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Ein Menü zum Verlieben: Roman (German Edition)

Ein Menü zum Verlieben: Roman (German Edition)

Titel: Ein Menü zum Verlieben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Bratley
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auf die Löffel zu verteilen. Kleiner Witz. Warum … warum versucht ihr in der Zwischenzeit nicht herauszufinden, was der andere beruflich macht?«
    Ich schüttelte den Kopf. War das etwa gerade aus meinem Mund gekommen? Dabei hatte ich immer gedacht, ich würde diese in London so beliebte »Was machst du denn so?«-Frage hassen. Was sollte an dem Beruf des anderen schon so wichtig sein? Trotzdem – irgendwie kam man dadurch leichter ins Gespräch. Sämtliche Augenpaare ruhten auf mir. Ich schaute in die Gesichter meiner Gäste und hatte plötzlich das Gefühl, mich nicht in meinem Wohnzimmer, sondern in einem Aufzug zu befinden. Ohne Alarmknopf.
    »Bin gleich wieder da«, rief ich und sauste in die Küche, die mit Tellern, Pfannen und Zutaten zugestellt war. Ich zwang mich, tief durchzuatmen und nachzudenken, was noch zu tun war. Ich zupfte ein paar Blätter von der Pfefferminze ab, die auf dem Fensterbrett stand, gab sie ins Essen und tauchte einen Löffel hinein, um zu probieren. Als ich mir den Mund verbrannte, fluchte ich. Die Soße war zu pfeffrig, hatte am Boden angesetzt und war angebrannt, was hieß, dass mein ganzer Eintopf verbrannt war.
    »Verdammt«, zischte ich und gab einen tiefen Seufzer von mir. »Ich weiß noch nicht mal, ob ich das servieren kann. Verfluchter Mist!«
    Ich stand wie angewurzelt da und überlegte, was ich tun sollte, währenddessen ich mit einem Ohr durch die offene Tür den Gesprächen von nebenan lauschte. Maggie erklärte, Schaufensterdekorateurin zu sein, und Andrew Weinhändler für exklusive Weine, die ansonsten unbekannt bleiben würden und zumeist von kleinen Weingütern aus Frankreich und Italien stammten.
    »Und was machst du, Ethan?«, fragte Maggie. »Du siehst aus, als würdest du auf der falschen Seite des Gesetzes stehen.«
    Ethan lachte – wie immer. Während ich aus Verzweiflung frische Petersilie hackte, um sie über mein Hauptgericht zu streuen – ich wusste nicht, was ich jetzt sonst noch hätte tun können, außer es im Klo herunterzuspülen –, strengte ich mich an, seine Antwort zu verstehen.
    »… spielte in der Tat einen Drogenhändler in The Bill «, ließ er die anderen wissen. »Ja, als Schauspieler mache ich gerade eine Pause, aber ich habe in ziemlich vielen …«
    Aus den Töpfen dampfte es, und so stellte ich den Dunstabzug an, der Ethans Stimme überdröhnte. Ich wusste, er würde seinen Lebenslauf lang und breit zum Besten geben. Er hatte seine Schauspielausbildung an der East 15, einer Schauspielschule in Essex, absolviert und danach ganz beachtliche Erfolge am Theater und in britischen Low-Budget-Filmen gehabt. Als wir uns damals durch meine Schwester Daisy kennenlernten, hatte er gerade in The Bill mitgespielt – welcher Schauspieler hatte das noch nicht? – und in Silent Witness , doch danach hatte er häufiger im Feinkostladen seiner Eltern gearbeitet als für einen Regisseur.
    Essen war neben der Bühne Ethans zweite große Leidenschaft, so wie bei mir. Die Kunden des Ladens waren absolut hingerissen von ihm, besonders die Damen mittleren Alters, die über Ethans Augenfarbe oder das Timbre seiner Stimme immer in völlige Verzückung gerieten. Ich lächelte, als ich mich daran erinnerte, wie er ihnen Zeilen aus Martin Scoreses Goodfellas vortrug. Als ich ihn das erste Mal dort besuchte, musste ich mehr oder weniger mein Haar in Brand stecken, um seine Aufmerksamkeit zu erlangen. Alle wollten ein Stück von Ethan.
    »Und du, Eve?«, wandte sich Andrew mir zu, als ich meinen Kopf wieder ins Wohnzimmer steckte, um mich zu vergewissern, dass Ethan wirklich da war und ich es nicht nur geträumt hatte. »Was machst du?«
    Ich blieb stehen und schaute Ethan an, der mich fragend musterte. Nachdem er aus meinem Leben verschwunden war, hatte ich, wie jeder andere auch, all die erbärmlichen Dinge getan, die Menschen mit Liebeskummer tun, einschließlich mir mein Haar rot zu färben, um dann mit diesem Rotschopf in der Tür stecken zu bleiben und die Feuerwehr zu rufen (ich war an diesem Abend so betrunken gewesen, dass ich meine Schlüssel verloren und dummerweise gedacht hatte, durch die Katzenklappe wieder hereinkommen zu können). Schließlich kündigte ich meine Stelle als Mitarbeiterin einer Wohltätigkeitsorganisation für den Schutz von Wildtieren, bei der ich für das Sammeln von Finanzmitteln zuständig gewesen war, da mir meine Begeisterung für den Erhalt weißer Nashörner plötzlich abhandengekommen war, auch wenn sie weiterhin vom

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