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Ein Mensch wie Du

Ein Mensch wie Du

Titel: Ein Mensch wie Du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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den Barmixer auf seine Stimme hin zu prüfen. Eigensinnig hockte er hinter dem Klavier und hielt den Mixer, der hilfesuchend um sich blickte, an der Jacke fest.
    »Du kannst singen«, sagte Jackie mit glasigen Augen. »Jeder Mensch kann singen! Du auch! Und wenn du falsch singst und immer einen halben Ton tiefer oder höher, so ist das deine besondere Note! Denk an den guten Old Louis, den Opa Armstrong! So gut kannst du es auch! Los, mon amigo … 'ne Schnulze singen muß ein Barmixer können!« Er intonierte eine Melodie. »Kennst du die?«
    »Nein!« sagte der Mixer und sah flehend zu Franz Krone hin, der lachend am Ausgang der Halle stand.
    »Macht nichts … Dann singste lalala … Wie die Yma Simac … Variationen eines Blues … 'ne ganz neue Masche!« Er spielte, und der Mixer sang tapfer mit einer dünnen, hellen Stimme lalala. »Wunderbar!« schrie Jackie und hieb dem Mixer auf die Schulter. »Ganz fabelhaft! Der schluchzende Mixbecher! Das gibt eine Reklame! Du trittst im Kostüm des Barkeepers auf und schüttelst die Schnulzen durcheinander! Mal was ganz anderes! Der Blues-Cocktail … Das wird ein Welterfolg!« Er hieb mit der Faust betrunken auf die Tasten und brüllte: »Engagiert, mon amigo! Gage fünfhundert!« Dann fiel er mit dem Kopf auf das Klavier; es jammerte auf und gab schreckliche Akkorde von sich. Jackie John schlief; der Mixer ging zurück hinter seinen Bartisch und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    Am Strand von Nauplion fand Franz Gloria nicht. Ein paar Musiker der Kapelle, die sich in der Nähe des Jachthafens sonnten, meinten, sie hätten Gloria gesehen, wie sie ein Ausflugsschiff nach Astros bestiegen habe. Aber eine sichere Auskunft war auch dies nicht.
    So fuhr am nächsten Morgen Franz Krone mit Professor Caricacci nach Rom, ohne Gloria Marina noch einmal gesehen zu haben. Jackie John lag mit einem Eisbeutel im Bett und stöhnte. Er hatte am Abend, den Franz Krone allein am Meer verbrachte, Abschied nehmend von Griechenland, ein Gespräch mit Caricacci gehabt. Als der Professor im Hotel erschien, um noch einmal mit Krone die nötigsten Dinge durchzusprechen, hatte man Jackie John mit einigen eisgekühlten Kaffees wieder so weit auf die Beine gebracht, daß er mit stieren Augen manierlich am Tisch saß, eine fette Bouillon schlürfte und in ein trockenes Brötchen biß. So sehr Jackie auch mit Schlaf und Übelheit kämpfte – das Auftauchen des Gesanglehrers erweckte in ihm eine ungeheure Kampfstimmung. »Aha! Da kommt der Mann, der mir meinen Star klaute!« schrie er. »Das kostet Sie 'ne Stange, mein Herr!«
    Caricacci sah zu John hinüber und nickte. »Wieviel?« fragte er.
    Jackie legte das Brötchen hin und schüttelte den Kopf, als sei er ins Wasser gefallen und müsse die Tropfen aus den Haaren schleudern. »He?« fragte er unsicher.
    »Wieviel, sagte ich.« Caricacci trat näher und setzte sich neben Jackie. Mißtrauisch musterte dieser den italienischen Lehrer und rückte etwas nach hinten.
    »Ohne Franz geht die Band pleite«, sagte er unsicher.
    »Das wäre ein Armutszeugnis für Sie! Was haben Sie früher ohne Herrn Krone gemacht?«
    »Da waren wir Flaschen, mein Herr. Spielende Flaschen. Das Höchste, was wir konnten, war in einer Hafenkaschemme spielen, wo die Matrosen tanzten wie die ersten Menschen. Selbst als Gloria zu singen begann, reichte es nicht weit … Aber dann, mit dem Franz, Engagement nach Engagement! Für ein Jahr ausverkauft! Das alles ist jetzt Essig! Purer Essig! Jim – einen Whisky!«
    »Und nun verlangen Sie eine Konventionalstrafe?« fragte Caricacci ruhig.
    »Eisern!« Jackie hieb mit der Faust auf den Tisch. »Franz hat einen Vertrag mit mir!«
    »Ich biete Ihnen fünftausend!«
    »Fünftausend?!« Jackie stöhnte auf und kippte den Whisky hinunter. »Das ist allein das linke Stimmband von Franz wert!«
    »Gut!« Caricacci lächelte in sich hinein. »Nehmen wir das andere Stimmband noch dazu – zehntausend!«
    »Wie bitte?« Es war, als würde Jackie für einen Augenblick nüchtern. »Sie – wenn Sie mich anpflaumen wollen, schlage ich zu!«
    »Mein letztes Wort – zehntausend!«
    »Ihr letztes … Tatsächlich?! Zehntausend?!« Jackie sackte zusammen und schaute verklärten Auges an die Decke. »Zehntausend«, stammelte er. »Abgemacht! Zahlbar morgen früh! Ohne Quittung …« Denn die Musiker waren am Umsatz beteiligt.
    »Wie Sie wollen … Ich gebe Ihnen einen Scheck über die Staatsbank von Athen.« Caricacci erhob sich und

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