Ein Meer von Leidenschaft (German Edition)
Dominic um. Dabei kam sie direkt in den Weg eines Stachelrochens.
Dominic sah ihn sofort. Er befand sich knapp zwei Meter von Kate entfernt, als sich der flache graue Rochen durch die Schicht aus Sand und feinem Schlamm, die den Boden bedeckte, hocharbeitete.
Dominic reagierte blitzschnell. Er handelte, ohne nachzudenken. Er schoss auf Kate zu, um sie fortzuziehen, doch es war zu spät. Der Rochen schlug mit dem tückischen Schwanz aus und erwischte Kate.
Ihr Schrei wurde vom Wasser gedämpft. Dominic erkannte, dass der Rochen Kate trotz seines Rettungsversuches getroffen hatte und dass sein Gift bereits zu wirken begann. Ihr Körper versteifte sich vor Schmerz und Schock. Der Schöpflöffel entglitt ihrer Hand und sank in Zeitlupe auf den Grund des Meeres zurück.
Dominic wusste, was er zu tun hatte, wie er sich in einem derartigen Notfall verhalten musste. Dennoch war ihm der Schreck in alle Glieder gefahren. Es handelte sich nicht um irgendeinen Taucher, der sich in Lebensgefahr befand, sondern um Kate. Plötzlich spürte er, wie ihr Körper erschlaffte und wie leblos in seinen Armen hing.
Hastig legte er Kates Kopf zurück, um so die Atemwege frei zu halten. Mit einer Hand hob er ihr Kinn hoch. Den anderen Arm schlang er von hinten um sie und presste die Hand unterhalb ihres Busens auf ihren Oberkörper. Auf diese Weise hatte er Kate fest und sicher im Griff. Dann begann er, mit Hilfe seiner Flossen an die Oberfläche zu schwimmen.
Es war gut, dass Kate das Bewusstsein verloren hatte. Womöglich hätte sie sich sonst vor Schmerzen gekrümmt und Widerstand geleistet.
Während Dominic mit ihr der Oberfläche zustrebte, drückte er in regelmäßigen Abständen auf Kates Brustkasten, um die Luft hinauszupressen. Es bestand die Gefahr einer Embolie. Eigentlich hätten sie langsamer hochsteigen müssen, um sich den veränderten Druckverhältnissen anpassen zu können.
Dominic bewegte seine Beine gleichmäßig und schaute sich hin und wieder um. Blutete Kate? Blut zog Haie an …
Beim Boot angekommen, entfernte Dominic den Gürtel mit den Gewichten von Kates Taille. Er stützte ihren Körper mit einem Arm und befreite sich mit der anderen Hand von seinen Sauerstoffflaschen, die er danach an Bord hievte. Anschließend löste er Kates Gurte und hob ihre Sauerstoffflaschen ebenfalls über den Bootsrand.
Er sah ihr wächsernes Gesicht, als er die Maske von ihrem Kopf streifte. Kate stöhnte leise, und dieser Laut trieb ihn zur Eile an. Ihren reglosen Körper über der Schulter, kletterte Dominic die Leiter hinauf, um an Bord der „Wirbelwind“ zu gelangen.
Vorsichtig legte er Kate auf den Boden und begann ohne Zögern, ihr den Taucheranzug auszuziehen. Während er den festen blauen Gummistoff über die Wunde zog, die sich oberhalb des rechten Fußes befand, untersuchte Dominic die Verletzung, die der Rochen verursacht hatte. Der Stachel am Schwanz hatte eine Wunde in ihr Fleisch geschlagen.
Nach einem letzten Blick in das bleiche Gesicht der immer noch ohnmächtigen Kate eilte Dominic hinab unter Deck, um den Erste-Hilfe-Kasten zu holen. Als er zurückkehrte, bewegte sich Kate.
Mit dem Bewusstsein kam der Schmerz. Kate spürte die Stiche in ihrem Knöchel, die alle anderen Empfindungen in ihr auslöschten. Sie rang nach Luft und versuchte sich aufzurichten. Als könne sie davonlaufen und auf diese Weise der Qual entfliehen.
„Bleib ruhig liegen“, sagte Dominic mit sanfter Stimme.
Kate ballte die Hände zu Fäusten und gehorchte. Sie öffnete die Augen und blickte in den wolkenlosen blauen Himmel. Gedanken jagten ihr durch den Kopf, doch der Schmerz war so stark, dass sie sie nicht entwirren konnte. Während sie in das endlose Blau über ihr schaute, bemühte sie sich angestrengt, sich zu konzentrieren und zu erinnern.
Der Schöpflöffel. Kate bewegte ihre Hand und merkte, dass sie ihn verloren hatte. Der Verlust dieses Gegenstandes schien plötzlich das Einzige zu sein, was sie wirklich bedrückte.
„Wir haben die Kombüse entdeckt.“ Ihre Stimme klang rau und schwach. „Ich habe einen Löffel gefunden. Wahrscheinlich haben sie mit ihm früher Suppe in die Steingutschüssel gefüllt. Die Schüssel … ganz … kein Riss. Dominic …“ Kate hatte immer leiser gesprochen, bis ihre Stimme schließlich völlig versagte.
Nach einer Weile drehte Kate den Kopf zu Dominic. „Es war ein Rochen, stimmt’s? Ich habe nicht aufgepasst. Er musste sich dort eingegraben haben. Werde ich durch sein Gift
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