Ein Meer von Leidenschaft (German Edition)
berührten sich leicht, als Dominic ihr ein bestrichenes Brot reichte. „Ich werde dich an dein Versprechen erinnern.“ Er nahm sein Brot und eine Flasche Milch. „Lass uns an Deck essen.“ Er wollte Kates Nähe in der engen Kabine entfliehen, und er brauchte frische Luft.
Kate folgte ihm. „Es mag zwar gesund sein“, befand sie nach dem ersten Bissen, „aber es schmeckt wie etwas, das man fünfjährigen Kindern gibt, um sie zu trösten, wenn sie hingefallen sind.“
„Fünfjährige brauchen auch viel Eiweiß.“
Kate gab die Diskussion auf und setzte sich im
Schneidersitz auf den Boden. Neckereien und Seitenhiebe würden sie nicht an ihr Ziel bringen. Sie blinzelte in die strahlende Sonne und spürte die sanfte Bewegung des Bootes unter sich.
„Es ist die ‚Liberty‘, Dominic“, sagte sie leise und betrachtete das Holzbrett. „Ich weiß es.“
„Schon möglich.“ Dominic streckte sich. „Aber es gibt etliche Wracks in dieser Gegend. Diamond Shoals ist ein richtiger Schiffsfriedhof.“
„Aber Diamond Shoals liegt fünfzig Kilometer nördlich von hier.“
„Und an der gesamten Küste, entlang der vorgelagerten Inselkette, verlaufen Strömungen. Außerdem besaß man vor zweihundertfünfzig Jahren noch nicht die genauen Navigationssysteme und Instrumente. Es gab ja noch nicht einmal Leuchttürme. Sie sind eine Erfindung des neunzehnten Jahrhunderts. Niemandem wird es auch nur annähernd gelingen zu sagen, wie viele Schiffe seit Kolumbus’ Zeiten vor dieser Küste untergegangen sind.“
„Mich interessiert nur ein einziges Schiff.“ Kate biss wieder in ihr Brot.
„Eines zu finden, das ist nicht schwierig“, erwiderte Dominic. „Schwierig wird es erst, wenn man ein ganz bestimmtes sucht. Im vergangenen Jahr wurden nach einer Reihe von Stürmen am Strand von Hatteras viele Wrackteile angespült. Die meisten Häuser auf der Insel sind aus solchen Überresten gebaut.“ Dominic drehte das Brett prüfend in der Hand.
„Warum soll es nicht von der ‚Liberty‘ sein?“ fragte Kate hartnäckig.
Dominic lächelte über ihre Beharrlichkeit. „Wie dem auch sei, es ist ein richtiger Schatz. Wenn man eine solche Entdeckung macht, gehört der Schatz dem Finder.“
Kate betonte nicht, dass sie nicht nach irgendeinem Schatz Ausschau hielt. Sie interessierte sich allein für die „Liberty“. Dominic wusste, dass sie ein besonderes Verhältnis zu diesem Schiff hatte.
Kate trank von ihrer Milch. „Was hast du mit deinem Anteil vor?“ erkundigte sie sich.
Dominic zuckte mit den Schultern. „Noch ein Boot kaufen, vielleicht“, antwortete er.
„Wenn man bedenkt, welchen Wert uralte Goldmünzen heute haben, kannst du mit deinem Anteil ein ganz tolles Boot kaufen.“
„Das habe ich auch vor.“ Dominic lächelte leicht, blieb aber reserviert. „Und du?“
„Oh, ich weiß es noch nicht.“ Kate konnte nichts Konkretes nennen. Irgendwie war es ihr nicht möglich, darüber nachzudenken, was nach der Suche sein würde. „Ich werde wohl verreisen.“
„Wohin?“
„Vielleicht nach Griechenland. Zu den Inseln.“
„Allein?“
Das Essen und die stete Bewegung des Bootes hatten Kate schläfrig gemacht. „Hm“, antwortete sie nur und schloss die Augen.
„Gibt es da keinen engagierten Lehrer, den du mitnehmen würdest? Jemanden, mit dem du über den Trojanischen Krieg diskutieren könntest?“
„Ich möchte nicht mit einem engagierten Lehrer nach Griechenland.“
„Mit jemand anders?“
„Es gibt niemanden.“
Kate saß gegen die Reling gelehnt und hatte den Kopf zurückgelegt, um die warmen Sonnenstrahlen auf ihr Gesicht scheinen zu lassen. Der Wind spielte mit ihrem langen Haar, und ihre feinen, ebenmäßigen Gesichtszüge ließen sie unnahbar erscheinen wie eine wunderschöne Porzellanfigur, die man nicht berühren darf.
Es versetzte Dominic einen Stich, Kate so ruhig und entrückt zu sehen. Er dachte daran, wie ihre Augen einst gestrahlt und ihre Wangen sich vor Leidenschaft gerötet hatten, wenn sie in seinen Armen lag.
„Warum nicht?“ wollte er wissen.
„Hm?“
„Warum gibt es niemanden?“
Träge öffnete Kate die Augen. „Niemanden?“ Sie war nicht bei der Sache.
„Warum hast du keinen Liebhaber?“
Schlagartig wich die Schläfrigkeit von ihr. Sie verschränkte ihre Finger ineinander, so fest, dass die Knöchel weiß hervortraten. „Es geht dich nichts an, ob ich einen Liebhaber habe oder nicht.“
„Gerade hast du mir gesagt, du hättest
Weitere Kostenlose Bücher