Ein Meer von Leidenschaft (German Edition)
damit, sein Zimmer anzuschauen. Hier hatte sich manches verändert.
Die Fensterrahmen waren neu, und das Eichenholz kontrastierte gut mit der hellbeige gestrichenen Wand. Auf dem breiten Fensterbrett hatte Dominic einige schöne Muscheln verteilt, und in einer Ecke stand ein seltsam geformtes Stück Treibholz, das wie eine Skulptur wirkte. Die frühere Kleiderstange war durch einen Schrank aus dunklem Holz ersetzt worden, und die Apfelsinenkisten hatten einem Rattansessel mit ovaler Lehne Platz gemacht.
Das Bett war noch dasselbe. Das breite Bett mit dem hohen verzierten Kopfteil hatte seinen Eltern gehört. Den Rest der Wohnungseinrichtung der Eltern besaß Marsh. Nur das Bett hatte Dominic für sich behalten wollen. Er selbst war hier geboren worden, mitten in der Nacht, als die Insel von einem heftigen Sturm heimgesucht worden war.
Und er und sie, Kate, hatten sich in diesem Bett geliebt. Leicht strich sie über das Laken.
Sie hielt mitten in der Bewegung inne, als Dominic mit einem Tablett ins Zimmer trat. „Du hast dir eine Menge Arbeit mit diesem Raum gemacht“, sagte sie.
„Nur ein bisschen.“ Er stellte das Tablett auf ihren Schoß und setzte sich auf den Rand des Bettes.
Der Duft der Suppe stieg Kate in die Nase, und sie schnupperte. „Riecht wundervoll.“
„Mag sein, aber vom Riechen allein wirst du weder satt noch gesund.“
Kate lächelte. Bevor sie Einwände erheben konnte, hielt Dominic ihr den ersten Löffel vor den Mund und drängte sie zu essen.
„Sie schmeckt genauso gut, wie sie duftet“, sagte sie wenig später und wollte den Löffel selbst in die Hand nehmen, aber Dominic ließ das nicht zu. „Ich mache es schon selbst“, begann Kate. Weiter kam sie nicht, denn schon fütterte Dominic sie weiter.
„Du brauchst nur zu essen“, sagte er kurz angebunden. „Du siehst fürchterlich aus.“
„Das kann ich mir denken“, antwortete Kate. „Ich nehme an, dass niemand wie aus dem Ei gepellt aussieht, der erst vor wenigen Stunden von einem Rochen geschlagen wurde.“
„Vierundzwanzig“, berichtigte Dominic sie und schob einen weiteren Löffel Suppe zwischen ihre Lippen.
„Vierundzwanzig was?“
„Stunden.“ Dominic beachtete ihre geweiteten Augen nicht.
„Ich war vierundzwanzig Stunden ohnmächtig?“ Kate schaute zum Fenster hinaus in die helle Sonne, als könne sie dort einen Hinweis darauf finden, dass Dominic Unrecht hatte.
„Bevor Doktor Bailey dir die Spritze gab, war es ein ständiges Auf und Ab. Er meinte, dass du dich später an nichts mehr erinnern würdest.“
„Ich erinnere mich wirklich an nichts.“
Das war gut, fand Dominic. Denn jedes Mal, wenn Kate für wenige Augenblicke das Bewusstsein wiedererlangt hatte, hatte sie wahre Höllenqualen ausstehen müssen. Er glaubte noch ihr furchtbares Stöhnen zu hören und ihre Finger zu spüren, die sich fest um seine gekrampft hatten. Die ganze Zeit über hatte er mit ihr gelitten.
„Es muss ein sehr starkes Mittel gewesen sein, das er mir injiziert hat“, meinte Kate.
„Er hat getan, was nötig war.“
Ihre Blicke trafen sich. Zum ersten Mal bemerkte Kate die Spuren der Müdigkeit und Erschöpfung in Dominics Gesicht.
„Du bist die ganze Nacht über wach gewesen“, flüsterte sie. „Hast du dich gar nicht ausgeruht?“
„Jemand musste auf dich aufpassen“, erwiderte er. „Doktor Bailey meinte, du solltest schlafen, bis die schlimmsten Schmerzen vorüber seien. Deshalb hat er dir das Medikament gespritzt.“ Obwohl Dominic sich um einen beiläufigen Tonfall bemühte, schwang Besorgnis in seiner Stimme mit. Er konnte auch nicht verhindern, dass seine nächsten Worte vorwurfsvoll klangen. „Die Verletzung ist eigentlich nicht so schlimm, begreifst du das? Du wärst nur nicht in der Lage gewesen, allein damit fertig zu werden. Bailey sagte, du hättest dich selbst bis an den Rand der Erschöpfung getrieben.“
„Das ist lächerlich. Ich …“
Dominic ließ Kate nicht ausreden, sondern gab ihr einen weiteren Löffel Suppe. „Das ist überhaupt nicht lächerlich. Ich brauchte dich nur anzusehen, um festzustellen, dass Bailey Recht hatte. Du hast zu wenig gegessen, zu wenig geschlafen und dich überanstrengt. Kein Wunder, dass du auf die Nase gefallen bist.“
Die Beruhigungsspritze bewirkte, dass Kates Widerspruch gedämpft wurde. Ihre Stimme klang nicht zornig, als sie leise erwiderte: „Ich bin nicht auf die Nase gefallen.“
„Das wäre nur noch eine Frage der Zeit gewesen.“ Dominic
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