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Ein Mann will nach oben

Ein Mann will nach oben

Titel: Ein Mann will nach oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Fallada
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des Fuhrhofs ging an den Telefonapparat, verlangte eine Verbindung und fing an, in den Apparat hineinzureden, wobei sich seine Stimme ständig steigerte, bis sie schrie. Aber sanft fing sie an: »Ja, hier ist Franz. – Emil, bist du das? Selbst? Was hast du dir eigentlich gedacht, als du mir den Rappen auf den Hof gebracht hast? – Ein gutes Pferd ist das? Wo das wohl gut ist? Das ist genausogut wie du, du ollerRoßtäuscher du! Das hat ja Rotz, Mauke, Krupp und Hahnentritt in einem, und ein Krippensetzer ist es auch! In einer halben Stunde ist der Gaul von meinem Hof, oder es war das letzte Geschäft, das du mit Franz Wagenseil gemacht hast!«
    Unterdes überlegte Karl Siebrecht sehr aufgeregt den Vorschlag. Fünfzig Mark die Woche, das war glänzend. Und bald hundert und vielleicht noch mehr. Und zwei Prozent vom Umsatz, das mußte auch einen Haufen Geld bringen! Das hieß Sicherheit und Vorwärtskommen – und er konnte sofort Rieke wie Kalli ihr Geld zurückgeben …
    Der Wagenseil lärmte immer toller am Telefon. Nun stampfte er schon mit den Füßen und schlug mit der Faust an die Wand. »Ich verstehe mehr von Pferden als alle Pferdehändler von Berlin zusammen! Was ihr im Koppe habt, das habe ich schon längst aus dem Arsch geschissen! Du bist ja doof, Emil! Ich habe was Neues vor, ich brauche mindestens zehn neue Pferde, gängige Ostpreußen, am besten mit ein bißchen Hannoveraner Blut drin. Aber frisches Material, das ich auf dem Pflaster traben lassen kann, ohne daß es gleich lahm wird …«
    Mit halbem Ohr hatte Karl Siebrecht zugehört. Ob er die neuen Pferde fürs Gepäck will? dachte er. Er muß das Geschäft für noch viel besser halten als ich! Zweihundert Mark im Monat, das ist ja mehr als die Wucherzinsen, die mir Tischendorf abnehmen wollte! Aber wenn das Geschäft so glänzend ist, dann will ich es auch alleine machen! Und überhaupt: ich will keines Menschen Angestellter sein, durch mich selbst will ich vorwärtskommen!
    »Geld?« schrie Franz Wagenseil jetzt. »Du hast doch immer noch dein Geld von mir gekriegt, Emil! – Bloß mit dem Gerichtsvollzieher? Emil, Mensch, die Gerichtsvollzieher wollen doch auch leben! Ich habe immer alles, bloß kein Geld nicht – ich mache noch mal Pleite? Einmal, sagst du? Zehnmal mach ich noch Pleite! Was schadet denn das? Hauptsache, du kriegst dein Geld! Kannst dir ja das Eigentumsrecht an den Gäulen vorbehalten.« Plötzlich ganz milde: »Also ineiner halben Stunde holst du den Rappen, den Mistbock! Wegen den Ostpreußen reden wir noch!« Er hängte ab und war sofort wieder in der anderen Sache. »Wie wird es?« fragte er. »Unternehmer oder Angestellter?«
    »Unternehmer!« sagte Karl Siebrecht ohne Schwanken.
    Wagenseil pfiff durch die Zähne. »Wieviel Betriebskapital hast du?« fragte er.
    »Hundert Mark,« sagte Karl Siebrecht.
    »Schafskopf!« lachte Wagenseil. »Tausend hättest du sagen müssen! – Alles dein Geld?«
    »Nein …« Dies kam nun doch zögernd.
    »Wieviel ist dein eigenes?«
    »Fünfunddreißig Mark!«
    »Vergiß das nicht«, sagte Wagenseil plötzlich fast aufgeregt. »Vergiß das bloß nicht! In zwanzig Jahren wirst du daran denken, daß du den großen Zirkus mit fünfunddreißig Mark Eigenem aufgezogen hast – und dumm bist du auch nicht, wenn du auch bloß aus Dummheit so ehrlich bist. Hättest du tausend Mark gesagt, hätte ich den Laden vielleicht doch ohne dich gemacht. Dann wärst du mir zu stark gewesen. Mit tausend Mark kannst du jeden Fuhrwerksbesitzer in Berlin mieten. Jetzt brauchst du mich!«
    »Ich will es auch nur mit Ihnen machen.«
    »Weil du bloß hundert Mark hast! – Paß auf, mein Sohn, wie ich mir den Kram denke. Jetzt fangen wir bloß mit einem Wagen an, und du spielst Kutscher, bis wir die Dienstmänner kirre haben. Du hast gehört, was ich wegen der neuen Pferde telefoniert habe?«
    »Ein bißchen. Die sollen dafür sein?«
    »Natürlich! Ein Wagen ist nichts. Wir müssen zehn Wagen haben, zwanzig, wir halten an allen Bahnhöfen, zu jedem Zug! Dann schmeißen wir die Dienstmänner raus, die brauchen wir dann nicht mehr. Wir machen es mit den Gepäckträgern. Und nachher fliegen die auch. Wir holen uns unser Gepäck vom Publikum selbst. All die Prozente sparen wir.«
    »Dann machen wir aber die Dienstmänner brotlos!«
    »Na, und wenn schon? Viele von denen jedenfalls! Wir können natürlich viel billiger als die fahren, und zum Schluß kommt das Größte: wir machen uns an die Bahn ran und schließen

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