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Ein Mensch wie Du

Ein Mensch wie Du

Titel: Ein Mensch wie Du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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in der Staatsloge neben zwei Ministern und erzählte von seiner Entdeckung Franz Krones. Professor Bucher war hochrot im Gesicht, der enge Frackkragen drückte ihm die Luft ab.
    Zweites Klingelzeichen.
    Durch die Gänge schwirrten die Gespräche, das Orchester begann zu stimmen, im Souffleurkasten leuchtete die Lampe auf, Vandenbelt schrie auf der Bühne herum – das Eisengitter der Angelotti-Gruft wackelte, wenn man es anfaßte.
    Rennende Füße … Nervosität … Zündstoff bei jedem Wort, jeder Gebärde … Premierenstimmung …
    In dieses Gewimmel hinein kam Franz Krone, als er fertig zum Auftritt die Hauptbühne durch einen Seiteneingang betrat. Plötzlich stand er in der Kulisse der Kirche und sah Vandenbelt am Vorhang stehen und durch den Spion hinein in den Zuschauerraum blicken.
    »Die Bestie Publikum«, sagte Krone fröhlich, als er an ihn herantrat. »Ich glaube, Vandenbelt. Sie sind nervöser als ich.«
    »Sie haben gut lachen!« Vandenbelt trat von dem Spion zurück. »Sie machen den Mund auf und singen. Aber geht etwas schief – wer ist schuld? Der Regisseur!« Er zeigte mit dem Daumen auf den geschlossenen Vorhang. »Da drin sitzen der Ministerpräsident und drei Minister, und hundert Banausen warten darauf, daß irgend etwas geschieht. Wie mir Fischer sagte, sind heute einige Dutzend Kritiker da … alles Ihretwegen, Krone. Singen Sie wie ein junger Gott, dann haben Sie heute ab 21 Uhr 30 die ganze Welt in der Tasche und können es sich leisten, Onassis bei einer Begegnung zwanzig Minuten warten zu lassen.«
    Franz Krone ging an den Vorhang und hob die Stoffklappe des Spions empor. Er überblickte den noch hell erleuchteten großen Zuschauerraum, sah die weißen Frackbrüste, die Dekolletés der teuren Abendroben, das blitzende Geschmeide; in der Staatsloge verabschiedete sich gerade Dr. Fischer … Auf dem ersten Rang war Betrieb – dort stellten sich sechs Ehepaare mit aller gesellschaftlichen Etikette vor. Er sah die Reihen des Parketts entlang und blickte hinunter zu Professor Bucher, der wieder mit dem Zeigefinger in seinen Kragen fuhr und vor sich hinfluchte.
    Plötzlich stutzte er. Er preßte die Augen näher an den Spion und starrte in die erste Reihe. Ein Mädchen saß dort in einem Tüllkleid, ein Programm zerknüllt auf dem Schoß. Es hatte den Kopf gesenkt, aber auch ohne ihr Gesicht zu sehen, wußte er, wer es war.
    Ein Schlag ging durch seinen Körper, als er Greta so vor sich sitzen sah, in der ersten Reihe, wie er es ihr versprochen hatte. Sie hatte seinen Brief nicht rechtzeitig bekommen, das war offensichtlich; und nun war sie hier, würde in der Pause vor seiner Garderobe erscheinen, würde nach der Premiere sich an seine Seite schmiegen und den Triumph mit ihm feiern wollen … Sie hatte ja ein Recht dazu, sie gehörte ja zu ihm, sie war Greta Sanden, seine Verlobte, die er in den nächsten Wochen heiraten wollte und die in ihrem Koffer die Papiere mitgebracht hatte für das Standesamt. Sie würde ihr Recht behaupten, sie würde ihn in überschäumender Freude küssen, wenn die Oper zu Ende war; und Sandra würde daneben stehen, eine Katze, ein Raubtier ohne Gnade, eine Furie voll grausamer Schönheit, die kämpfen und nicht zurücktreten würde, weil sie wußte, daß sie die Stärkere war, die Siegerin, ihm im voraus vom Schicksal bestimmt.
    Ein Schwindel ergriff ihn bei dem Gedanken, Greta und Sandra sich gegenüberstehen zu sehen. Er griff sich an den Hals und taumelte vom Vorhang zurück. Schweiß brach auf seiner Stirne aus, kalter, klebriger Schweiß. Es war ihm, als müsse er sich übergeben. Lähmende Angst schnürte ihm das Herz ab.
    Vandenbelt sah ihn verblüfft an. »Was haben Sie?« fragte er leise.
    »Ich singe heute nicht«, ächzte Krone.
    »Was?! Wohl verrückt geworden?!« Vandenbelt wurde weiß im Gesicht, er verfärbte sich wie ein Sterbender. »Was soll der Quatsch, Krone?! Lampenfieber hat jeder … Wenn der Vorhang aufgeht, ist alles vorbei!«
    »Ich singe nicht!« sagte Krone laut. »Unter keiner Bedingung singe ich! Rufen Sie sofort Kammersänger Bossmer an – er ist auf die Rolle studiert. Ich singe nicht!«
    Er wollte sich abwenden und von der Bühne gehen, aber Vandenbelt hielt ihn am Ärmel fest. Sein Gesicht war verzerrt, auch ihm stand Schweiß auf der Stirn.
    »Das dritte Klingelzeichen!« schrie er. »Wie soll ich Bossmer jetzt herholen? Was denken Sie sich?! Sie singen! Schluß!«
    »Ich kann nicht, Vandenbelt … Ich möchte es, aber ich

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