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Ein Menü zum Verlieben: Roman (German Edition)

Ein Menü zum Verlieben: Roman (German Edition)

Titel: Ein Menü zum Verlieben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Bratley
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ich und runzelte die Stirn. »Ich hoffe, er ist nicht krank. Glaubst du, es ist was Schlimmes? Ich mache mir Sorgen, dass er krank ist. Daisy sagt, er ist andauernd beim Arzt, um irgendwelche Testergebnisse zu erfahren, von denen er ihr nichts verraten will.«
    »Ich glaube nicht, dass er krank ist«, beruhigte mich Joe. »Er sieht gesünder aus als ich. Egal, komm her! Dieser Schlafanzug von Primark macht mich an.«
    »Nur damit wir uns richtig verstehen, er ist von Marks & Spencer«, witzelte ich.
    Joe küsste mich, dann wanderte seine Hand auf meine Brust, doch ich verkrampfte. Er nahm seine Hand weg, die geringste Bewegung schreckte ihn ab.
    »Was ist los?«, fragte er. »Was stimmt nicht?«
    Joe begann, an seinem Daumennagel herumzukauen.
    »Nichts«, antwortete ich leise. »Ich bin einfach nur erschöpft und fühle mich ein bisschen eigenartig mit Andrew da draußen im Bad.«
    »Gut«, sagte er und versuchte, nicht verletzt zu klingen. Ich seufzte. Er machte das Licht aus und drehte sich von mir weg. Ich lag mit offenen Augen neben ihm in der Dunkelheit und hatte ein schlechtes Gewissen. Ich hörte, wie er atmete. Gelegentlich fuhr ein Wagen am Haus vorbei, und das Licht der Scheinwerfer drang durch die Schlitze der Jalousien, wodurch es im Zimmer hell wurde. Joes Atem wurde schwerer, und ich wusste, er würde bald einschlafen, doch in meinem Kopf schwirrten immer noch tausend Gedanken herum.
    »Joe«, sagte ich leise. »Glaubst du an Schicksal?«
    Joe riss die Augen auf und drehte sein Gesicht zu mir um.
    »Von was sprichst du? Ich dachte, du schläfst. Warum nicht?«
    »Ach, nichts«, erwiderte ich. »Ich habe nur darüber nachgedacht, ob unser Leben vorbestimmt ist oder alles so kommt, wie es kommt – zufällig.«
    Joe war ein paar Augenblicke lang still, dann griff er unter der Decke nach meiner Hand.
    »An Schicksal zu glauben hat etwas Tröstliches«, sagte Joe. »Weil man dann nämlich keine Verantwortung für seine Entscheidungen übernehmen muss. Aber ehrlich gesagt, glaube ich, dass alles Zufall ist.«
    »Ich habe vor Kurzem diese Geschichte gelesen«, begann ich. »Sie handelt von einem Mädchen, das mit sieben Jahren eine Nachricht in eine Flasche steckte und sie ins Meer warf. Im Sommer desselben Jahres antwortete ihr ein kleiner Junge, der die Flaschenpost gefunden hatte. Sie trafen sich nie, und sie schrieb ihm auch nie zurück, doch dreißig Jahre später begegneten sie sich zufällig – oder das Schicksal wollte es so – und heirateten. Die Flasche und die Postkarte fielen ihnen allerdings erst nach ihrer Heirat wieder in die Hände, und sie zählten eins und eins zusammen. Ist das nicht erstaunlich? Das muss doch Schicksal sein, oder?«
    »Vielleicht«, erwiderte er und gähnte. »Vielleicht ist dies die Ausnahme von der Regel. Auf jeden Fall eine nette Geschichte. Ist sie wahr?«
    »Ja, ist sie«, antwortete ich.
    Joe schlang seinen Körper um mich. Ich schloss die Augen und spürte, wie ich einzuschlafen begann. Meine Haut verschmolz mit der von Joe, und wir atmeten im gleichen Rhythmus. Ich dachte an all die anderen Paare in London, die gemeinsam im Bett lagen, eines davon nicht in der Lage, einzuschlafen, da die beiden an etwas oder jemanden dachten, von dem der andere nichts wusste. Plötzlich wurde mir bewusst, wie zerbrechlich Beziehungen waren, und dass ich alles daran setzen musste, meine Beziehung zu Joe zu schützen. Denn als ich da so neben ihm lag, wurde mir klar, was zählte – sein Körper ganz nah bei mir, sein schlagendes Herz an meinem. Wir mussten auf uns aufpassen. Joe hatte mich gerettet, als ich völlig am Boden gewesen war. Seit meinem zehnten Lebensjahr war er immer für mich da gewesen, und ich wollte genauso für ihn da sein.
    Gerade als ich langsam einschlief und die Bilder dieses seltsamen Abends allmählich aus meinem Kopf verschwanden, hörte ich mein Telefon piepsen. Ich wand mich aus Joes Armen, um die SMS zu lesen. Es war eine unbekannte Nummer.
    Du hättest mich nie hereinlassen dürfen. Ich muss immerzu an dich denken. Es tut mir alles so leid. Ist das Schicksal? Kuss E
    Ist das Schicksal? Ich dachte an das Mädchen und den Jungen mit der Flaschenpost, wurde rot, biss mir auf die Lippe und schaute hinüber zu Joe. Das Handy, dessen Display im Dunkeln leuchtete, lag immer noch in meiner Hand. Ich konnte die SMS unmöglich beantworten, ich musste sie einfach ignorieren. Ethan wollte mich durcheinanderbringen. Dazu hatte er kein Recht. Diesen Triumph würde

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