Ein Menü zum Verlieben: Roman (German Edition)
seine Hand ab. Maggie warf mir einen Blick zu, ihr Mund verzog sich zu einem kleinen, traurigen Lächeln.
»Andrew und ich haben uns Sorgen gemacht«, sagte Ethan etwas zu laut und machte hastig einen Schritt von mir weg. »Paul gibt sich gerade die Kante, und die Antipasti haben wir auch schon weggeputzt. Wie geht’s euch beiden denn?«
Großartig, dachte ich. Absolut klasse. Doch ich sagte nichts, sondern folgte ihm und Maggie ins Wohnzimmer, einem sehr großen, offenen, in herbstlichen Farben dekorierten Raum mit einem Kamin, auf dessen Sims eine Buddhastatue aus Stein Frieden verströmte.
»Hallo«, sagte ich zu Andrew und Paul und hob grüßend eine Hand. Sie saßen auf einem dunkelroten Sofa und hielten ein Glas in der Hand. Ethan, der plötzlich wieder neben mir stand, überreichte mir ein Cocktailglas, in dem sich eine rosa Flüssigkeit befand.
»Erdbeer- und Basilikum-Margarita«, erklärte er lächelnd. »Ich denke, er wird dir schmecken. Probier mal, und sag mir, wie du ihn findest!«
Ethan schaute mir zu, wie ich trank. Er schmeckte wunderbar – weich, fruchtig und lecker. Ich trank das Glas in drei Schlucken aus.
»Danke«, erwiderte ich, »aber ich finde ihn nicht so klasse.«
Ethan sah niedergeschmettert aus.
»Warte, ich bringe dir etwas zu essen. Ich bin mir sicher, du wirst diese Canapés mögen«, sagte er, doch ich schüttelte den Kopf und setzte das Glas neben einer riesigen rostfarbenen Lampe auf dem Tisch ab.
»Danke«, murmelte ich. »Aber ich bin nicht hungrig.«
Ethan runzelte besorgt die Stirn. Dann schien er zu begreifen und schaute mich verständnisvoll an, worauf ich meinen Blick zu Boden senkte. Er wusste, dass ich log, denn darin war ich noch nie gut gewesen. Mein Magen knurrte so laut, dass ich die Arme schützend um meine Taille schlang.
»Was hast du da gerade gesagt?«, meinte Andrew vom Sofa her. »Wie kann man beim Supper Club nicht hungrig sein? Das ist nicht erlaubt. Ich habe Hunger bis unter die Arme. Der geröstete Knoblauch und die marinierten grünen Paprika sind göttlich. Ich habe Ethan dafür zehn von zehn möglichen Punkten gegeben.«
Ich lächelte ihn matt an.
»Ach so, Alicia bestand übrigens darauf, dass ich mich bei euch wegen meiner Dinnerparty entschuldige«, fuhr er fort. »Es war nie geplant, dass sie die Zwillingsmädchen auf dem Küchenboden bekommt.«
Andrew saß auf der Kante des Sofas und hielt sein Glas auf den Knien. Er trug wie immer einen Anzug und sah zerzaust und erschöpft aus, hatte sich ein paar Tage lang nicht rasiert, und unter seinen Augen waren dunkle Ringe, die seine Müdigkeit unterstrichen.
»Wie geht’s den Zwillingen?«, erkundigte sich Maggie und hielt dabei ihren Kopf schief. »Wie kommt ihr beide mit ihnen klar? Solltest du nicht besser zu Hause sein?«
»Red mir nur ein schlechtes Gewissen ein!«, rief Andrew. »Ich tue mein Möglichstes. Weißt du, es ist anstrengend. Alicia und ich kommen uns schon wie Zombies vor. Es ist unvorstellbar, wie zwei so winzige Wesen einen so völlig vereinnahmen können …«
Ich versuchte Andrew zuzuhören, doch nahm ich im Grunde genommen nur Ethan wahr, der mehrmals in die Küche ging und dort herumhantierte, um das Essen fertig zu kochen. Wenn er im Wohnzimmer war, sah er immer wieder zu mir herüber und lächelte zaghaft. Ich konnte nicht zurücklächeln. Das Einzige, woran ich denken konnte, war Benji. Er wusste nichts von ihm. Wie hatte Daisy es ihm nur verheimlichen können? Das war gemein und falsch, und ich hatte ein schlechtes Gewissen, weil ich im Gegensatz zu ihm wusste, dass er Vater war.
»Wie ist es, Vater zu sein?«, fragte Ethan, der inzwischen neben mir stand und mir eine Schale mit fetten, grünen Oliven anbot. »Ist es so anstrengend, wie es scheint?«
Ich schluckte bei Ethans unschuldig gestellter Frage.
»Das Leben verändert sich völlig«, antwortete Andrew und ließ sich aufs Sofa zurückfallen, sodass er fast lag und das Glas auf der Brust hielt. »Auch wenn sie erst eine Woche alt sind – sie zu versorgen ist das Anstrengendste, was ich je in meinem Leben gemacht habe. Noch viel schwieriger, als ein Soufflé zuzubereiten, was mir übrigens noch nie gelungen ist.«
»Ach, das ist einfach«, meinte Ethan. »Das Geheimnis ist die Menge des hinzugefügten geschlagenen Eiweißes. Je mehr man hineintut, umso höher wird das Soufflé. Ich bin mir sicher, du machst das bestimmt klasse mit deinen Mädchen. Leute, meine Pizzen sind in fünf Minuten fertig.
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