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Ein Menü zum Verlieben: Roman (German Edition)

Ein Menü zum Verlieben: Roman (German Edition)

Titel: Ein Menü zum Verlieben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Bratley
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ich ihm nicht gönnen. Ich würde ihm nicht zurückschreiben.
    Leg das Telefon hin und schlaf weiter!, befahl ich mir. Doch ehe ich mich’s versah, hatte mein teuflisches Alter Ego auf ANTWORTEN gedrückt.
    Jeder ist seines Glückes Schmied, tippte ich ein und drückte auf SENDEN . Dann ballte ich die Hand zu einer Faust und biss hinein. Was tat ich hier bloß? Am liebsten hätte ich die SMS sofort wieder rückgängig gemacht.
    »Wer war das?«, fragte Joe.
    Ich zuckte in der Dunkelheit zusammen.
    »Maggie«, sagte ich. Die Lüge war wie aus der Pistole geschossen aus meinem Mund gekommen. »Hat sich nach Andrew erkundigt. Ich habe ihr geantwortet, dass er immer noch im Bad liegt.«
    Ich schmiegte mich an Joes Rücken und starrte zur Decke, mein Magen zog sich zusammen. Warum war ich nicht von Anfang an ehrlich gewesen, als Joe durch die Tür gekommen war? Was dachte ich mir nur dabei, ihn anzulügen? Ich verstand mich selbst nicht. Ich lag wach und zerbrach mir den Kopf, während draußen Autos vorbeifuhren und ihre Scheinwerfer im Schlafzimmer aufblitzten, wie das Licht einer Taschenlampe auf der Suche nach einem Ausreißer. Ich vergrub mein Gesicht in den Kissen, um das Licht und die Geräusche auszublenden. Doch sosehr ich mich auch bemühte, der Schlaf wollte einfach nicht kommen.

5. Kapitel
    A ls ich auf das handgeschriebene Plakat mit der Aufschrift Baldige Eröffnung schaute, das ich ins Fenster gestellt hatte, schüttelte ich zweifelnd den Kopf und schloss die wacklige Ladentür des Cafés auf. Auf den weiß gekalkten Wänden reflektierte das frühe Sonnenlicht. Isabel kam hinter mir herein, in der Hand eine Tragetasche mit Pinseln und Terpentinersatz.
    Obwohl es noch früh war an diesem Sonntagmorgen, war auf der Lordship Lane, der Durchfahrtsstraße von East Dulwich, die eine halbe Meile von meinem Zuhause entfernt lag, schon einiges los. Direkt vor dem Laden saß auf dem Bordstein eine Gruppe von Mädchen im Teenageralter, die wohl noch von der Nacht übrig geblieben waren und Wasser aus Evianflaschen tranken. Ein Vater grummelte seinen kleinen Sohn an, er solle schneller gehen, während er sich fast den Hals nach den Mädchen ausrenkte. Ich verdrehte die Augen.
    »Hast du den Kerl gesehen?«, fragte ich Isabel. »Er könnte ihr Großvater sein.«
    »Widerlich«, antwortete sie, und ihre dunklen Augen funkelten amüsiert. »Oh mein Gott, sieh dir das an!«
    Wir standen nebeneinander und betrachteten das Bild der Verwüstung, das sich uns bot. Die Handwerker hatten zwar ihre Arbeiten zu Ende geführt, aber danach nicht aufgeräumt, da uns das Geld für weitere Arbeitsstunden fehlte. Der Boden war vollgestellt mit Holzbrettern, Eimern, leeren Pappbechern und kaputtem Mobiliar. Aus den Wänden ragten bedrohlich elektrische Kabel heraus. Neben der Theke stapelten sich achtlos hingestellte Kisten mit neuer Ladenausstattung, die wir noch nicht ausgepackt hatten, sowie Farbdosen und mehrere unberührte Tapetenrollen. Die Wände waren mit verschiedenen Farbklecksen vollgeschmiert, ein fürchterliches Kaugummirosa neben einem Erbsengrün. Farben, die ich ausprobiert, aber schnell wieder verworfen hatte.
    »Was für ein Mist!«, stieß Isabel hervor. Sie band ihr platinblondes, langes Haar zu einem Knoten zusammen und zog ihre goldenen Creolen aus. »Was sollen wir nur machen? Es gibt noch so verdammt viel zu tun! Ich ziehe besser mal die Creolen aus, damit meine Ohren auch nach der Renovierung noch dran sind.«
    Ich war im Monat davor fast jeden Tag hier gewesen, um Lieferungen entgegenzunehmen, mit Handwerkern zu verhandeln, mich in der kleinen Küche umzusehen und zu entscheiden, wo Geschirr, Lager und Vorräte hinsollten. Deshalb bot mir dieser Anblick keine Überraschung. Dennoch versetzte mich Isabels Reaktion in Panik. Wir lagen fürchterlich im Zeitplan zurück. Nein, falsch. Ich lag fürchterlich im Plan zurück.
    »Du meinst wohl, was soll ich nur machen?«, verbesserte ich sie, hob die weggeworfene Rinde eines Speckbrots auf, das ein Handwerker liegen gelassen hatte, und warf sie in den Mülleimer. »Du wirst in vier Wochen Tausende von Meilen entfernt sein und dich am Strand sonnen. Wenn Joe sich von seinem Laptop loseisen kann, wird er mir heute Nachmittag helfen. Das wäre immerhin ein Anfang. Weiß der liebe Gott, was er den ganzen Morgen am Computer macht, doch sobald ich in seine Nähe kam, schloss er alle Fenster. Sehr verdächtig!«
    Isabel verzog das Gesicht und steckte die Ohrringe in ihre

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