Ein Menü zum Verlieben: Roman (German Edition)
war es fast dunkel. Ich blieb einen Moment stehen, schaute zur Wohnung zurück und sah, wie Andrew herauskam und die Straße in die entgegengesetzte Richtung hochging. Ich seufzte schwer. Ich wusste, was diese Nachricht in Ethan auslösen würde. Eine Nachricht, die ihn aus heiterem Himmel getroffen hatte. War es wirklich das Beste gewesen, die Wahrheit zu sagen? Ich schüttelte verwirrt den Kopf. Ich wusste nicht mehr weiter. Ich wusste gar nichts. Das Einzige, was ich wusste, war, dass ich mit Joe sprechen wollte. Ich wollte, dass er mich festhielt, mich küsste und mir sagte, dass alles wieder gut werden würde, doch ich hatte mir mein eigenes Grab geschaufelt.
Mir schoss das Bild durch den Kopf, wie Ethan zu Boden glitt. Ich hatte ihn noch nie so niedergeschmettert erlebt. Daisys Stimme, betrunken und anklagend, hallte in meinem Kopf. Ich dachte daran, nach Hause zu gehen, doch ich wollte nicht allein sein. Banjo hatte genug Futter.
Ich sah, wie mir ein Bus auf der Straße entgegenkam, der in die Nähe von Isabels Wohnung fuhr. Also fischte ich mit zitternden Händen meine Oyster-Card aus der Tasche heraus, bestieg den Bus und setzte mich auf einen Platz am Fenster. Ich saß zwischen Fremden, die plauderten und lachten oder der Musik aus ihren iPods lauschten. Leute, die nichts von dem Chaos, das in mir wütete, wussten.
25. Kapitel
» A lles Weitere hängt jetzt von den beiden ab«, erklärte Isabel, nachdem ich ihr alles erzählt hatte. Ich lag zitternd auf ihrem Bett, in einem Schockzustand, mein Kopf pochte von dem vielen Alkohol. Ich sah ihr zu, wie sie ihre Kleider aussortierte, was sie nach Dubai mitnehmen und was sie weggeben wollte. Das platinblonde Haar fiel ihr dabei in die Augen, sodass sie es schwungvoll von der einen auf die andere Seite schüttelte.
»Es ist gut, dass endlich alle Karten offen auf dem Tisch liegen«, fuhr sie fort. »Daisy und Ethan müssen jetzt miteinander reden und darüber nachdenken, was das Beste für Benjamin ist. Wir sprechen hier nicht vom Plot irgendeiner Seifenoper, sondern vom Leben eines kleinen Jungen, verdammt noch mal. Diese Tatsache sollte man sich stets vor Augen halten. Weißt du, vielleicht ist das Ganze ja sogar gut für Ethan. Sollte er irgendwie erwachsen werden, dann dadurch.«
Ich stützte mich auf den Ellenbogen ab und seufzte. Weil ich Ethan von Benji erzählte hatte, verging ich vor Selbstmitleid. Inzwischen war ich starr vor Angst und machte mir Sorgen um Ethan, was er wohl tun würde und wie er sich fühlte. Sein Leben hatte sich gerade grundlegend geändert, nur wegen eines »Fehlers«, der nach seinen Worten weniger als fünf Minuten gedauert hatte. Ich an seiner Stelle wäre unglaublich wütend, wenn Daisy mir so etwas nicht erzählt hätte.
Und wie ging es Daisy? Benji war ihr Sohn. Bestimmt hasste sie mich dafür, dass ich Ethan etwas erzählt hatte, was ihre Angelegenheit gewesen wäre. Ich wusste nicht, ob sie je wieder mit mir sprechen würde. Oh Gott! Trotz allem, was zwischen ihr und Ethan passiert war, fand ich diesen Gedanken noch unerträglicher als alles andere. Ich hörte Dads Stimme in meinem Kopf: Wir drei gegen den Rest der Welt.
Für einen Moment vergrub ich mein Gesicht in der rosa Mohairdecke, die auf Isabels Bett lag, und stieß einen gedämpften Schrei aus. Mein Leben war ein einziges Chaos.
»Was ist mit denen hier?«, fragte mich Isabel, um mich abzulenken, und hielt ein Paar Hot Pants mit Hawaiimuster hoch. »Dubai oder Oxfam?«
Ich schaute hoch, mein Haar knisterte wegen der statischen Aufladung, und meine Wangen glühten.
»Jetzt, mach schon!«, forderte sie mich auf. »Hilf mir, Eve. Streng dich an!«
»Oxfam«, erklärte ich. »Außer Robert will sie zur Arbeit tragen.«
Isabel lachte, und ich rang mir ein verzweifeltes Lächeln ab. Sie ging hinüber zu dem fast leeren Kleiderschrank – ein riesiges altes Ding aus Eiche –, der ungefähr das einzige Möbelstück in ihrem Schlafzimmer war, das noch ganz war. Der Rest war bereits auseinandergebaut und verpackt und stand zur Einlagerung bereit für die Zeit, in der sie die Wohnung weitervermietete.
Ich fand es schrecklich, Isabels Wohnung so zu sehen. Diese Wohnung war für mich im Laufe der Jahre zu einem zweiten Zuhause geworden. Wenn wir beide nicht zum Tanzen oder Trinken ausgegangen waren, wovon Robert nicht sonderlich begeistert gewesen war, hatten wir unzählige Abende auf der Couch verbracht, uns einen Teller frisch gebackenen Kuchen schmecken lassen
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