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Ein Mensch wie Du

Ein Mensch wie Du

Titel: Ein Mensch wie Du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Greta wieder empor, sie lauschte ihr, während ihr die Tränen unaufhaltsam über die Wangen liefen.
    Mit dem letzten Nachtzug fuhr Greta Sanden nach München. Frierend stand sie in Frankfurt auf dem zugigen Bahnsteig und wartete auf den Anschluß. Beim Morgengrauen hockte sie in der Ecke des Abteils und schlief, zugedeckt mit ihrem Mantel. Draußen flog die verschneite Landschaft vorbei, im Frost erstarrt und leblos. Als sie in München ankam, schneite es wieder. Dicke, schwere Flocken tanzten vom Himmel. Ein Taxifahrer nickte Greta zu, als sie, sich umblickend, aus der Bahnhofshalle trat.
    »Wollen S' foahren?« fragte er. Sie nickte und stieg in den Wagen. »Wohin denn, Fräulein?«
    »Zur Staatsoper, bitte.«
    Sie sank in die Polster zurück und blickte nicht nach rechts oder links. »Was wird Franz sagen?« dachte sie immer nur. »Wie wird er mich begrüßen, und was wird aus Sandra Belora …?«
    Im Schnee knirschend hielt der Wagen vor der Oper. Der Fahrer wandte sich zurück. »Hier san mer. Mocht fünf Mark achtzig!«
    Greta nickte und starrte auf den großen Bau.
    Sie hatte Angst, den schützenden Raum des Wagens zu verlassen …
    Francesco Corani war allein in dem Haus Dr. Fischers, als es schellte und der Diener ging, um zu öffnen. Caricacci, Sandra und Dr. Fischer waren in die Stadt gefahren, um Caricacci München zu zeigen. Sie wollten erst am Abend wiederkommen, denn der Professor aus Italien wollte die Luft des Hofbräuhauses genau so stilecht einatmen wie die Schönheit der Residenzbauten oder das Kreischen und Toben der entfesselten Massen im Catcherzelt. Corani hatte gebeten, zu Hause bleiben zu dürfen. Er war müde von den Feiern nach dem Premierenabend, dem Empfang der bayerischen Regierung und dem Bankett im Bayerischen Hof. Außerdem wollte er ein wenig schreiben. »Ein paar Briefe nach Rom«, sagte er, »an die Kollegen.« So waren sie allein gefahren, und er saß jetzt im Salon seitlich vor dem offenen Kamin, dessen Flammen über die dicken Teppiche zuckten und an den Wänden feurig emporkrochen. Er schrieb einen Brief nach Köln, aber nicht an Greta Sanden, sondern an seinen alten Professor Glatt, den er einlud, sein nächstes Gastspiel in Hannover zu besuchen.
    »Ich würde mich sehr freuen, wenn ich Sie für diesen Abend auch weiterhin meinen Gast nennen dürfte, denn ich weiß, ich habe gerade an Ihnen sehr viel gutzumachen. Daß ich Francesco Corani geworden bin, mag ein kleiner Dank an Sie, meinen Entdecker, sein, aber ich möchte, daß nun auch Sie an dem Erfolg teilhaben sollen, der auch Ihr Werk ist. Wie alles gekommen ist, werde ich Ihnen dann später erzählen, und ich weiß nun, daß ich bei Ihnen Verständnis erwarten kann, wenn es auch schwer ist zu glauben, daß man verzeihen kann, wenn eine Enttäuschung so groß war wie die Ihre über mich.«
    In diesem Augenblick schellte es, und Corani hörte in der Halle eine Stimme, die auf den Diener einsprach. Dann klopfte es, und der Diener trat in den Salon.
    »Draußen ist eine Dame, die Herrn Corani sprechen möchte. Sie läßt sich nicht abweisen und sagt, sie sei eine alte Bekannte von Ihnen.«
    »Ein alter Trick!« Francesco Corani lachte und legte den Füllfederhalter zurück. »Ist sie wenigstens nett?«
    »Nicht ganz Ihr Typ«, meinte der Diener steif. Er dachte dabei an Sandra Belora und schüttelte bedauernd den Kopf. »Soll ich sie abweisen?«
    »Bitte nicht!« Corani erhob sich. »Lassen Sie sie eintreten. Es interessiert mich, wer mich einen ›alten Bekannten‹ nennt …«
    »Wie Sie wünschen.«
    Der Diener öffnete die Tür und rief in die Halle: »Kommen Sie, bitte!«
    Er gab die Tür frei und trat zur Seite. Greta Sanden blieb am Eingang zum Salon stehen und sah auf den großen Mann, der im Halbdunkel, von den Flammen des offenen Kamins umzuckt, im Zimmer stand und ihr entgegensah. »Franz«, sagte sie leise.
    Corani war es, als griffe eine kalte Hand an sein Herz. Er atmete tief auf, weil es ihm war, als stelle er plötzlich in einem luftleeren Raum und müsse ersticken. »Greta«, sagte er mühsam.
    Leise schloß der Diener die Tür und entfernte sich schnell.
    Corani rührte sich nicht vom Kamin, er war unfähig, einen Schritt zu gehen. Auch Greta stand noch an der Tür und suchte Halt an der kalten Mauer. »Ist es schlimm, daß ich gekommen bin?« fragte sie leise.
    »Nein … Aber nein … Durchaus nicht. Woher weißt du, daß ich in München bin …?«
    »Ich habe deine Stimme im Radio gehört. Ich habe sie

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