Ein Menü zum Verlieben: Roman (German Edition)
gerade kampierte, glich einem Ort kurz nach Einschlag einer Bombe. Auf Andrews Perser lagen in einem heillosen Durcheinander Babykörbchen, Fläschchen, Strampler, Kartons mit Milchnahrung, Windeln und Tücher herum. Die Terrassentüren, die hinaus in den Garten führten, standen offen, der Fernseher, auf dem die Nachrichten liefen, war auf stumm geschaltet.
Joe und ich saßen zusammen auf dem Ledersofa, das so riesig war, dass meine Füße in der Luft baumelten. Über meinem Kopf hing ein Original von Bansky, das wahrscheinlich hunderttausend Pfund wert war, und an der Wand gegenüber ein gerahmtes Schwarz-Weiß-Foto von Alicia, auf dem sie in einem Apfelgarten stand und einen riesigen Sonnenhut trug. Ich dachte, wie hübsch und sanft sie darauf aussah, ganz und gar nicht die Furie, die sie laut Andrews Worten war.
»Und was mache ich jetzt?«, fragte Joe mit verlegenem Blick und hielt Bella weit von sich gestreckt. »Oh Gott, ich glaube, ich bin ein hoffnungsloser Fall. Ich sollte wohl besser mal üben, bevor ich das eines Tages selbst machen muss.«
Ich stellte meine Tasse auf dem Tisch ab und zeigte Joe, wie er Bella richtig hielt.
»Aha«, sagte Andrew und schaute von Joe zu mir. »Gibt es da etwas, was ich wissen sollte? Ich warne euch, glaubt ja nicht, ihr würdet jemals wieder schlafen!«
»Nein«, unterbrach ich ihn und blickte Joe finster an. »Da gibt es rein gar nichts zu wissen. Joe, du musst die Flasche leicht schräg halten!«
»Ich habe damit nichts andeuten wollen«, stellte Joe klar und sah zu mir hoch. »Ich meinte damit nur, dass ich keine Ahnung von Babys habe und hoffe, eines Tages selbst mal Vater zu sein. Mach dir keine Sorgen, Eve: Ich meine nicht heute.«
Ich quetschte mir ein Lachen heraus, bemerkte jedoch seine Verärgerung.
»Ja«, sagte Andrew und legte Ruby auf eine Wickelauflage, um die Windel zu wechseln. »Ihr macht das richtig, Kinder zu bekommen, wenn man noch einigermaßen jung ist. Ich bin fast vierzig, und das hier ist das Anstrengendste, was ich je in meinem Leben getan habe! Alicia besteht darauf, dass ich die Mädchen nachts füttere, weil sie sie auf die Welt gebracht hat. Ich dachte immer, mein Job wäre anstrengend. Stellt sich aber als Trugschluss heraus. Er ist im Vergleich hierzu ein Spaziergang. Wie dem auch sei, ich sollte besser sehen, dass die Mädchen gleich schlafen. Ich denke, ich werde mich ihnen anschließen, wenn ihr mich nicht für zu unhöflich haltet, aber das ist für mich die einzige Möglichkeit, den Tag zu überstehen. Ich bin heute Abend noch mit einem Kunden zum Essen verabredet.«
Als Bellas Fläschchen leer war, gab Joe sie Andrew zurück, der uns beide, in jedem Arm ein Baby, anschaute und gähnte. Er wartete offensichtlich darauf, dass wir gingen.
»Wir gehen dann«, sagte ich eilig. »Vielen Dank für den Kredit, Andrew. Du wirst es nicht bereuen. Du weißt gar nicht, welche Last du mir gerade von den Schultern genommen hast. Vielen Dank!«
Wir standen auf, um zu gehen, während Andrew Joes Hand schüttelte und meine Wange küsste.
»Solange du keinen Fischeintopf in deinem Café servierst«, warf er lachend ein, »wird alles gut.«
Als wir wieder im Auto saßen und uns in den Verkehr der Holland Park Road einfädelten, herrschte eine angespannte Atmosphäre trotz der fantastischen Chance, die sich mir durch Andrew gerade eröffnet hatte – und die ich feiern wollte. Joe war verstummt, seit wir Andrews Haus verlassen hatten. Ich machte das Radio aus und setzte mich so hin, dass ich Joe ins Gesicht sehen konnte.
»Alles in Ordnung, Joe?«, fragte ich. »Du scheinst echt sauer zu sein. Was ist los?«
»Ach, ich weiß nicht«, antwortete er und schaute nach vorne. »Ich habe bei dieser Geschichte mit Andrew nur so ein komisches Gefühl. Ich wollte diesen blöden Supper Club vergessen, das ganze Ding hinter uns lassen, einschließlich der Leute, die damit zu tun hatten. Irgendwie bringe ich alles, was damit zu tun hat, mit Ethan in Verbindung. Er scheint mit allem und jedem in Verbindung zu stehen – deiner Schwester, dem hier …«
»Das sagt ja gerade der Richtige«, bemerkte ich verärgert. »Du hast die ganze Sache doch eingefädelt? Hättest du das nicht gemacht, wäre das alles nie passiert. Vergiss das nicht!«
»Ich weiß, ich weiß«, erwiderte er und fuhr weiter. Er blickte mich an. »Ich bin überdreht, und dass mein Vater bei mir zu Hause wohnt, gibt mir den Rest. Er ist ein einziger Albtraum. Du weißt ja, wie er ist.
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