Ein Mann zum Heiraten
Menschen in der Toskana gewesen war.
Eine unerwünschte Folge ihrer Schwangerschaft war, dass Poppy ständig Hitzewallungen hatte. Zum Glück war der Wagen, den James gemietet hatte, klimatisiert, und man merkte nichts von der brütenden Sommerhitze draußen.
Wenn sie an die Toskana dachte, sah sie immer die warmen Farben vor sich – Erdfarben, die für sie die Fruchtbarkeit und Fülle der Landschaft verkörperten und die in Kontrast zu dem tiefen Blau des Himmels noch intensiver wirkten.
Die Villa, ein relativ kleines Gebäude, das ziemlich abgelegen war, war ursprünglich ein Hochzeitsgeschenk von James’ Vater an seine Mutter gewesen.
“James wurde hier gezeugt”, hatte seine Mutter Poppy einige Tage zuvor anvertraut. “Ich habe mich oft gefragt, ob das der Grund dafür ist, dass er eine viel stärkere Bindung an seine italienischen Vorfahren hat als Chris. Du liebst ihn, stimmt’s?”, hatte sie dann leise hinzugefügt. “Ich weiß, wie sehr er dich liebt, dich immer geliebt hat.”
Poppy hatte daraufhin den Kopf geneigt.
Sie wusste nicht, wie James seine Mutter so offensichtlich anlügen konnte, zumal sie es nicht fertigbrachte. Vielleicht hatte ihre Tante die Tränen in ihren Augen als Zeichen ihrer Liebe zu ihm gedeutet, denn sie hatte es dabei bewenden lassen und nur sanft ihren Kopf berührt.
Der Ort, in dessen Nähe die Villa lag, war noch genauso, wie Poppy ihn in Erinnerung hatte. Einige dunkeläugige Kinder, die in einem Hauseingang standen, schauten dem Wagen nach, und bei ihrem Anblick wurde sie erneut von den Gefühlen überwältigt, die sie seit einigen Wochen ständig verspürte.
“Was ist los?”, erkundigte sich James, der es offenbar bemerkt hatte, doch sie konnte es ihm einfach nicht erklären.
Ob es allen Frauen, die ein Kind erwarten, so geht?, überlegte sie. Hatten alle schwangeren Frauen das Bedürfnis, kleine Kinder und Tiere zu beschützen, weil diese so verletzlich waren? Immer wieder erstaunte es sie, wie stark ihre Liebe zu dem Baby war, obwohl sie sich nie ein Kind gewünscht hatte. Selbst wenn James und sie nichts füreinander empfanden, ihr Kind würde sie immer lieben.
Als Poppy ihn ansah, war ihr klar, dass auch er es immer lieben würde.
Nun lenkte er den Wagen in eine schmale, unbefestigte Straße, die zur Villa führte.
Im Laufe der Zeit waren die ursprünglich dunklen rotbraunen Steine in der Sonne ausgeblichen. Die geschlossenen Fensterläden waren blendend weiß. Offenbar hatte der Bauer, der in der Nähe wohnte und sich im Auftrag von James’ Mutter um das Haus kümmerte, sie vor Kurzem frisch gestrichen.
Nachdem James angehalten hatte und ausgestiegen war, stieg Poppy ebenfalls aus.
“Paolo müsste eigentlich schon einige Vorräte hergebracht haben”, erklärte er und meinte damit den Bauern. “Wenn nicht, fahre ich noch einmal zum Einkaufen in den Ort. Du kannst dich in der Zwischenzeit hier einrichten. Hast du einen besonderen Wunsch?”
“Nur Wasser.” Sie schnitt ein Gesicht, denn sie fühlte sich nach der langen Reise ganz ausgetrocknet. Wegen der Hitze und ihrer inneren Anspannung war sie außerdem ein wenig benommen. Als sie ihn blinzelnd ansah, stellte sie fest, dass James die Stirn runzelte.
“Du solltest lieber aus der Sonne gehen”, riet er ihr.
“Ich bin schwanger, das ist alles”, entgegnete sie gereizt. “Es besteht also kein Grund zur Aufregung. Nicht dass du dir meinetwegen Sorgen machen würdest”, fügte sie bitter hinzu. “Dir ist es doch völlig egal, wie es mir geht.”
“Wäre es dir denn lieber, wenn ich es tun würde?”
Als sie seinen drohenden Unterton hörte, verspannte sie sich noch mehr.
“Wir wissen doch beide, was dir zu schaffen macht, Poppy. Es geht überhaupt nicht darum, dass ich mich aufrege, wie du es nennst. Verdammt, ich bin nicht Chris, aber wann wirst du endlich erwachsen und erkennst …?” Er verstummte unvermittelt und fuhr sich über den Nacken. Dabei sah er sie aus zusammengekniffenen Augen finster an.
“Komm, lass uns reingehen”, meinte er dann und schritt auf die Haustür zu.
Poppy folgte ihm schweigend in einigem Abstand, während er die verwitterte Holztür aufschloss. Im Haus war es angenehm kühl. Während James die Fensterläden öffnete, ging sie in die Küche. Paolo war offenbar da gewesen, denn auf dem Küchentisch stand ein Karton mit Lebensmitteln. Als sie sich die Sachen anschaute, merkte sie plötzlich, dass sie Hunger hatte. Besonders der geräucherte Schinken und
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