Ein Menü zum Verlieben: Roman (German Edition)
»Was machst du hier? Wo ist Benji?«
Ethan stand verlegen und mit weit aufgerissenen Augen an der Tür. Sämtliche Farbe war aus seinem Gesicht gewichen.
»Ich habe dich angerufen«, gab sie lallend von sich. »Ich habe dich die ganze Nacht angerufen, dir SMS geschickt und dich gebeten, nicht herzukommen. Aber du bist doch hier. Wolltest wohl zuerst da sein? Es ihm als Erste erzählen?«
Ich schüttelte den Kopf. Mein Blick schoss hinüber zu Ethan, der zunehmend verwirrter dreinschaute.
»Lüg mich nicht an!«, sagte sie. »Warum solltest du sonst heute Abend hierhergekommen sein, du Miststück!«
Ethan runzelte die Stirn und sah mich fragend an.
»Mir was erzählen? Was geht hier vor? Daisy, ich denke, du solltest besser gehen. Ehrlich gesagt, haben wir uns nichts mehr zu sagen.«
Daisy schüttelte den Kopf und trat über die Türschwelle in die Wohnung herein.
»Ich gehe nirgendwohin«, erklärte sie.
»Ich sollte besser gehen«, sagte ich. »Ihr beide solltet miteinander reden. Es tut mir leid, Ethan. Deshalb bin ich nicht heute Abend gekommen, aber du und Daisy, ihr müsst miteinander reden. Sie hat dir etwas Wichtiges zu sagen.«
Ethan, der nervös auf seine Unterlippe biss, steckte sich eine Hand unter die Achsel, als wollte er sich schützen.
»Halt den Mund!«, rief Daisy zu mir. »Halt einfach den Mund!«
»Wovon, verdammt noch mal, redet ihr beiden da?«, wollte Ethan wissen. »Das ergibt überhaupt keinen Sinn. Worüber musst du mit mir reden, Daisy? Meiner Meinung nach gibt es nichts, rein gar nichts, worüber wir reden müssten.«
»Wo ist Benji?«, fragte ich Daisy noch einmal.
Ihre Augen verengten sich. »Du widerliches Miststück«, stieß sie hervor.
Ich schüttelte den Kopf, während mir Tränen in die Augen schossen.
»Ich will nur wissen«, sagte ich, »wo Benji ist.«
»Kann mir bitte jemand erklären, was hier los ist?«, fragte Ethan mit zitternder Stimme.
Daisy wankte an mir vorbei und ließ sich auf einen Stuhl fallen.
»Nichts«, antwortete sie matt, beugte sich nach vorne und rieb sich die Augen. »Verflucht, mir ist schlecht.«
Zitternd vor Wut ging ich zu ihr hinüber, legte einen Finger unter ihr Kinn und hob es hoch.
»Jetzt mach schon, Daisy!«, sagte ich und schaute ihr dabei in die Augen. »Sag es ihm einfach! Wenn du es nicht tust, werde ich es tun.«
»Was sagen?«, kam es wieder von Ethan. »Würdet ihr mir jetzt verdammt noch mal verraten, um was es hier geht?«, flehte Ethan mit erhobener Stimme, woraufhin Andrew und Maggie, die sich bisher im Hintergrund gehalten hatten, in der Diele erschienen. Mit verschränkten Armen sahen sie uns besorgt an.
»Können wir irgendwie helfen?«, fragte Andrew leise. »Ist alles in Ordnung mit dir, Eve?«
»Nicht wirklich«, antwortete ich. Ich griff an Ethan vorbei nach meinem Mantel. Mein Herz hämmerte, ich wandte mich Ethan zu und schaute dann wieder hinüber zu Daisy, die zusammengesackt auf dem Stuhl saß und weinte.
»Benji ist dein Sohn«, erklärte ich. »Daisy hat ein Kind von dir.«
Ich merkte, wie Maggies Hand zu ihrem Mund schoss. Andrew schnappte nach Luft und zog Maggie an der Schulter, um sie zurück in die Küche zu ziehen. Daisy hörte plötzlich auf zu weinen, stand auf, hielt die Luft an und starrte hinüber zu Ethan.
»Wie bitte?«, rief Ethan und blickte zu Boden. »Benji ist mein Sohn? Und das hast du mir nicht gesagt?«
Sein Gesicht war inzwischen rot angelaufen, der Mund zu einem schmalen Strich verzogen, der Kiefer nach vorne geschoben. Hilflos lehnte er sich gegen die Wand.
»Daisy«, sagte er, »ist das wahr?«
Daisy nickte und starrte auf ihre Hände.
»Daisy«, sagte er und ließ mutlos die Hände fallen. Er schaute mich verzweifelt an, Tränen schossen ihm aus den Augen. »Daisys Sohn ist auch mein Sohn?«
Ich nickte und fürchtete, ich müsste mich jeden Moment übergeben. Ich sah, wie Ethan zu Boden glitt und sich den Kopf hielt. Er begann zu weinen, und ich fragte mich plötzlich ängstlich, ob es richtig gewesen war, ihm die Wahrheit zu sagen. Ich biss mir auf die Lippe und spürte die salzigen Tränen, die mir die Wangen herunterliefen. Daisy sagte nichts. Ihre Hand war zu einer Faust geformt, die sie gegen ihren Mund presste.
»Es tut mir leid«, flüsterte ich, bevor ich die Tür öffnete und die Wohnung verließ. Ich schloss sie wieder leise und ging die Straße hinunter. Meine Beine waren wie Pudding, Tränen liefen mir das Gesicht herunter. Es tut mir leid.
Inzwischen
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