Ein Menü zum Verlieben: Roman (German Edition)
halbherzig an, und so drückte ich ihm einen Pinsel und eine Dose mit weißer Farbe in die Hand.
»Lass uns das Holz streichen«, schlug ich vor und stupste ihn scherzhaft mit dem Ellenbogen an. »Komm, Joe, mach kein trauriges Gesicht!«
Isabel schaute fragend hoch zu mir, doch ich vermied ihren Blick. Joe nahm seine Brille ab und lächelte.
»Ich bin überhaupt nicht traurig«, erwiderte er und strich mit dem Pinsel über meine Nase. »Sondern glücklich. Sehr glücklich.«
Eine Stunde später stießen Dad und Elaine zu uns, um den Hof aufzuräumen. Elaine, die viel vorausschauender war als ich, hatte eine Ladung Sandwichs und Getränke mitgebracht, die sie auf einen Tisch stellte. Maggie, Joe und Isabel ließen sich die Sandwichs schmecken, während ich eine Flasche Orangensaft trank und eine kleine Ecke vom Baguette abbrach.
»Kein Hunger?«, fragte Isabel.
»Zu nervös«, antwortete ich und schüttelte den Kopf. »Das fühlt sich inzwischen alles so echt an. Ich wünschte, du wärst bei der Eröffnung hier.«
»Das wünschte ich mir auch«, erklärte Isabel und stellte einen Karton mit Teekannen von einem Stuhl auf den Boden, um sich fürs Essen draufzusetzen. »Ich kann nicht glauben, dass ich nächste Woche wegfliege. Ich kann es einfach nicht glauben.«
»Ich brauche einen starken Mann, der mir mit der Badewanne hilft«, rief Dad von der Tür aus.
»Damit bin wohl ich gemeint«, erwiderte Joe und legte sein Sandwich hin. »Ich helfe dir, Frankie.«
Maggie, Isabel, Elaine und ich schauten Dad und Joe zu, wie sie versuchten, die Badewanne, die vor lauter Blumen überquoll, durch das Café in den Hof hinauszutragen. Dad hatte sie zusammen mit anderen großen Topfpflanzen aus seinem Garten gebracht.
»Sieht wunderschön aus, Dad«, sagte ich. »Danke.«
Dad legte scherzhaft seine Hand aufs Herz und wankte durchs Café.
»Hör auf!«, rief Elaine und lachte herzhaft. »Oder ich muss dich wiederbeleben.«
»Verdammt«, meinte er. »Joe, mein Sohn, ich bin zu alt, um solche schweren Sachen zu heben. Du musst den Rest allein machen oder dir eins von diesen hübschen Mädchen schnappen. Diese Elaine ist stark wie ein Ochse.«
»Das ist mein amerikanisches Blut«, bemerkte sie.
»Weißt du was?«, sagte Dad, als er die Turteltauben auf den Wänden und den altmodischen Kristallkronleuchter ansah. »Das wird echt gut aussehen.«
»Danke«, erwiderte ich lächelnd. »Freust du dich auch, deinen sechzigsten Geburtstag hier zu feiern? Daisy meinte, die Party sollte hier stattfinden, jetzt, da das Haus verkauft wird. Wäre das für dich in Ordnung? Ich weiß, du willst kein großes Aufheben machen, aber man wird nun mal nur einmal sechzig, oder? Ich habe es in den letzten Wochen nicht geschafft, mit Daisy zu sprechen …«
Bei der Erwähnung von Daisys Namen horchten alle angespannt auf. Ich sah, wie Dad zu Boden blickte.
»Aber ich kann sie später anrufen«, beeilte ich mich, die Situation zu klären. »Wenn wir hier fertig sind.«
Dad warf den Kopf nach hinten und rieb sich den Nacken. »Sie sollte besser hier sein und dir helfen. Aber ja, hier meinen Sechzigsten zu feiern, wäre perfekt. Absolut perfekt.«
Maggie machte sich daran, aus unterschiedlich großen antiken Tellern, die ich bei eBay erstanden hatte, eine Reihe erstaunlicher Tortenständer anzufertigen, indem sie in die Mitte Löcher bohrte und die Teller mit einem Metallstab zusammenschraubte, den sie aus einem Gastronomiegeschäft hatte. Joe und Dad arbeiteten im Garten, stutzten die Ränder des Rasens und stellten die Blumentöpfe um. Elaine erwies sich weiterhin als Überraschung und stellte hinter der Theke Regale auf, als wäre sie ein Profi.
»Ist mal was anderes, als in geschwollene Hälse zu schauen und Hodensäcke zu untersuchen«, meinte sie trocken. »Vielleicht habe ich den falschen Beruf ergriffen.«
Isabel packte hübsche Pakete mit weißer Schokolade, Kaffeebohnen, Schokoladenganache und hausgemachten Plätz chen aus, die im Café verkauft werden würden. Ich beschloss, einen Lovebird-Kuchen für uns alle zu backen. Der Herd pfiff zwar aus dem letzten Loch, doch er funktionierte noch. Nachdem ich die Zutaten in dem Geschäft gegenüber besorgt und in den Kisten mit Küchenzubehör eine Schüssel, einen Löffel und eine Kuchenform gefunden hatte, begann ich mit der Arbeit. Als der Kuchen im Ofen war, schleckte ich die Schüssel aus.
»Ich hoffe, das tust du nicht, wenn du Gäste hier hast«, meinte Elaine. »Die
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