Ein Mann zum Abheben
hast, die Männer würden sich gegen dich verbünden.«
»Du machst Scherze.«
»Sie haben zusammen Paartherapie gemacht. Vor langer Zeit, bevor die Kinder auf die Welt gekommen sind. Er hat gemeint, in unserem Fall würde sie ganz bestimmt ausgesprochen gern …«
»Jeff und Nancy führen eine beschissene Ehe.«
»Du denkst, dass alle eine beschissene Ehe führen.«
»Nein, nur du und ich und Jeff und Nancy.« Mir fallen noch ein paar andere ein, aber es ist nicht der richtige Zeitpunkt, das zu vertiefen. »Ich will nicht, dass sie mit uns arbeiten. Ich möchte nicht, dass auch noch das bisschen, was von unserer Privatsphäre übrig ist, ganz den Bach runtergeht. Hast du es irgendwie geschafft, unsere gesamte letzte Therapiestunde zu vergessen?«
»Nancy ist deine beste Freundin.«
»Gott steh mir bei, wenn das stimmt.«
»Sie macht sich Sorgen um dich.«
»Auf ihre eigene beschränkte Art tut sie das vermutlich. Aber die Tatsache, dass sie mit deinem besten Freund verheiratet ist, macht sie nicht unbedingt zu meiner besten Freundin.«
»Jeff hätte es ihr nicht erzählt, wenn er nicht glauben würde …«
»Willst du wirklich diese Unterhaltung führen?«
»Nein«, sagt Phil, fühlt sich aber sichtlich unbehaglich. Er denkt an die Zeit zurück, als ich alles getan habe, um ihn dazu zu bringen, mit mir zu sprechen. Er denkt daran, wie ich in Fötusposition zusammengerollt unter der Duschtür hindurch gebettelt habe. Er denkt an die Prospekte mit Bed-and-Breakfast-Pensionen, die ich überall im Haus herumliegen ließ, für den unwahrscheinlichen Fall, dass er sie zufällig sehen und vorschlagen würde, wir sollten ein Wochenende lang verreisen. Daran, wie ich bei Spielfilmen meine Hand nach seiner ausgestreckt habe. Jetzt hat er eine Frau, die das Zimmer verlässt, während er noch redet.
»Vielleicht solltest du es dir noch einmal überlegen und mit mir und Tory nach Florida kommen.« Er folgt mir hinaus in die Garage.
»Nein, wir brauchen diese Pause.« Es ist meine Chance, schon ein paar Sachen für den Umzug am 2. Juni einzupacken und sie zu Kelly zu bringen. Ich möchte keine Kisten herumschieben, während Tory im Haus ist. Ich habe viel darüber nachgedacht und glaube, dass es besser ist, ihr erst eine Woche vor dem eigentlichen Ereignis mitzuteilen, dass wir umziehen. Das heißt aber nicht, dass ich nicht schon ein paar Sachen wegbringen kann, während sie in Florida ist.
»Ich werde Ostern zurück sein.«
Ich drehe mich mit Müll in den Händen zu ihm um. »Ist es das, was dir Sorgen macht? Wie das Ganze für die Nachbarn aussehen wird?«
»Wir werden am Samstag zurückkommen. Rechtzeitig zum Barbecue.«
»Gut, ich hoffe sehr, du hast dafür gesorgt, dass Jeff und Nancy eine Kopie von euren Flugdaten haben.«
»Das ist nicht fair«, sagt er. Phil setzt seine Brille ab und tut so, als würde er die Gläser putzen. Mit viel Aufhebens haucht er sie an und wischt sie ab, doch seine Augen sind nach unten gesenkt. Irgendwann hat er Angst davor bekommen, meinem Blick zu begegnen. »Ich habe gedacht, du würdest dich vielleicht einsam fühlen.«
Das würde ausreichen, um mir die Tränen in die Augen zu treiben, wenn ich noch Tränen in mir hätte. »Mach dir deswegen keine Gedanken.« Ich hebe den schweren grauen Deckel der Mülltonne hoch und werfe den Beutel hinein. »Ich werde nicht einsamer sein als sonst.«
»Unglaublich, wie er auch nur auf die Idee kommen kann, hierherzukommen. Das ist deine Stadt.«
Kelly trägt seit neuestem ihre Haare hochgesteckt, was sie wie eine Lehrerin aussehen lässt, oder vielleicht eher wie einen Pornostar, der die Rolle einer Lehrerin spielt. Ich stelle mir vor, wie sie die Spange hinten aus ihren Haaren löst und ihren Kopf schüttelt, ihre Brille absetzt und plötzlich wunderschön aussieht.
»Ich war in Boston.«
Sie verdreht ihre Augen, als könne sie meine Dummheit nicht fassen. »Das ist etwas ganz anderes, und das weißt du. Wenn ein Kollege von ihm euch zufällig miteinander gesehen hätte, hätte er sich einfach abgewendet. Wenn er Gerry das nächste Mal gesehen hätte, hätte er ihm wahrscheinlich auf die Schulter geklopft. Aber was glaubst du wohl, was passieren würde, wenn dich hier jemand mit einem Mann herumlaufen sieht, den keiner kennt? Glaubst
du wirklich, sie würden einfach nur kichern und sich abwenden?«
»Wahrscheinlich würden sie mich mit Pfeil und Bogen verfolgen.«
Kelly verengt ihre Augen zu Schlitzen. »Das ist nicht
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