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Ein Mensch namens Jesus

Ein Mensch namens Jesus

Titel: Ein Mensch namens Jesus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerald Messadié
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wußte. Was das Spiel beinahe unmöglich machte.
    Also blieb Manassah stumm.
    »Ich kehre heute nach Jerusalem zurück. Was hältst du davon?« erkundigte sich Herodes.
    Manassah strich sich mit der flachen Hand über die Brust. »Du willst zum Passah-Fest dort sein«, antwortete er. »Und du willst für den Fall eines Aufstandes dort sein, um deine Präsenz zu demonstrieren. Aber ich zweifle daran, daß es eine Revolte gibt, da ich keinen Anstifter wüßte. Ich meine natürlich einen großen Aufstand. Die Essener lösen ihn nicht aus, weil es zu wenige von ihnen in Jerusalem gibt und weil Jokanaan außerdem ein Abtrünniger für sie war. Und Jünger hatte er nicht mehr als eine Handvoll.«
    Ein Sklave kam, um die Haare des Tetrarchen mit einer eigens aus Rom importierten Seife einzuschäumen, und kurze Zeit später trat ein anderer aus dem gleichen Grund zu Manassah. Die beiden Männer schlossen die Augen.
    »Jedenfalls«, fuhr Manassah fort, »verzeih, daß ich dich daran erinnern muß, verfügst du in Jerusalem über keinerlei Macht. Du besitzt dort nur den Palast deines Vaters. Wenn ein Aufstand ausbricht, wäre das eine Angelegenheit des Pontius Pilatus, und da Jerusalem nun einmal unter der Fuchtel des Statthalters von Judäa steht, scheint es mir recht unwahrscheinlich, daß die paar Anhänger eines Eremiten aus Galiläa sich erdreisten sollten, dort Krach zu schlagen. Außerdem hält sich bestimmt dein Schwager Agrippa in Jerusalem auf, und dieser Nichtsnutz, der bis zum Hals in Schulden steckt, hat nichts anderes im Sinn, als dir einen bösen Streich zu spielen. Somit wirst du in Jerusalem alles andere als einen ruhigen Aufenthalt haben.«
    »Gründe genug, um in Jerusalem zu sein«, gab Herodes zurück. »Wenn es dort zu einem Aufstand käme, würde Agrippa sofort das Gerücht in die Welt setzen, daß ich dafür verantwortlich sei, und dies über Pontius Pilatus dem Cäsaren zukommen lassen. Wenn ich dort bin, wird man dagegen sagen, daß Jokanaans Jünger zu große Angst vor mir haben. Und Agrippa hält dann seinen Mund!«
    Ein Sklave stieg in das Becken hinab, um ihm die Schultern zu massieren.
    »Es liegt also wirklich in meinem ureigensten Interesse, so schnell wie möglich nach Jerusalem zu kommen«, fuhr Herodes fort. »Außerdem vergißt du den anderen, diesen Jesus.«
    »Was sollte Jesus denn unternehmen können?«
    »Er hat wesentlich mehr Anhänger als Jokanaan«, gab Herodes zu bedenken.
    »Wenn er in Jerusalem einen Aufstand anzetteln sollte, dann gilt für ihn dasselbe wie für Jokanaan, das heißt, es ginge lediglich Pilatus oder den Sanhedrin an...«
    »Ich spreche von keiner Revolte in Jerusalem«, fiel ihm Herodes ins Wort, während er sich das schweißtropfende Kinn abwischte, »sondern von einer Revolte in Galiläa, die meine Autorität bedrohen könnte. Da alles von Jerusalem ausgeht, ist meine Anwesenheit gerade dort vonnöten, um die Sicherheit für das übrige Land gewährleisten zu können. Und außerdem will ich in Erfahrung bringen, was die Intriganten und Schwätzer des Sanhedrin im Schilde führen.«
    »Dann gehen wir eben nach Jerusalem«, räumte Manassah ein. »Aber denk daran, daß es, falls Jesus einen Aufstand schürt, wo immer das auch sein mag, Rom und den Sanhedrin viel mehr angeht als dich, denn dieser Mann gilt als Messias, das heißt als König von ganz Israel, nicht nur von Galiläa oder Peräa, sondern auch von Ituräa, Trachonitis, Samarien und Judäa und warum nicht auch von Phönizien und Idumäa, kurz, von der Gesamtheit der römischen Provinzen in Palästina. Mehr noch als der Sanhedrin würden Pilatus und Tiberius verhöhnt. Laß also Pilatus und Hannas sich um diesen Jesus kümmern. Es sei denn...«
    »Es sei denn, was?« fragte Herodes, wobei er unter dem Druck der knetenden Hände des Masseurs den Kopf zurückwarf.
    »Es sei denn, du hast selbst ein Hühnchen mit diesem Jesus zu rupfen. Was hast du in Jerusalem vor? Willst du Jesus’ Verhaftung einleiten? Und das gleiche Spiel wie mit Jokanaan von vorne beginnen?« fragte Manassah.
    Herodes besprengte sich das Gesicht mit dem kalten Wasser, das ihm sein Sklave in die Hände goß, und rieb sich die Augen. »Du vergißt, daß Jesus in Galiläa, also einem Gebiet, das unter meiner Rechtsprechung steht, die meisten Anhänger hat. Ganz Galiläa ist ihm ergeben, das versichern mir meine Kundschafter. Wer weiß, was dieser alte Schlaufuchs von Hannas mit Agrippas Hilfe daraus alles machen könnte, nur um mich zu

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