Ein Meer von Leidenschaft (German Edition)
Intellektuellen über englische Dichter des achtzehnten Jahrhunderts diskutierend. Gemessen an ihrer kühlen, abweisenden Art kam Dominic sich plötzlich rau, impulsiv und seinen Gefühlen und Launen zu leicht nachgebend vor.
Das Hauptgericht wurde aufgetragen, und Dominic versuchte sich auf die köstlich zubereiteten Scampi zu konzentrieren.
„Ich habe mir die Unterlagen – die Notizbücher und Seekarten – genauer angeschaut, bevor ich herkam“, bemerkte er nach einer Weile.
„So?“ Kate unterdrückte die Aufregung, die sich ihrer bemächtigte.
„Dein Vater hat sehr gründlich recherchiert.“
„Selbstverständlich.“
Dominic lachte kurz auf. „Selbstverständlich“, wiederholte er sarkastisch. „Na ja! Ich meine, dass er auf der richtigen Fährte gewesen sein könnte. Du bist dir im Klaren darüber, dass das Gebiet, in dem er das Wrack vermutete, ziemlich gefährlich ist?“
Kate runzelte die Stirn und ließ die Gabel sinken, blickte aber nicht von ihrem Teller auf. „Haie?“ fragte sie.
„Haie kann man nicht auf ein bestimmtes Gebiet festlegen. Sie sind überall und nirgends“, antwortete Dominic. „Ich meine etwas anderes. Die meisten Menschen haben vergessen, dass sich der Krieg in den Vierzigerjahren bis hier unten hin auswirkte. An der ganzen Küste entlang liegen noch Minen. Wenn wir bis auf den Meeresboden tauchen, dürfen wir das nicht außer Acht lassen.“
„Da hast du Recht.“
„Danke.“
„Bitte.“
„Oh Kate …“ Dominic verstummte und griff nach seinem Glas. Er brachte kaum einen Bissen hinunter. Mit allen Sinnen nahm er Kates Nähe auf. Wie früher verspürte er den Wunsch, die Nadeln aus ihrem Haar zu ziehen und die Hände in der weichen Fülle zu vergraben. Er erinnerte sich an das Gefühl von Glück und Zufriedenheit, wenn er Kate in die Arme geschlossen und ihren Körper an seinem gespürt hatte.
Er dachte daran, wie sie ihn sehr ernst angeschaut hatte, bevor die Lust die Oberhand in ihr gewann und sie sich frei und ungehemmt dem letzten ekstatischen Augenblick überließ.
Sollte das, was ihm damals so natürlich erschienen war, verkehrt gewesen sein? Unmöglich!
Aber würde sie sich je wieder wie einst an ihn schmiegen? Wenn sie einander geliebt hatten, flüsterte Kate seinen Namen, als genüge ihr der Klang, um sich zu vergewissern, dass ihre Wonnen, ihre Glückseligkeit kein Traum waren. Wie gerne würde er seinen Namen nochmals aus ihrem Mund hören, während sie eng umschlungen nebeneinander lagen und langsam in die Wirklichkeit zurückfanden!
Schweigend beendeten Dominic und Kate ihr Mahl. Anschließend tranken sie Kaffee.
Dominic beschloss, sich keine Mühe zu geben, dem Verlangen zu widerstehen, Kate erneut zu besitzen. Er brauchte sie. Und inzwischen glaubte er festgestellt zu haben, dass er ihr auch nicht gleichgültig war. Gewiss würde der Augenblick kommen, in dem er seine brennende Begierde nach ihr stillen konnte. Und dann musste er sie für immer stillen. Noch einmal würde das Schicksal sie gewiss nicht zusammenführen.
Kate musterte Dominic verstohlen. Seine Miene verriet nichts. Dennoch spürte Kate, dass er irgendeine Entscheidung getroffen hatte, die sie betraf.
„Ich werde also um acht Uhr am Hafen sein“, sagte sie sachlich, um Dominic zu verstehen zu geben, dass sie nur an ihrer Abmachung interessiert war. „Ich werde Sauerstoffflaschen benötigen, Tauchermaske und Flossen. Meinen Taucheranzug habe ich mitgebracht. Nimm bitte meine Aktentasche und die Unterlagen mit an Bord. Es wird wohl das Beste sein, wenn wir zwischen sechs und acht Stunden täglich auf dem Meer verbringen.“
„Hast du noch Übung im Tauchen?“
„Ich weiß, was ich zu tun habe“, antwortete sie bestimmt.
„Das bezweifle ich nicht, da du einen sehr guten Lehrer hattest.“ Mit der für ihn typischen schnellen und ungeduldigen Geste trank Dominic den restlichen Kaffee. „Wenn du aber untrainiert bist, sollten wir ein, zwei Tage lang kürzer treten.“
„Ich kenne mich aus.“
„Ich verlange von einem Partner mehr als Kenntnisse.“
Dominic bemerkte, dass Kates Augen zornig aufblitzten. Es verstärkte seine Sehnsucht nach ihr. Er hätte gern gesehen, wie sie ihre Beherrschung verlor.
„Wir sind keine Partner“, berichtigte sie ihn. „Du arbeitest für mich.“
„Das ist Ansichtssache“, erwiderte Dominic leichthin und stand auf. „Wir werden morgen den ganzen Tag über auf dem Meer sein. Es wäre gut, wenn du den Schlaf nachholen
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