Ein Mann zum Heiraten
die frischen Tomaten dufteten köstlich.
“Das gefällt dir auch, stimmt’s?”, sagte sie scherzend zu dem Baby, als ihr Blick auf das frisch gebackene Brot fiel. “Du schlägst deinem Vater nach und wirst dein italienisches Erbe pflegen, nicht?” Allmählich verflog ihre Müdigkeit, und auch die Anspannung ließ nach, weil James nun nicht mehr in ihrer Nähe war. Erst vor Kurzem hatte Poppy es sich angewöhnt, mit ihrem Kind zu sprechen.
“Erwarte bloß nicht von mir, dass ich eine typische italienische
mamma
bin und dich zu sehr verwöhne”, fuhr sie fort, obwohl sie es natürlich nicht so meinte. Aus einem Impuls heraus drehte sie sich plötzlich um und stellte fest, dass James auf der Türschwelle stand. Sie errötete verlegen. Wie lange mochte er dort schon stehen? Lange genug, um mein albernes Gerede mit anzuhören, dachte sie und ging sofort in die Offensive.
“In den Büchern steht, dass es sehr wichtig ist, schon vor der Geburt mit dem Baby zu sprechen, damit es weiß, dass es geliebt wird”, erklärte sie.
“Und, liebst du es?”
“Es ist doch mein Kind. Wie könnte ich es nicht lieben?”
“Es ist auch mein Kind”, erinnerte er sie. “Ich warne dich, Poppy. Falls du je versuchen solltest, so zu tun, als wäre Chris sein Vater, so wie du dir eingeredet hast, du würdest mit ihm schlafen …”
“Paolo hat anscheinend keine Milch gekauft”, fiel sie ihm ins Wort und wandte sich schnell ab, damit er nicht sah, wie ihre Wangen brannten.
“Poppy”, mahnte er sie.
“Nein … nein, ich werde nicht so tun, als wäre Chris der Vater meines … unseres Babys. Wie sollen wir das aushalten, James?”, fügte sie hinzu, nachdem sie sich wieder zu ihm umgedreht hatte. Der Ausdruck in ihren Augen verriet, wie unglücklich sie war. “Wir lieben uns nicht. Wir mögen uns nicht einmal.”
“Wir werden es aushalten, weil uns nichts anderes übrig bleibt – ihretwegen oder seinetwegen.” Einen Moment lang betrachtete James vielsagend ihren Bauch. Dann nahm er die Wagenschlüssel, die er auf den Küchentisch gelegt hatte. “Ich bringe jetzt das Gepäck nach oben und fahre anschließend in den Ort, um Wasser zu kaufen. Deine Sachen stelle ich in das große Schlafzimmer. Ich nehme das andere Zimmer.”
Das Haus hatte zwei Schlafzimmer, die beide sehr geräumig waren. Das Bad ging von dem großen Zimmer ab, sodass derjenige, der das kleinere Zimmer bewohnte, es nur durch das andere betreten konnte. James’ Mutter hatte immer vorgehabt, ein zweites Bad einbauen zu lassen, war aber nicht dazu gekommen.
Ohne auf eine Antwort zu warten, verließ James die Küche.
Auf der Rückseite des Hauses befand sich eine Veranda, die mit Wein bewachsen war. Damals als Poppy mit ihren Eltern die Ferien hier verbracht hatte, hatten sie meistens dort gegessen. Verzweifelt fragte sie sich, wie sie es hier zwei Wochen lang allein mit James aushalten sollte. Und wenn sie nicht einmal die Vorstellung ertragen konnte, zwei Wochen mit ihm allein zu sein, wie sollte sie dann die Jahre überstehen, die noch vor ihnen lagen? Resigniert ging sie nach oben.
Auf James’ Anweisungen hin hatte Paolos Frau beide Betten frisch bezogen. Wie hat er ihr wohl erklärt, dass wir nicht zusammen in einem Zimmer schlafen?, überlegte Poppy, während sie sich auszog. Dann duschte sie kurz, zog sich frische Unterwäsche an und legte sich ins Bett.
Poppy lächelte zufrieden vor sich hin, als sie ihr leichtes Baumwollkleid überzog und dabei aus dem Schlafzimmerfenster schaute. Der Himmel war strahlend blau, und es versprach wieder ein sonniger Tag zu werden.
Als sie sich das Kleid über die Hüften fallen ließ und sich aufrichten wollte, spürte sie es – eine leichte Bewegung, als würde etwas ihren Bauch streifen. Sie wusste sofort, was es war, und rief, ohne nachzudenken: “James, komm schnell her!”
Sekunden später öffnete James die Tür. “Was ist los?”, fragte er, während er Poppy betrachtete.
Sie hatte sich davor gefürchtet, mit ihm allein zu sein, denn es hätte ihr umso deutlicher vor Augen geführt, dass sie nicht zusammenpassten. Die Zeit war jedoch erstaunlich schnell vergangen.
Vermutlich, weil die Wochen vor der Hochzeit so anstrengend gewesen waren, hatte Poppy sich danach gesehnt, sich einfach nur zu entspannen und die Sonne zu genießen. Instinktiv hatte sie versucht, nicht ständig an ihr feindseliges Verhältnis zu James zu denken, sondern vielmehr an das Wohl des Babys, das in ihr heranwuchs.
Weitere Kostenlose Bücher