Ein Mann zum Heiraten
sah sie lediglich ihren Cousin vor sich und nicht den Mann, nach dem sie sich so viele Jahre gesehnt hatte. Sie verspürte nicht das geringste Verlangen.
Ob es an meiner Schwangerschaft liegt?, überlegte Poppy. Dann fiel ihr jedoch ein, dass sie James nur wenige Stunden zuvor begehrt hatte. Und auch jetzt begehrte sie ihn.
Unbehaglich rutschte sie auf der Liege hin und her. Dass ihr so heiß war, lag allerdings nicht an der Hitze, wie sie nun erkannte. Entsetzt richtete sie sich auf. Sie konnte James nicht begehren. Das war unmöglich.
Aber sie war kein unschuldiger Teenager mehr, sondern eine Frau, die genau wusste, wie sie körperlich reagierte, wenn sie erregt war. Die Anzeichen dafür waren unverkennbar.
Instinktiv hielt Poppy Ausschau nach James. Ihr Herz klopfte plötzlich schneller. Sie wollte, dass er zurückkam, denn ohne ihn fühlte sie sich verletzlich, weil sie Angst vor ihren Gefühlen hatte.
Sicher lag es an der Schwangerschaft, dass sie derartigen Stimmungsschwankungen unterworfen war, wie sie sich einzureden versuchte. Aber was war die Ursache für ihr körperliches Verlangen?
“Wir sollten jetzt lieber aufbrechen, wenn du heute noch essen gehen willst”, mahnte James.
Poppy saß immer noch im Garten und schaute sich den Sonnenuntergang an – zumindest redete sie es sich ein. Seit James wieder zurück war, hatte sie ihn nämlich die ganze Zeit verstohlen beobachtet. Dabei hatte sie versucht, sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr sie sich nach seiner Nähe sehnte, und sich gleichzeitig gefragt, was mit ihr los war.
Warum weckten die banalsten Dinge wie zum Beispiel seine Art, sich zu bewegen, oder der Anblick seiner gebräunten Haut plötzlich derart starke Gefühle und Bedürfnisse in ihr? Warum brachte seine Gegenwart sie plötzlich so durcheinander, dass ihr Herz förmlich raste, wenn James sich ihr näherte? Und warum ließ allein die Vorstellung, dass er sie berührte, sie heftig erschauern? Schließlich kannte sie ihn schon ihr ganzes Leben.
Sie wusste keine Antwort auf diese Fragen.
“Ich ziehe mich jetzt um”, erwiderte sie schließlich und stand auf, um ins Haus zu gehen.
Sicher liegt es an der Schwangerschaft, dass ich so gesund aussehe, dachte sie, als sie sich flüchtig im Schlafzimmerspiegel betrachtete. Ihre Haut war mittlerweile zart getönt.
Ihr Bauch war zwar erst ein wenig runder geworden, aber trotzdem fühlte Poppy sich in weiteren Sachen wohler. Daher war sie im Nachhinein froh darüber, dass sie sich vor der Hochzeit von Sally zu einem Einkaufsbummel hatte überreden lassen.
Obwohl die fließenden Kleider in den kühlen Farben eigentlich nicht ihrem gewohnten Stil entsprachen, musste sie zugeben, dass sie ihr standen. Bisher hatte sie immer geglaubt, derart feminine Modelle aus Batist, ärmellos und mit tiefem Ausschnitt, würden ihr nicht stehen.
“Die sind herrlich luftig”, hatte Sally begeistert erklärt. “Darunter brauchst du nicht einmal einen BH zu tragen. Probier einmal das hier an.” Sie hatte ein wunderschönes mintgrünes Kleid mit tief angesetzten Falten, das vorn durchgeknöpft war, von der Stange genommen.
“Genau!”, hatte sie gerufen, nachdem Poppy es widerstrebend angezogen hatte. “Das wird James gefallen. All die Knöpfe … Männer lieben so etwas.”
Poppy erinnerte sich daran, wie stark ihre Hände gezittert hatten, als sie das Kleid wieder ausgezogen hatte. Sie hatte es nicht kaufen wollen, aber Sally hatte es heimlich bezahlt und einpacken lassen, sodass sie es erst zu Hause entdeckt hatte.
Nachdem Poppy nun geduscht hatte, zitterten ihre Hände wieder, als sie es anzog – diesmal aber aus einem anderen Grund.
“Das wird James gefallen”, hatte Sally gesagt, und als Poppy die Augen schloss und sich vorstellte, wie James es langsam aufknöpfte, bis sie nackt vor ihm stand, erschauerte sie heftig und stöhnte unwillkürlich auf.
“Poppy?”
Verlegen öffnete sie die Augen wieder. Offenbar hatte er ihr Stöhnen gehört.
“Was ist los? Stimmt etwas nicht? Ist etwas mit dem Baby?”, erkundigte er sich besorgt, während er das Zimmer betrat. Er trug immer noch die Shorts, aber sein Oberkörper war nackt.
Wie gebannt betrachtete sie ihn, die Lippen leicht geöffnet.
“James.”
James stand nun so dicht vor ihr, dass sie ihn berühren konnte. Und genau das tat sie auch. Sie berührte seinen Arm und hielt dabei seinen Blick fest. Ihre Augen waren dunkel vor Verlangen.
“Ich will dich”, sagte sie mit bebender Stimme.
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