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Ein Mensch wie Du

Ein Mensch wie Du

Titel: Ein Mensch wie Du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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an seiner Frackschleife. »Der größte Skandal der Münchener Oper! Es wird mir ein Vergnügen sein, diesen Irren eigenhändig vor die Tür zu werfen wie ein Bündel Lumpen!«
    Erwartungsvoll, diskutierend blieben die zweitausend Menschen sitzen. Die erhoffte Sensation war gekommen, zwar ganz anders, als man dachte, aber deshalb um so eindringlicher. Die Kritiker der Zeitungen, im Parkett auf drei Reihen wie ein geschlossener Block sitzend, besprachen das ungewöhnliche Opernereignis.
    Nur ein Mann verließ das Theater und stand eine Weile kopfschüttelnd im Foyer, ehe er sich den Mantel geben ließ; Professor Glatt aus Köln.
    Unten an der Tür traf er auf Greta Sanden. Er sah sie an, legte stumm den Arm um ihre zuckende Schulter und führte sie aus der Oper hinaus in die kühle Luft des Septemberabends.
    Franz Krone blieb von diesem Abend an verschwunden.
    Er war schon nicht mehr in seiner Garderobe, als Dr. Fischer dort erschien, ihm seine fristlose Entlassung mitzuteilen und ihn wie einen Bettler aus dem Theater zu weisen. Auch Professor Glatt und Greta Sanden fanden ihn nicht, als sie ihn in seinem Zimmer besuchen und trösten wollten. Die Wirtin hatte ihn seit vier Tagen nicht mehr gesehen, sagte sie. Professor Glatt sah Greta an, und diese senkte den Kopf und nickte schwach.
    »Das alte Lied«, murmelte Glatt. »Eine Frau! Es ist ein Jammer um diese Stimme …«
    Auch Sandra fand Franz Krone nicht. Sie hatte den Premierenabend an der Seite Bossmers durchgehalten, verbissen, sich selbst bezwingend, über sich hinauswachsend, aber dann, nach dem letzten Vorhang und der letzten Verbeugung mit gequältem Lächeln, warf sie die Rosensträuße, die man ihr überreicht hatte, in die Ecke der Kulissen und stürmte hinaus. In ihrer Garderobe schrie sie, verlor ihre Nerven, wälzte sich auf dem Sofa. Dann saß sie in ihrem weißen De Soto und raste durch die Nacht nach Wolfratshausen.
    Franz Krone war nicht in dem heimlichen Hotel. Sie raste zurück nach München zu seinem möblierten Zimmer. Die Wirtin empfing sie mit der gleichen Feststellung, daß Herr Krone seit vier Tagen nicht mehr auf seinem Zimmer gewesen sei. Im übrigen hätten bereits eine junge Dame und ein älterer Herr nach ihm gefragt, setzte sie hämisch lächelnd hinzu.
    »Eine andere Dame?« Sandra zog die Augenbrauen hoch. »Wie sah sie aus?«
    »Jung. Hübsch. Blond.«
    »Blond?«
    »Sie sprach rheinischen Dialekt.« Die Wirtin freute sich über die Wirkung ihrer Worte. Sandra drehte sich schroff herum und verließ das Haus. »Eine andere Frau«, durchglühte es sie. »Eine blonde Frau! Aus Köln! Und heute morgen noch …« Sie biß sich auf die Unterlippe. Ihr Inneres schien ein einziger Brand zu sein. Erst im Wagen, hinter dem großen, weißen Steuerrad, wurde sie ruhiger. »Er hat mich belogen und betrogen«, dachte sie. »Seine Liebe war nur geheuchelt, und ich bin darauf hereingefallen, ich habe geglaubt, ihn ganz allein für mich zu haben … Ich Närrin, ich Verblendete!«
    Ein Sturm von Haß und Rachegedanken überschwemmte sie. »Man müßte ihn suchen«, durchfuhr es sie, als sie langsam die Straßen entlangfuhr und dann hinausraste nach Wolfratshausen zu dem kleinen Hotel. »In der ganzen Welt sollte man ihn suchen, und wenn man dann vor ihm steht, müßte man ihm das Gesicht zerkratzen, ihn unmöglich machen vor allen Menschen, so unmöglich, daß ihm die Hunde ausweichen, wenn er ihnen ein Stück Brot geben will!« Sie steigerte sich in einen Haß hinein, der so völlig von ihr Besitz ergriff, daß er alle klaren Gedanken überdeckte und eine neue Leidenschaft gebar, in der sie litt mit der ganzen Haltlosigkeit ihres Wesens.
    Während Greta Sanden und Professor Glatt nach zwei Tagen vergeblicher Suche zurück nach Köln fuhren, kündigte Sandra Belora ihren Gastspielvertrag bei Dr. Fischer.
    »Sind Sie denn auch verrückt geworden?!« schrie Dr. Fischer außer sich. »Sie haben für sieben Abende unterschrieben! Die Plakate sind gedruckt, die Karten längst ausverkauft … Mir genügt die Blamage mit diesem Idioten – und nun kommen Sie auch noch?!«
    »Ich will München nicht mehr sehen!« sagte Sandra steif. Und um Dr. Fischer jedes Wort abzuschneiden, öffnete sie ihre Handtasche und warf dem Intendanten einen ausgefüllten Scheck auf den Schreibtisch. »Hier haben Sie 20.000 DM als Konventionalstrafe. Soviel ist mir die Lösung des Vertrages wert! Ich werde sie mir bei … bei …« – sie würgte, als sie den Namen nannte –

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