Ein Menü zum Verlieben: Roman (German Edition)
doch ich wusste, es schlummerte tief in meinem Innern weiter.
»Einen Teil der Fenster könnten die Kinder dekorieren«, schlug Maggie vor. »Oder wir richten ihnen eine Miniküche ein und geben ihnen Teigrollen, mit denen sie ihre eigenen Kekse machen können, die wir dann backen. Du hast doch einen Neffen? Vielleicht könnten wir die Idee zuerst mit ihm ausprobieren und herausfinden, was wir an Material brauchen. Wie alt ist er? Noch zu klein?«
Mein Herz setzte aus, als Maggie Benji erwähnte. Ich wollte nicht, dass seine Existenz mich an so viel Unglück erinnerte, aber wie konnte ich das nur ausblenden? Meine Gefühle für Ethan und Daisy schwankten von Hass für das, was sie getan hatten – sie waren beide gleich schlecht –, bis hin zu Mitleid für meinen Ex und Angst um meine Schwester.
Ethan wollte Daisy nicht. Das hatte er ihr ziemlich deutlich zu verstehen gegeben. Was würde er sagen, wenn er erfahren würde, ein Kind mit ihr zu haben? Wenn ich ihm die Wahrheit erzählte, würden Daisy und ich je wieder miteinander sprechen? Wie wütend ich auch auf sie war, ich wollte keinen endgültigen Bruch mit ihr. Wir waren doch Schwestern. Wir hatten keine Mutter mehr und sollten irgendwie füreinander da sein. Das war es, was unser Vater uns über all die Jahre hinweg eingeschärft hatte. Zusammenhalten, egal, was passiert.
»Zwei«, antwortete ich. »Er ist zwei.«
Ich sah auf den Tisch und konzentrierte mich auf das Glas vor mir.
»Du meine Güte«, sagte sie sanft. »He, was ist los? Keine Angst, ich steige jetzt nicht wirklich bei deinem Laden mit ein. Ich rede nur so daher, um den ganzen Mist von der Arbeit zu vergessen.«
Ich schüttelte den Kopf und blickte zur Decke hoch.
»Das ist es nicht«, meinte ich und seufzte. »Es ist wegen heute Abend. Ich bin so nervös, weil ich Ethan gleich wiedersehe.«
Ich atmete tief durch und schloss für einen Augenblick die Augen.
»Das schaffst du schon«, beruhigte sie mich. »Es wird alles wieder gut. Und mit der Zeit wirst du über ihn hinwegkommen. Glaub mir, ich weiß, wovon ich spreche.«
Wir kamen fünfundvierzig Minuten zu spät bei Ethan an. Die Wohnung seines Cousins, die im Erdgeschoss eines umgebauten viktorianischen Ziegelsteinhauses lag, kam mir wegen der spärlichen, aber eleganten Einrichtung mit einem Kronleuchter aus Glas in der Diele eher wie ein Objekt aus Homes and Gardens vor als wie ein wirkliches Zuhause, in dem richtige Menschen wohnten. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass Ethan sich dort wohlfühlte. Seine alte Wohnung hatte eher wie ein Secondhand-Schallplattenladen ausgesehen, über den kurz zuvor ein Wirbelsturm hinweggefegt war.
Als er die Tür öffnete, machte mein Herz einen Riesensatz, sodass ich mich fast wieder umgedreht hätte und fortgelaufen wäre. Ich konnte ihn nicht ansehen, und so konzentrierte ich mich auf das Bild, das sich hinter ihm bot. Auf dem riesigen Tisch standen brennende cremefarbene Kerzen und grüne Vasen mit Mohn. Er hatte sich große Mühe gegeben, was typisch für ihn war.
»Ich habe schon befürchtet, ihr würdet nicht kommen …«, begrüßte er uns, sichtlich schockiert, mich zu sehen. Nachdem er sich wieder gefangen hatte, machte er einen Schritt zurück und bat mich und Maggie in die Wohnung herein.
»Willkommen«, sagte er. »Kommt rein und lasst uns was trinken!«
Beim Übertreten der Schwelle zitterte ich trotz der Hitze. Maggie schloss die Tür hinter uns. Aus dem Wohnzimmer drang laute Musik von Ethans Lieblingsplatte der Band Love .
»Wir haben uns zwar schon ein paar genehmigt«, erklärte Maggie, zog ihre Strickjacke aus und drückte sie Ethan in die Hand. »Doch für ein Gläschen ist immer noch Platz.«
»Und für noch eins und noch eins«, fügte er mit einem nervösen Lachen hinzu, legte ihre Strickjacke vorsichtig über einen Stuhl in der Diele und schaute zu mir herüber. Ich wandte meinen Blick ab und atmete den leckeren Duft geschmolzenen Käses, perfekt gebräunter Paprikaschoten und Pancetta ein, wenngleich sich mein Magen bei dem Gedanken an Essen zusammenzog. Ethan räusperte sich.
»Nun ja«, sagte er und klatschte in einer für ihn sehr untypischen Weise in die Hände, »es ist wirklich schön, euch beide zu sehen.«
Er küsste Maggie auf die Wange und beugte sich zu mir vor. Ich taumelte leicht zurück und stieß gegen den Telefontisch, auf dem eine Vase mit lila und rosa Bartnelken stand. Er griff nach meinem Ellenbogen, um mich aufzufangen, doch ich schüttelte
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