Ein Meer von Leidenschaft (German Edition)
Gast, ein ganz besonderer Gast“, erklärte Marsh der Kellnerin. „Wie wäre es mit einem Aperitif vor dem Essen, Kate? Oder mit einer Flasche Wein?“
„Weißen Bordeaux“, ertönte eine tiefe männliche Stimme. Unwillkürlich zuckte Kate zusammen. Dann zwang sie sich, gelassen zu Dominic zu blicken, der neben dem Tisch aufgetaucht war. „Die Frau Lehrerin hat eine Vorliebe für weißen Bordeaux, Cindy.“
„Jawohl, Mr. Silver“, antwortete Cindy ehrerbietig.
Bevor Kate Ja oder Nein sagen konnte, war die Kellnerin davongeeilt.
„Hallo, Dominic“, begrüßte Marsh seinen Bruder. „Es ist jedes Mal von neuem erstaunlich, wie du die Bedienung auf Trab bringen kannst.“
Dominic zuckte mit den Schultern und legte die Hand auf die Stuhllehne seines Bruders. „Ich habe Appetit auf Scampi.“
Die Atmosphäre war seit Dominics Erscheinen gespannter geworden, aber die drei Menschen bemühten sich, darüber hinwegzugehen.
„Die kann ich wärmstens empfehlen“, sagte Marsh eifrig zu Kate. „Linda und der Koch haben das Rezept lang und breit diskutiert und sind schließlich zu wahrer Meisterschaft in der Zubereitung der Scampi gelangt.“
„Ich werde sie probieren. Leistest du mir dabei Gesellschaft?“ Sie lächelte Marsh an, als spüre sie den düsteren Blick des Mannes an seiner Seite nicht.
„Das kann ich leider nicht. Linda musste nach Hause, um irgendeine mittelschwere Katastrophe zu verhindern. Joy ist darauf spezialisiert, den Babysitter zur Verzweiflung zu bringen. Deshalb muss ich mich allein um den Betrieb kümmern. Vielleicht schaffe ich es, mich später noch ein Weilchen zu dir zu setzen. Ich wünsche einen guten Appetit.“ Marsh warf seinem Bruder einen warnenden Blick zu, bevor er ging.
4. KAPITEL
N achdem Marsh verschwunden war, nahm Dominic unaufgefordert den Platz seines Bruders ein. Kate setzte sich kerzengerade hin.
„Was soll das, Dominic? Du hast zwar das Recht, dich im Restaurant deines Bruders aufzuhalten, aber ich bin sicher, dass du meine Gesellschaft zum Abendessen so wenig möchtest wie ich die deine“, sagte sie steif.
„Mit dieser Vermutung irrst du, liebe Kate.“ Er lächelte der Kellnerin zu, die den Wein brachte, und machte sich nicht die Mühe, Kate über die Besitzverhältnisse hinsichtlich des Lokals aufzuklären.
Während Cindy die Weinflasche öffnete und den ersten Schluck in Dominics Glas goss, saß Kate stumm und mit unbeweglicher Miene am Tisch. Sie hielt es für unschicklich, die Diskussion in Gegenwart der Bedienung fortzuführen, und wollte warten, bis diese gegangen war.
Dominic hob das Glas an die Lippen. „Er ist gut“, befand er dann. „Danke, Cindy, ich werde selbst eingießen.“
Die Kellnerin nickte und stellte die Flasche auf den Tisch. Danach legte sie zwei Speisekarten daneben und zog sich zurück.
Dominic ergriff die Flasche und füllte Kates Glas. „Da wir uns beide für dasselbe Restaurant entschieden haben, können wir uns einem kleinen Test unterziehen.“
Kate antwortete nicht. Sie trank von ihrem Wein. Er war kühl und trocken. Sie erinnerte sich noch genau daran, wie sie zum ersten Mal eine Flasche Bordeaux mit Dominic geteilt hatte. Damals hatten sie auf dem Boden im Wohnzimmer seines Hauses gesessen. Es war die Nacht gewesen, in der sie sich zum ersten Mal geliebt hatten. Kate nahm einen zweiten Schluck.
„Was für einem Test?“ fragte sie schließlich.
„Wir haben heute Gelegenheit festzustellen, ob wir beide es schaffen, ein zivilisiertes Mahl zu uns zu nehmen. In der Öffentlichkeit zu speisen gehört zu den Dingen, zu denen wir früher nie kamen.“
Kate runzelte die Stirn und beobachtete, wie Dominic sein Glas hob. Sie hatte ihn niemals Wein aus einem Weinglas trinken sehen. In seinem Haus hatte es nur Becher gegeben. Das Kristallglas wirkte in seiner Hand sehr zerbrechlich, die Farbe des Weines hell und rein, ganz anders als der unergründliche Ausdruck der dunkelgrünen Augen Dominics.
Ihr Vater hätte es damals nicht gutgeheißen, wenn sie mit einem Mann ausgegangen wäre, den er als eine Art Angestellten betrachtete. Kate hatte das gewusst und sich danach gerichtet. In gewisser Weise war jetzt vieles anders. Dominic war ihr Angestellter, wenn man so wollte. Sie konnte selbst entscheiden, was sie für gut und richtig hielt.
Impulsiv hob auch sie ihr Glas und prostete Dominic zu. „Auf eine erfolgreiche Zusammenarbeit, also.“
„Ich hätte es nicht besser ausdrücken können.“ Dominic stieß leicht
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