Ein Menü zum Verlieben: Roman (German Edition)
küsste mich auf den Kopf.
»Nun«, sagte Elaine. »Dann verrat uns mal, wie das Café heißen soll. Ich bin schon ganz gespannt.«
»Na ja, bevor sich Isabel entschloss, die Fliege zu machen, sollte es Isabel and Eve’s heißen«, erklärte ich und schaute hinüber zu Isabel, die ihre Augenbrauen belustigt hob. »Nein, nur Spaß! Ganz einfach«, sagte ich. »Das Café wird so heißen wie der Kuchen hier, den meine Mum immer für Dad gebacken hat, wenn sie sich gestritten haben. Es gab ihn ziemlich häufig, Dad, oder?«
Dad brach in Gelächter aus. Elaine verschränkte ihre Arme und schüttelte den Kopf. In mir blitzte ein Bild auf, wie ich als Kind in der Küchentür stand, während meine Eltern sich im Arm hielten, Dads Nase auf Moms Haar, und leise lachten. Ich konnte mich noch genau an Mums Lachen erinnern.
»Das überrascht mich nicht«, bemerkte Elaine warmherzig. »Ich ziehe meinen Hut vor Audrey. Sie muss eine Engelsgeduld gehabt haben.«
»He!«, rief Dad, legte seinen Arm um ihre Taille und drückte sie. »Ich bin der perfekte Gentleman!«
»Das bist du«, erwiderte Elaine. »Das bist du. Aber, Eve, wo warst du stehen geblieben?«
Ich ging zu dem Schild, dass in braunes Papier eingewickelt, an der Wand lehnte. Ich hatte vorher einen kurzen Blick darauf riskiert und begann langsam, das Papier abzureißen.
»Nun«, sagte ich, »sie nannte diesen Kuchen Lovebird, und als mir Dad das Rezept gab, dachte ich, es wäre der perfekte Name für dieses Café. Ich werde diesen Kuchen jeden Tag backen, er wird also immer auf der Karte stehen. Was meint ihr?«
Ich riss den letzten Streifen Papier ab und hielt das Schild hoch, sodass es alle sehen konnten. Der Umriss einer Teetasse auf einem lavendelfarbenen Untergrund und zwei Turteltauben, deren Schnäbel sich wie zu einem Kuss berührten, waren seitlich eingraviert. Darüber standen die Worte Lovebird Café .
»Deine Mutter hätte das zu gerne gesehen«, sagte Dad. »Tut mir leid, Elaine, dass ich von der Vergangenheit spreche.«
»Das macht gar nichts«, erwiderte sie. »Sie wäre bestimmt unglaublich stolz gewesen. So wie ich.«
Dad kramte in seiner Hosentasche herum und zog ein Schwarz-Weiß-Foto von sich und Mum heraus. Das Foto war aufgenommen worden, als sie gerade zusammengekommen waren. Mum sprang an einem Strand über Dad und streckte ihre Arme und Beine aus wie ein Seestern, die Freude stand ihr ins Gesicht geschrieben. Dad gab mir das Foto.
»Ich dachte, ich könnte damit den Auftakt für deine ›Liebeswand‹ machen«, sagte er. »Ich werde natürlich auch noch ein Foto von Elaine mitbringen, damit alle meinen Harem bewundern können!«
Elaine lachte und schüttelte den Kopf in vorgetäuschtem Entsetzen.
»Danke, Dad! Ich liebe dieses Bild.«
»Ich wünschte, Daisy wäre auch hier«, sagte Dad. »Dann wäre die Welt für mich in Ordnung.«
»Ich bin froh, dass sie’s nicht ist«, warf Isabel ein. »Ich amüsiere mich gerade.«
Ich schaute sie finster an und wandte dann meinen Blick zu Dad, um zu sehen, ob er Isabels Bemerkung vielleicht nicht mitbekommen hatte. Er machte aber ein trauriges Gesicht. Joe legte den Arm um meine Schultern. Ich lehnte mich dankbar an ihn.
»Mach dir keine Sorgen, Dad«, versuchte ich ihn zu beruhigen. »Wir sind Schwestern. Wir werden zusammenhalten; wir werden das schon schaffen, das weiß ich.«
Isabel sah mich an und hob die Augenbrauen, während Maggie in ihre Farbdose schaute. Joe drückte meinen Arm.
»Wirklich?«, fragte Dad mit hoffnungsvollem Gesicht.
»Wirklich«, erwiderte ich so glaubhaft wie ich konnte, und nahm mir noch ein Stück Kuchen.
30. Kapitel
» D er große Tag«, sagte Joe, als ich am folgenden Sonntagmorgen die Augen öffnete. »Und das Wetter ist auch noch gut.«
Der große Tag. Für eine Nanosekunde dachte ich, ich hätte endlich eingewilligt, Joe zu heiraten, und wir stünden kurz vor der Trauung. Mir schoss das Bild eines durchgegangenen Hochzeitspferdes mit Kutsche durch den Kopf, das geradewegs an einer Kirche vorbeigaloppierte und am Horizont verschwand. Ich blinzelte diese Vorstellung schnell weg und lächelte Joe an.
Obwohl er erst seit ein paar Tagen wieder in meiner Wohnung lebte, wirkte er schon um einiges entspannter, ich aber hatte diesen immer wiederkehrenden Traum, in dem wir vor dem Altar standen, um unser Ehegelöbnis abzulegen. Auch wenn ich in diesen Träumen weder übermäßig glücklich, noch völlig unglücklich war, nahm ich die Blicke der Gemeinde doch
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