Ein Mann zum Abheben
mein Topf abgebildet.
Ich rufe sie an, um mich zu bedanken, und sie sagt: »Aber meine Liebe, Sie werden ein Riesenerfolg. Die Karten sind erst diesen Donnerstag rausgegangen, und wir haben bereits eine Bestellung. Von diesem Mann aus Boston.«
Ich hatte mit mir gerungen, ob ich Gerry einen Topf schicken soll, mich aber dagegen entschieden. Er hat noch nie meine Arbeiten gesehen, und ich frage mich, ob ihm das Bild auf der Galeriepostkarte wirklich gefallen hat oder ob er einfach nur wollte, dass ich schnell etwas verkaufe.
»Das ist toll«, sage ich.
»Sie wissen schon, meine Liebe, der eine«, erklärt Mrs Chapmann. »Der Mann, der Sie so gerne mag.«
»Die Galerie hat bereits einen meiner Töpfe verkauft«, erzähle ich ihm mittags am Telefon. »Die Postkarte ist erst am Donnerstag rausgegangen. Das ist ein gutes Omen.«
»Ich bin stolz auf dich.«
»Soll ich dir einen schicken?«
»Nein. Das heißt, natürlich hätte ich wahnsinnig gerne einen davon. Ich weiß aber doch, dass du im Moment mit der Herstellung total unter Druck stehst.«
Ich lächle in den Hörer. »Ich könnte dir einen mitbringen, wenn ich am Dienstag hochkomme.«
»Wegen Boston …« Er erklärt mir weitschweifig und kompliziert alles über mein Ticket und dass bei meiner Ankunft ein Fahrer auf mich warte, weil er eine Sitzung habe, die lange dauern könne; und natürlich müsse ich einen Mantel mitbringen, weil es in Boston immer fünfzehn bis zwanzig Grad kälter sei als in Charlotte, er habe es im Wetterkanal verfolgt, das ist so ziemlich der durchschnittliche Unterschied. Schließlich sagt er: »Macht es dir etwas aus, wenn ich all das Zeug plane?«
»Mir gefällt es.«
»Findest du nicht, dass ich ein ziemlicher Tyrann bin?«
»Ich finde, dass du meine Frau bist.«
»Weil ich manchmal das Telefon auflege und zu mir sage: ›Verdammter Kerl, du bist viel zu beherrschend.‹«
»Es ist schön, nicht denken zu müssen.«
»Ich weiß, dass du all die Kleinigkeiten selbst total gut auf die Reihe kriegst, ich finde nur, dass du es nicht machen solltest. Du solltest nicht damit behelligt werden. Du bist eine Künstlerin.«
»Ich liebe dich.«
»Was?«
»Ich liebe es, wenn du dich um die Details kümmerst.« Es entsteht eine Pause. »Ich muss jetzt aufhören«, sage ich schließlich. »Ich habe heute Abend Literaturkreis.«
»Bring mir einen von diesen Töpfen mit. Ich stelle ihn auf meinen Schreibtisch.«
»Wir fangen an, Geheimnisse voreinander zu haben.«
»Ich weiß. Wir kommen allmählich auf dem Boden der Tatsachen an.«
»Schau dir Oprah an.«
»Was?«
» Oprah . Schau rein.«
Ich gehe ins Wohnzimmer und schalte den Fernseher an. Die Sendung dreht sich um Mütter, die das Sorgerecht für ihre Kinder verloren haben. Ich vergewissere mich, dass Tory noch immer mit dem Nachbarskind im Spielzimmer ist, dann setze ich mich hin und schaue mir pflichtschuldig die Sendung bis zum Ende an, obwohl mir ein bisschen schlecht davon wird.
Der Abspann hat noch nicht einmal richtig angefangen, da ruft Kelly schon an. »Du musst das befolgen. Alles, was sie gesagt haben.«
»Kelly …«
»Nein, Elyse, ich meine es ernst. Du denkst, nur weil du die Mutter bist, würde alles automatisch dir zufallen, aber was ist, wenn du Tory verlieren würdest? Hast du darüber schon einmal richtig nachgedacht? Hast du die Szene mit dem Notizbuch gesehen?«
»Sie haben es gerade zusammengefasst, als ich den Fernseher angeschaltet hab, aber ich denke …«
»Das musst du machen. Deponiere ein kleines Notizbuch mit Spiralbindung in deinem Auto und schreibe jedes Mal auf, wenn du etwas für Tory machst. Immer wenn du sie zum Arzt fährst, zum Baseballtraining oder in der Schule …«
»Komm runter, ich helfe jede Woche freiwillig ihrer Kunstlehrerin. Erst gestern habe ich den Zweitklässlern geholfen, Häschen aus Pappmaché zu basteln.«
»Schreib es auf. Sorg dafür, dass du auch jedes Mal am Sekretariat haltmachst und dich einträgst, damit sie Aufzeichnungen haben. Du musst vielleicht beweisen, dass du diejenige bist, die alles für sie macht.«
»Jeder weiß …«
»Zu dem, was alle wissen, gehört auch, dass du einmal im Monat die Stadt verlässt.«
»Für zwei Tage. Willst du mir allen Ernstes sagen, dass die zwei lausigen Tage pro Monat, in denen Phil für unsere Tochter verantwortlich ist, mehr zählen als die übrigen achtundzwanzig, an denen ich die Aufsicht habe? Was ist denn das für eine Mathematik?«
»Und pass mit
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