. Die schönen fuffzehn Mark, die hättest du ooch jut gebrauchen können, aber nee, dein neuer Freund muß se kriegen.«
»Ich hatte dem Felten schon gesagt«, verteidigte sich Karl Siebrecht, »daß ich nicht für fünfzehn Mark arbeiten würde, lange, ehe ich Kalli Flau kannte.«
»Kalli!« höhnte sie. »Kalli! Wat det schon for een Name is! Wenn ick det bloß höre! Kalli! Det wird ja nun woll in eene Tour jehen, Kalli vorne und Kalli hinten! Ick bin ja froh, det ick den nich ooch Karl nennen muß wie dir. Aba Kalli – det is ’n Name for ’n Hanswurst, nicht for ’n Menschen!«
»Und ich bin auch ein Hanswurst, Rieke«, lachte Kalli Flau, der ungerührt dem Streit der beiden zugehört hatte. Er hatte dabei fleißig Brote vertilgt, während Karl Siebrecht fast nichts gegessen hatte. »Warte nur, du wirst dich schon an mich gewöhnen, Rieke, und dann lachst du auch über mich. Und du sollst von mir dein richtiges, reelles Kostgeld kriegen, wenn du mich hier sitzen haben willst, heißt das, Rieke.«
»Und ich werde bestimmt etwas finden –« fügte Karl Siebrecht hinzu. »Ganz schnell werde ich etwas finden.«
»Wat du schon finden wirst!« sagte Rieke wegwerfend, war aber durch Kallis Ansprache doch etwas
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