Ein Meer von Leidenschaft (German Edition)
raschen, geschickten Bewegungen schlang sie ihr Haar im Nacken zusammen und steckte es fest.
Ab jetzt wollte sie nur nach vorn schauen, nicht zurück auf das, was war oder was hätte sein können.
Kate sehnte sich nach Abwechslung, und es drängte sie aus dem Zimmer. Entschlossen ging sie zum Schrank und holte ein Kleid hervor. Ihre Erschöpfung spielte keine Rolle mehr.
Kate beschloss, hinüberzugehen zu Linda und Marsh. Sie wollte Marsh begrüßen und ein ausgedehntes Abendessen einnehmen. Nach ihrer Rückkehr ins Hotel würde sie gewiss zu müde sein, um zu denken oder zu träumen.
Und morgen erwartete sie Arbeit.
Rasch und entschlossen kleidete Kate sich an.
Es war kurz nach sechs, als Kate im „Roost“ eintraf. Das Restaurant gefiel ihr auf Anhieb. Es machte keinen eleganten, aber einen sehr gemütlichen Eindruck. Hier herrschte eine andere Atmosphäre als in den vornehmen Restaurants, in denen sie mit ihrem Vater oder mit Kollegen in Connecticut gespeist hatte. Dieser Raum wirkte einladend und anheimelnd.
Gemälde und Drucke von Schiffen aller Art zierten die weiß verputzten Wände. Weiteres Schiffszubehör fand sich als Dekoration im ganzen Restaurant. Ein Kompass, dessen Messingarmaturen glänzten. Ein großes, buntes Dreiecksegel war hinter der Bar drapiert. Unter der Decke hing ein Ausguck, aus dem üppiger Farn wucherte.
Trotz der frühen Stunde waren bereits viele Paare und Familien anwesend, von denen Kate die meisten unschwer als Sommergäste identifizieren konnte. Es roch gut und verlockend, und das leise Geräusch von Stimmen übte eine beruhigende Wirkung auf Kate aus.
Während sie sich umschaute, stellte sie fest, dass hinter der gemütlichen Atmosphäre ein gut organisierter Betrieb funktionierte. Die Kellner und Kellnerinnen waren flink, ohne allerdings zwischen den Tischen zu hetzen. Die Fenster ermöglichten einen herrlichen Ausblick auf den Hafen. Abrupt wandte Kate sich ab, weil sie sich dabei ertappte, wie sie unwillkürlich Ausschau nach der „Wirbelwind“ oder ihrem leeren Anlegeplatz hielt.
„Kate!“
Sie erkannte die Stimme sofort. Lächelnd drehte sie sich um. „Marsh, ich freue mich, dich zu sehen“, begrüßte sie Dominics Bruder.
Auf seine ruhige, überlegte Art betrachtete Marsh sein Gegenüber. „Schön wie eh und je“, meinte er dann. „Linda hat es mir zwar gesagt, aber es gefällt mir natürlich sehr viel besser, es mit eigenen Augen festzustellen.“
Kate lachte. In Marshs Gegenwart fiel es ihr leicht, sich zu entspannen und ausgelassen und fröhlich zu sein, wohingegen die Nähe seines Bruders alle ihre Sinne gefangen nahm. „Wie ich hörte, muss man dir gleich zu mehreren Anlässen gratulieren. Zu deiner Hochzeit, deiner Tochter und deinem Restaurant.“
„Ich nehme alle Glückwünsche dankend entgegen. Darf ich dir als Gegenleistung den besten Tisch des Hauses anbieten?“
„Mit weniger habe ich nicht gerechnet.“ Kate hakte sich bei Marsh ein. „Du machst einen zufriedenen Eindruck“, bemerkte sie, während Marsh sie zu einem Tisch am Fenster führte. „Und einen glücklichen.“
„Das bin ich auch.“ Marsh strich mit den Fingern leicht über Kates Hand. „Es tut mir Leid … die Sache mit deinem Vater, Kate.“
„Ich weiß. Danke, Marsh.“
Marsh nahm Kate gegenüber Platz. Seine Augen hatten einen viel sanfteren und weicheren Ausdruck als die seines Bruders. Es war Kate immer ein Rätsel geblieben, warum Marsh mit dem verträumten Blick ein praktisch veranlagter Kaufmann war und Dominic die großen Träume hegte.
„Schön, dass du wieder hier bist“, sagte Marsh. „Wir haben dich vermisst – wir alle.“
„Alle?“
„Ja, alle.“
Kate faltete die rot-weiß karierte Stoffserviette auseinander und wieder zusammen. „Es ändert sich vieles im Laufe der Zeit“, meinte sie. „Du und Linda gebt dafür das beste Beispiel ab. Als ich damals fortging, hatte ich den Eindruck, dass du Linda für so etwas wie eine lästige Plage hieltest. Habe ich mich etwa so sehr getäuscht?“
„Daran hat sich nichts geändert“, behauptete Marsh und lachte. Er schaute zu der jungen Kellnerin mit dem blonden Pferdeschwanz auf, die an ihren Tisch getreten war. „Das ist Cindy, sie wird sich gut um dich kümmern. Cindy, das ist Miss Hardesty.“ Er warf Kate einen schelmischen Blick zu. „Oder sollte ich dich lieber als Frau Doktor Hardesty vorstellen?“
„Nein, nein“, antwortete Kate. „Ich habe Urlaub.“
„Miss Hardesty ist unser
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