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Ein Menü zum Verlieben: Roman (German Edition)

Ein Menü zum Verlieben: Roman (German Edition)

Titel: Ein Menü zum Verlieben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Bratley
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wieder auf die Nase setzte. Ich packte sie am Handgelenk. »Wag es ja nicht, zu gehen! Du bist mir eine Erklärung schuldig.«
    Sie riss die Sonnenbrille herunter und wischte sich die Augen, aus denen mittlerweile Tränen der Wut schossen. Ihre Lippen waren weiß, und zwischen ihrem Mund und der Nase hatten sich kleine Schweißperlen gebildet. Das wandelnde schlechte Gewissen, dachte ich. Das wandelnde schlechte Gewissen.
    »Na gut, du kannst deine Erklärung bekommen«, antwortete sie, und ihre Stimme kippte. Sie stand auf, schob ihren Stuhl zurück und hob ihre Handtasche auf. »Aber draußen bei einem Spaziergang.«

22. Kapitel
    D ie Hitze auf der Straße war erdrückend. Deshalb blieb ich im kühlen Schatten der Geschäfte, während Daisy nahe der Bordsteinkante direkt in der Sonne ging. Man hätte weder vermuten können, dass wir uns gemeinsam auf dem Weg zum Park befanden, noch dass wir tatsächlich Schwestern waren.
    »Da drüben«, sagte Daisy, und zeigte auf einen kleinen Park gegenüber von ihrem Büro mit Spielplatz und einer Rasenfläche mit Bänken, auf denen ein paar Betrunkene saßen und Dosenbier tranken, neben ihnen ein überquellender Mülleimer. Als sie ihren Arm hob, roch ich ihr Parfum, Chanel N°19, das gleiche, das Mum immer benutzt hatte. Ich ging näher zu ihr hin, verblüfft von diesem Aberwitz, und nickte.
    »Lass und da langgehen«, sagte sie stumpf und schaute auf ihre Uhr. »Ich muss zur Arbeit. Ich habe montags immer ein Meeting …«
    Ihre Worte wurden halb von dem Verkehr um uns herum verschluckt, doch ich nickte zustimmend. Wir gingen ein paar Sekunden in gespannter Stille nebeneinander her, nachdem wir in den Park eingebogen waren. Dann blieb Daisy plötzlich stehen. Ihr Kiefer spannte sich, sie schien darüber nachzudenken, was sie sagen sollte. Sie sah mich die ganze Zeit an und umklammerte den Schulterriemen ihrer Handtasche so fest, als könnte sie jeden Moment überfallen werden.
    »Okay, ich war in Ethan verliebt, noch bevor du ihn kanntest«, sagte sie leise. »Und das über beide Ohren, wenn du’s genau wissen willst. Ich hatte mir bereits unsere gemeinsame Zukunft ausgemalt.«
    Verblüfft starrte ich sie an, erwiderte aber nichts.
    »Ich traf ihn im Laden seiner Eltern«, fuhr sie fort, »wo ich jeden Tag zum Mittagessen hinging, als ich noch meine alte Arbeitsstelle hatte. Wir freundeten uns an und waren ein paarmal Kaffee trinken. Ich dachte, er würde mich mögen, und so lud ich ihn ein, mitzukommen, wenn ich mit meinen Freunden ausging. Sie fanden ihn toll, und er wurde Teil unserer Clique.
    Es lief nie irgendwas zwischen uns, und ich habe ihm auch nie etwas über meine Gefühle gesagt, aber ich nehme an, er wusste es. Dann fand dieses Winterpicknick statt, zu dem ich dich auch einlud. Ich ging einkaufen, und als ich wiederkam, war irgendwas zwischen euch passiert. Etwas Unaufhaltbares. Ich wusste, ihr würdet euch verstehen, denn ihr mochtet beide gutes Essen, doch ich hatte keine Ahnung, dass ihr euch verlieben würdet. Seit diesem Abend wart ihr wie Kletten. Was hätte ich vorbringen sollen angesichts eurer trauten Zweisamkeit? Ich habe ihn zuerst kennengelernt? Er gehört mir, verflucht noch mal? Was bitte?«
    Daisys Augen füllten sich mit Tränen der Wut. Ich zermarterte mir das Hirn nach Hinweisen, die auf Daisys Interesse an Ethan hätten schließen lassen, es fiel mir aber nichts ein. Ja, sie hatte ihn mir ziemlich stolz vorgestellt, doch ich hatte das fälschlicherweise als schwesterlichen Stolz interpretiert.
    »Du hast nie einen Ton gesagt«, warf ich ein. »Ich meine, bevor ich ihn überhaupt kennengelernt habe. Du hast Ethan nie erwähnt. Dann hast du angefangen, mit ihm auszugehen. Woher sollte ich das ahnen?«
    Ich sah sie an. Sie runzelte die Stirn und versuchte krampfhaft, nicht zu weinen.
    »Ich hatte keine Möglichkeit, irgendwas zu sagen«, entgegnete sie. »Du warst mit deinem eigenen Leben beschäftigt. Ich wollte, dass die Leute erkannten, wie gut wir zusammenpassten. Ich wollte, dass du es auf dem Winterpicknick siehst, dass zwischen ihm und mir eine Verbindung bestand. Egal, was in meinem Leben passierte, es spielte sowieso nie eine große Rolle für dich.«
    Daisy verschränkte mürrisch ihre Arme vor der Brust.
    »Jetzt mach dich nicht lächerlich!«, erwiderte ich und verzog das Gesicht. »Du hast immer eine große Rolle in meinem Leben gespielt, aber ich bin deine kleine Schwester, und du bist mir in allem vier Jahre voraus. Du hast mir

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