Ein Mann zum Abheben
Auch Phil sang, leise und richtig, er sang ein Lied von einem Pferdchen und einem Frosch.
Ein Lied, das für ein Kind geeignet war, denn er gehörte zu den Männern, die wussten, wie man Kindern vorsingt, er gehörte zu den Männern, die Liedtexte über Pferdchen und Frösche kannten.
Vielleicht war er nicht mein Typ - er war zu spießig, zu groß und zu nett -, aber wieso soll man nicht den eigenen Geschmack ändern können? Wieso soll man nicht die eigene kindische Art ablegen und eine tiefer gehende Freude mit einem sanften Erwerbstätigen finden können? Vielleicht hatte ich die Nase voll von Baltimore. Vielleicht hatte ich die Nase voll von Jungs. Ich dachte an meinen Job, mein Apartment, den Typen, mit dem ich gerade zusammen war, und den Typen, mit dem ich davor zusammen gewesen bin, und nichts davon schien mir viel zu bedeuten, verglichen damit, dass ich hier war, dieses Kind auf dem Schoß und diesen Mann vor mir hatte, freundlich und lächelnd und mit einem Blutfleck auf seinem Shirt.
Ich trug Keon, der halb schlief und einen Luftballon umklammerte, zum Auto meiner Mutter, als ich plötzlich schnelle Schritte hinter mir hörte, die im Kies knirschten. Ich wirbelte herum - es war nicht mein Stadtteil, wie Kelly später betonte - und sah Phil auf mich zulaufen, eine Jacke in der Hand.
»Sie haben Ihren Mantel vergessen.«
»Das ist nicht mein Mantel.«
»Ich weiß.«
Und dann fragte er mich, ob ich gerne Indisch esse.
Anfangs schien die Ehe nicht so schwer zu sein.
Werden wir Zeugen der ersten Ferien, die Phil und ich als Ehemann und Ehefrau zubrachten. Bei seiner Familie ist Thanksgiving der wichtigste Familienfeiertag, ein Glück, denn für meine ist es Weihnachten. Wir sahen es als gutes
Omen, dass wir das so leicht aushandeln konnten, kamen überein, dass wir im November nach Norden und im Dezember nach Süden fahren würden, und gaben uns im wahrsten Sinn des Wortes die Hand drauf.
Am Dienstag vor Thanksgiving waren wir also auf der I-81 zur Farm seines Onkels Simon in Pennsylvania unterwegs. Es ging schneller als geplant, und wir beschlossen, von der Hauptstraße abzubiegen und durch das Gebiet der Amish zu fahren. Es war wunderschön, friedlich und ein bisschen diesig. Wie ein Bild auf einer Puzzleschachtel. Wir hielten in einem Ort mit dem skurrilen Namen Intercourse an und kauften in einem Gemischtwarenladen drei Dinge. Erstens einen Quilt, was für Neuvermählte eine hübsche und passende Anschaffung zu sein schien. Ich glaube, er hatte sogar ein Eheringmuster, wie sie es nannten - aber nein, das wäre grauenhaft perfekt, also täusche ich mich in diesem Punkt vielleicht.
Wir kauften außerdem ein Kürbiseis. Dessen bin ich mir ganz sicher, es kam mir selbst damals schon sonderbar vor mit seiner leuchtend lehmbraunen Farbe, doch Phil hatte untypischerweise darauf bestanden, es zu probieren. Er sagte, Kürbis ist die Herbstfrucht, und wenn ich mich draußen auf dem Hof vor dem Bauernladen im ländlichen Pennsylvania umschaute, musste ich ihm Recht geben. Überall lagen Kürbisse - sie säumten die Veranda, waren in der Nähe des Parkplatzes zu Haufen aufgeschüttet, thronten neben der Straße auf Zaunpfählen. Trotzdem war ich mir mit dem Eis nicht sicher. Später, zwei Tage nachdem wir von der Reise nach Hause gekommen waren, erfuhr ich, dass ich mit Tory schwanger war, aber schon dort schmeckte mir alles komisch. Ich leckte nur einmal kurz an dem Eis und warf den Rest weg.
Drittens kauften wir für Phil ein Hemd, wie es die Amish
tragen. Es hatte keinen Kragen, war gebleicht und stonewashed, und es war aus einem weichen, dünnen Jeansstoff angefertigt, der in meiner Hand knitterte. Das Hemd kostete achtundvierzig Dollar, mehr als wir damals sonst für Kleidungsstücke ausgaben, aber ich liebte es.
Ich liebte es so sehr, dass ich darauf bestand, er müsse es für den Rest der Reise tragen, und er tat es, er zog sich noch auf dem Parkplatz sein rot kariertes Flanellhemd aus und das Jeanshemd an. Phils Hals ist so dick wie der eines Footballspielers und zeigt kaum eine Einbuchtung. Ihm ist das peinlich, er sagt, er würde dadurch bescheuert aussehen. Ich bezweifle, dass ein kragenloses Hemd das Richtige ist, um dies zu kaschieren, doch in den frühen Tagen unserer Ehe war ich wie hypnotisiert vom muskulösen Hals meines Mannes. Ich träumte davon, meine Finger hinter seinem Kopf zu verschränken, meine Augen zu schließen, meine Füße anzuheben und einfach nur vor und zurück zu
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