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Ein Mensch wie Du

Ein Mensch wie Du

Titel: Ein Mensch wie Du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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nickte kurz. »Hoffentlich sehe ich Sie nie wieder, Mr. John.«
    »Ganz meinerseits, ganz meinerseits.« Jackie nickte freundlich und versuchte im Sitzen eine Verbeugung. Das mißlang, weil sein schwerer Kopf mit der Tischplatte in Berührung kam, und der Einfachheit halber blieb Jackie mit dem Kopf auf dem Tisch liegen und schlief wieder ein.
    Das alles wußte Franz Krone nicht – vielleicht hätte es ihn unsicher gemacht zu erfahren, daß neben der Ausbildung und dem freien Leben, das er in Rom als Gast Caricaccis genoß, dieser noch zehntausend Mark in seine Stimme investiert hatte und somit auf ihn die Verpflichtung fiel, sie einmal zurückzuzahlen. Das aber war es, was Caricacci als erstes vermied: Krone sollte singen aus reiner Freude am Gesang, er sollte frei sein von allen inneren und äußeren Belastungen. Darum auch wurde Krone wie ein Gefangener gehalten, und seine Ausgänge wurden stets von Caricacci begleitet. »Frauen«, sagte der Professor einmal, »lernen Sie als Sängerstar noch genug kennen. Sie werden sich Ihnen vor die Füße werfen, und Sie brauchen sie nur noch aufzuheben! Es sind eigentümliche Geschöpfe, die Frauen. Nur, weil einer den Mund aufmacht und ein paar schöne Töne kommen heraus, glauben sie ohne diesen Mann nicht leben zu können und laufen ihm nach, hängen sein Bild über ihr Bett und schleichen sich in sein Hotel, um ihm aufzulauern. Ich kannte einen Sänger, der eine schöne Stimme hatte, aber schielte und klein und kugelrund war. Die Frauen überfielen ihn trotzdem und zogen ihn auf der Straße halb aus, so verrückt waren sie. Man sieht – Schönheit ist nicht immer ausschlaggebend bei der rätselvollen Liebespsychologie vieler Frauen. Und darum, Krone – bis zum ersten Opernabend bekommen Sie bei mir keine hübsche Frau zu Gesicht!«
    Caricacci hielt seinen Grundsatz strikt ein. Er wußte nicht, daß Franz Krone Sandra Belora kannte und daß sie immer dann seinen Weg kreuzte, wenn er vor einer besonderen Entscheidung stand, die seinem Leben einen anderen Sinn geben sollte.
    Vier Tage vor der Bekanntschaft mit Giulio, dem Leiter der Großen Oper, las Krone, daß Sandra Belora in Südafrika, in Johannesburg und Windhuk, Gastspiele gegeben hatte und einen triumphalen Erfolg davontrug. Im Februar würde sie in Neapel singen, die Aida von Verdi, stand weiter im Artikel.
    In Neapel! Von Neapel bis Rom war es ein Katzensprung! Sollte alles wieder so werden wie vorher?! Sollte die ganze Not, das Herumzigeunern mit Jackie John, die neue Ausbildung bei Caricacci, sollte alles vergebens gewesen sein?
    Franz Krone bat an diesem Abend den Professor um eine Aussprache. Auf der Terrasse der Villa mit dem Blick auf die Campagna, in der Sandra ihr Gut besaß, erzählte er ihm alles. Er verschwieg nichts, er beschönigte nichts, er legte seine ganze Feigheit, sein Schicksal, seine Läuterung vor Caricacci hin, und es war, als befreie ihn dieses Geständnis von einem inneren Druck, der die ganzen Monate wie ein Ring um seine Brust gelegen hatte.
    Stumm, ohne ihn zu unterbrechen, hörte Caricacci zu. Als Franz Krone geendet hatte, nickte er und gab ihm die Hand. »Ich danke Ihnen«, sagte er fest. »Es war gut, daß Sie mir alles sagten. Sie hätten es schon früher tun sollen.«
    Er ließ Krone allein auf der Terrasse zurück und ging in sein Büro. Dort rief er Giulio an.
    »Solange mein Schützling bei dir singt«, sagte er, »darf Sandra Belora nicht bei dir gastieren und auch nicht die Oper betreten!«
    Intendant Giulio setzte sich schwer in den Sessel, der hinter ihm stand. »Bist du plötzlich verrückt geworden?« sagte er leise. »Die Sandra … Ich wäre froh, wenn sie bei mir singt!«
    »Ich nicht! Ich erkläre es dir später! Sandra wird im Februar in Neapel gastieren! Sie kommt mir nicht nach Rom, Giulio! Kommt sie, dann gibt es einen Krach zwischen uns, der nicht mehr zu flicken ist.«
    »Caricacci!«
    »Krone wird nur singen, wenn Sandra nicht da ist!«
    »Maria mia! Hat er schon Starhysterie?!«
    »Nein! Aber ich will es nicht. Sollte die Sandra anfragen, winke ab. Hörst du – winke sie so ab, daß sie gar keine Lust hat, nach Rom zu kommen!«
    »Verrücktheit!« Giulio hieb mit beiden Fäusten auf den Tisch. »Seit einem Jahr bemühe ich mich, die Sandra zu bekommen, und nun das?! Ich pfeife auf deinen Tenor und nehme die Sandra!«
    Caricacci nickte. »Sehr gut!« sagte er fest. »Dann wird ihn die Scala herausstellen.«
    »Die Mailänder?!« Giulio stöhnte. »Caricacci

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