Ein Menü zum Verlieben: Roman (German Edition)
klar und deutlich verstand, drang eine andere Stimme in meinen Kopf, die ihre übertönte und mir zurief, dass Benji Ethans Kind war – Ethan, den ich gleich sehen würde.
Ich fuhr mir mit der Hand über die Stirn, als könnte ich sie so vertreiben. Den ganzen Nachmittag hatte ich in einem Zustand nervöser Panik verbracht und mir zerbrochenes Geschirr angesehen, das wir für ein Mosaik im Caféhof verwenden wollten. Obwohl meine Schultern bereits angespannt waren und der Magen sich mir vor Angst hob, trank ich noch mehr Bier.
»Und ich weiß einfach nicht, was ich jetzt machen soll.« Ich nahm Maggies Stimme wieder für einen Moment wahr. »Ich denke, ich werde erst mal irgendwo freiberuflich arbeiten, aber …«
Ich nickte, murmelte etwas vor mich hin und dachte an Daisys E-Mail, in der sie mich bat, Ethan nichts von Benji zu erzählen, was ich auch auf keinen Fall heute Abend tun wollte. Dennoch war ich hin und her gerissen. Hatte Ethan nicht das Recht zu erfahren, dass er ein Kind hatte? Natürlich hatte er das.
Hatte ich mich nicht immer für die Wahrheit eingesetzt, wie schmerzhaft sie auch war? Wenngleich ich im Grunde genommen eine Heuchlerin war, denn ich hatte Joe in Bezug auf diese ganze Geschichte nicht die Wahrheit erzählt. Nein, er tappte immer noch völlig im Dunkeln. Paradoxerweise hatte ich mehr denn je das Bedürfnis, mit ihm zu reden, ihn um Rat zu fragen. Ich rutschte auf meinem Sitz hin und her, während Maggie verstummte, mich ansah und darauf wartete, dass ich etwas antwortete.
»Wenn ich Geld hätte«, warf ich, so heiter ich konnte, ein, »könntest du bei mir im Café arbeiten, mir beim Einrichten und beim Backen helfen, jetzt, da Isabel weggeht. Das wäre toll, oder? Vielleicht kann Andrew etwas Geld lockermachen. Reich genug ist er ja. Dann hätten wir ein Supper Club Joint Venture, wahrscheinlich das erste in der Art überhaupt.«
Ein Saturday Supper Club Joint Venture ohne Ethan, dachte ich. Ich sagte irgendwas, nur um überhaupt etwas zu sagen, doch Maggies Gesicht begann zu strahlen.
»Das ist gar keine schlechte Idee, weißt du?«, sagte sie mit leuchtenden Augen. »Ich würde es auf jeden Fall hinbekommen, dass das Café toll aussieht. Auch wenn mir gekündigt worden ist, verstehe ich mein Handwerk. Hast du nicht gesagt, du wolltest den Gästen das Gefühl vermitteln, an einem Küchentisch zu sitzen? Wir könnten das Café wie eine altmodische Küche einrichten und sogar den Herd und die Spüle darin integrieren. Du würdest vor allen Leuten backen. Wir könnten beide süße kleine Schürzen tragen. Und das Essen? Das Essen würde …«
»… aus Kuchen, Keksen und Aufläufen bestehen«, beendete ich ihren Satz und spürte, wie trotz meiner trübseligen Laune Begeisterung in mir hochstieg. »Ich habe eine Idee, welchen Kuchen wir als Spezialität des Hauses anbieten können. Meine Mum backte früher immer einen unglaublichen Schokoladenkuchen. Sie nannte ihn Lovebird-Kuchen, und so wird auch das Café heißen – Lovebird. Außerdem schwebt mir vor, eine Wand für die Gäste einzurichten, an der sie Bilder von den Dingen aufhängen können, die ihnen gut gefallen. Das muss keine andere Person sein – ehrlich gesagt, wäre es mir angesichts meiner momentanen Situation lieber, wenn es keine Personen wären. Ich würde ihnen dafür eine Polaroidkamera hinlegen, mit der sie ihre Fotos schießen können.«
Maggie nickte begeistert.
»Und ich will die Kuchen nicht nur stückweise, sondern ganz verkaufen«, fuhr ich fort. »Das heißt, sie müssen so groß sein, dass drei oder vier davon essen können. Ich würde sie auf einem Tortenständer servieren, und die Gäste könnten sich selbst davon abschneiden, sodass sie meinen, den Kuchen gerade eben aus dem Ofen herausgenommen zu haben. Und das Café muss kinderfreundlich sein, damit …«
Ich hielt inne, um Atem zu holen, und lächelte Maggie entschuldigend an. Die Ereignisse um Ethan und Joe hatten meine Begeisterung für das Café schwinden lassen, doch ich stellte erleichtert fest, dass ich immer noch mit Feuereifer dabei war.
»Toll«, sagte Maggie und klatschte in die Hände. Wir sprachen weiter, und ihre durch den Alkohol angefachte Begeisterung sprang auf mich über, was meine Stimmung für eine Weile hob. Inzwischen unterhielten wir uns so angeregt und laut, dass die Gäste am Nebentisch sich umdrehten und uns anschauten. Das Bier tat sein Übriges. Ich versuchte all das, was ich Ethan gegenüber fühlte, auszublenden,
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