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Ein Mann will nach oben

Ein Mann will nach oben

Titel: Ein Mann will nach oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Fallada
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Rate. Die is erst Donnerstag!«
    »Die Rate geht mich nichts mehr an«, sagte Herr Hagedorn. »Ich will die Maschine holen!«
    »Auf wat hin denn?« fragte Rieke noch ganz sanft. »Wat ha ick denn vabrochen, det Se mir die Maschine wegholen wollen?«
    »Ich habe die Maschine an eine Frau Busch verkauft …«
    »Mutta ist in’t Krankenhaus. Wenn Se wat mit Mutta’n besprechen wollen, müssen Se warten, bis se wieder hier is, Herr Hagedorn.«
    »Deine Mutter ist seit Jahren tot, ich habe mich erkundigt«, sagte Herr Hagedorn, und es war nun nichts mehr mit »Sie« und »Frollein«. »So was ist Betrug.«
    »Se haben Ihr Jeld jekriegt, jenau, wie wenn’t von Mutta’n käme – stimmt det oder stimmt det nich, Herr Hagedorn?«
    »Ich schließe keine Verträge mit Kindern, das ist gesetzlich verboten. Sie haben mich auch betrogen, junger Mann, Sie sind gar nicht der Bruder von dem Mädchen! Das ist eine Urkundenfälschung, das wissen Sie sehr gut. Seien Sie froh, wenn ich Sie nicht ins Zuchthaus bringe. Ich hole meine Maschine wieder.«
    »Se haben Ihr Jeld bekommen, Herr Hagedorn«, sagte Rieke noch einmal, aber nur schwach.
    »Der Vertrag ist ungültig. Ich nehme mir die Maschine wieder.«
    »Halt!« rief Karl Siebrecht. »Sie haben immer gewußt, daß es gar keine Frau Busch gab! Das ist jetzt bloß ein Kniff von Ihnen!«
    »So eine Frechheit! Ich soll gewußt haben, daß die Frau Busch nicht lebt –? Seh ich aus wie ein Mann, der sein Geld aus dem Fenster wirft? Mache ich Geschäfte mit Kindern? Ich verlange meine Maschine! – Fritz, faß mal die Maschine mit an!«
    »Ihr faßt die Maschine nicht an, oder –« rief Karl Siebrecht und stellte sich drohend neben sie. Vor ihr stand schon bleich, aber entschlossen Rieke Busch. Voller Bedeutung streifte Kalli Flau die Ärmel seines Sweaters hoch.
    »Ach, ihr wollt nicht?« fragte Herr Hagedorn. »Prügeln werde ich mich nicht mit euch! Fritz, hol den Herrn Wachtmeister vom nächsten Revier. Der kann dich dann gleich mitnehmen, Junge, wegen Urkundenfälschung! Und deine Freundin auch!«
    »Sie werden es sich überlegen, Herr Hagedorn«, sagte Karl Siebrecht kalt.
    Sein Gehirn arbeitete fieberhaft. Es mußte ein Mittel geben, diesen Mann vom Äußersten zurückzuhalten.
    »Sie würden auch reinfallen. Man wird uns glauben, wer weiß, wie bekannt Sie schon vor Gericht sind, wie oft Sie schon solche Geschichten gehabt haben. Und wir werden beweisen, daß die Rieke vor Ihren Augen unterschrieben hat. Wir werden die Tinte von der Unterschrift untersuchen lassen.« Er sah den Mann an.
    »Ach, die Tinte! Was du dir ausdenkst!« Aber er schien nicht mehr so sicher.
    »Fragt sich, wem der Richter mehr glaubt. Seien Sie vernünftig, Herr Hagedorn, nehmen Sie das Restgeld.«
    »Ich verliere bei dem Geschäft! All die Zeit, die ich versäumt habe, und jetzt wieder das Abholen, das kostet doch alles mein Geld!«
    »Wie hoch ist der Rest? Hundertdreißig Mark, nicht wahr, Rieke?« – Rieke nickte. – »Ich will Ihnen was sagen, Herr Hagedorn: ich gebe Ihnen mein Sparbuch – das lautet auf zweihundert Mark, und Sie geben mir dafür den Vertrag zurück und bestätigen schriftlich, daß die Maschine uns gehört.«
    Rieke rief: »Karle, det tuste nich! Hundertdreißig Mark, mehr nich!«
    »Wir haben eine Dummheit gemacht, Rieke, dafür müssen wir jetzt bezahlen! Es ist Lehrgeld, du kannst sicher sein, ichbezahle es nur einmal – still jetzt, Rieke! – Wie ist es, Herr Hagedorn: ja oder nein?«
    »Also her mit den zweihundert. Der Mensch macht mich kaputt!« Und Herr Hagedorn sank auf den Küchenstuhl und trocknete sich sein Gesicht ab.
    »Das Sparbuch, Rieke!«
    »Karle!« sagte sie flehend. »Es ist doch dein Jeld! Wie kommst du dazu?! For meine Maschine, for mir!«
    »Das Sparbuch –« wiederholte er nur.
    »Ich würde das Aas verdreschen und die Treppe runterschmeißen!« sagte Kalli Flau und betrachtete seine Arme. »So ein feiger Hund, wenn der erst fühlt, es gibt Senge, der reißt aus.«
    »Laß man, Kalli!« sagte Karl Siebrecht. »Dies mach ich, wie ich will.«
    Rieke war vor dem Küchenschrank hingekniet und hatte einen Stoß Wäsche herausgenommen. Sie griff in den Schrank, tastete, aber ihre Hand kam leer zurück. Sie stutzte, dann fing sie an, die Wäsche auseinanderzulegen, Laken um Laken, Handtuch um Handtuch. Alle sahen ihr schweigend zu. Zwischen dem Stoß Wäsche lag nichts. Rieke nahm sehr schnell den Stoß Wäsche daneben heraus, es waren Arbeitshemden des

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