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Ein Mann zum Abheben

Ein Mann zum Abheben

Titel: Ein Mann zum Abheben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Wright
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Ihr Gesicht ist ausdruckslos, so als hätte sie Probleme, der Geschichte zu folgen. »Findest du das nicht süß?«
    »Du kannst kein Französisch.«
    »Er hat nicht Französisch gesprochen, er hat Englisch mit französischem Akzent gesprochen.«

    »Oh ja, das ist etwas ganz anderes.«
    »Dir stinkt es nur, dass ich glücklich bin. Du hast Angst, dass ich tatsächlich bekomme, was ich haben will und du es nicht aushältst. Weil du immer das Goldmädchen warst. Du solltest eigentlich diejenige sein, die Pepé le Pew bekommt.«
    »Hier geht es nicht um mich.«
    »Genau das versuche ich dir zu erklären. Du glaubst, was damals passiert ist, wird wieder passieren, aber du musst eines begreifen, Kelly: Ich bin nicht du.«
    »Du musst nicht so verdammt erfreut darüber klingen.«
    »Du hast vergessen. Du hast vergessen, wie es sich anfühlt. Versuch’s. Nur für eine Sekunde. Erinnerst du dich noch an den Tag, an dem wir ihn auf der Veranda angerufen haben?«
    »Erinnerst du dich noch an den Tag, an dem du mich in die Klinik gefahren hast?«
    »Gerry ist nicht Daniel. Du hast ihn noch nicht einmal kennengelernt.«
    »Das muss ich nicht. Männer wie er gebrauchen Frauen nur, sie brauchen sie völlig auf.«
    »Ist es das, was du dir jede Nacht einredest? Rechtfertigst du so die Ehe mit Mark und das Leben in diesem großen marmornen Haus?«
    »Fahr zur Hölle.«
    »Wenn ich dort ankomme, sorge dafür, dass du das Tor aufmachst und mich einlässt.«
    Als hätten wir es geplant, stehen wir mit einer einzigen Bewegung vom Tisch auf. Ich hole meine Autoschlüssel heraus, und sie setzt sich genauso unvermittelt wieder hin. »Er spielt nur mit dir«, sagt sie. »Eines Tages wachst du auf und siehst es als das an, was es ist.«

    In dieser Nacht krame ich Daniels Briefe an Kelly heraus und lese sie wieder einmal alle durch. Ich lese langsam, der Reihe nach. Ich lese sie laut. Jemand muss sich daran erinnern. Während ich sie lese, sitze ich auf dem Boden, blinzle in dem dämmrigen Licht, bis ich höre, wie Phils Auto in die Garage fährt. Dann laufe ich zum Schrank und stopfe sie in die erste große Tüte, die ich finde.
    Doch an der Tür steht nicht Phil, sondern Kelly.
    »Sei nicht böse auf mich«, sagt sie. »Du ahnst nicht, wie sehr ich hoffe, dass ich mich irre.«

Kapitel 40
    Die Zeiten sind vorbei, wo man jemanden am Flughafen auf romantische Weise begrüßen konnte. Moderne Sicherheitsmaßnahmen verbieten es, zum Gate zu gehen, geschweige denn, mit einem Arm voll Blumen auf der Rollbahn zu stehen. Gerry und ich haben uns schon auf Flughäfen überall im Land gegenseitig aus den Augen verloren, und als er nach Charlotte fliegt, schaffen wir es, uns richtig zu verfehlen. Auf der Ankunftstafel steht, dass seine Maschine vor zwanzig Minuten gelandet ist, aber ich kann ihn in der Gepäckausgabe nicht finden.
    Mein Handy klingelt.
    »Wo bist du?«, fragt er.
    »Oben, ich verlasse gerade den Schalter von US Airways.«
    »Okay, wir sind nah beieinander. Ach, warte eine Minute, vielleicht sollten wir uns heute lieber nicht treffen, ich habe nämlich eben diese umwerfende Frau entdeckt. Sie kommt direkt auf mich zu, trägt diese leuchtend rote Jacke …«
    Ich lache, schaue mich um, sehe ihn aber noch immer nicht. »Wo bist du?«
    »Oh Mist, vergiss es. Sie telefoniert. Vielleicht hat sie schon einen Freund. Ja, ja, sie sucht eindeutig jemanden, sie dreht sich um 360 Grad, wie eine Ballerina …«
    Dann sehe ich ihn, an einen Ticketschalter gelehnt, sein Handgepäck über der Schulter und das Handy am Ohr. Auf
seinem Gesicht liegt ein breites Lächeln, und ich habe den Eindruck, in den besten Spiegel dieser Welt zu schauen, denn auch ich lächle, und ich fühle mich schön, unglaublich, strahlend, schlank, jung. Ich gehe auf ihn zu, und er fängt mich mit einem Kuss auf, während wir die Handys noch immer an unsere Ohren gepresst haben, so dass wir durch Satelliten miteinander verbunden sind, die hoch über uns Signale durch den Weltraum senden, durch unsere Haut, durch eine Reihe von Nervenimpulsen, die immer noch knistern und zittern, als sich sein Mund auf meinen drückt.
     
    »Du hast dich verändert«, sagt Gerry. Er sieht sich ein Foto von Tory und mir an, das vor ein paar Jahren an Weihnachten aufgenommen wurde.
    »Nicht sehr. Meine Haare sind kürzer.«
    »Es ist mehr als nur das. Warum sind wir hier?«
    »Ich weiß nicht so ganz.«
    Er steht vor dem Kühlschrank, liest Torys Softball-Trainingsplan, die Liste mit den

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