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Ein Menü zum Verlieben: Roman (German Edition)

Ein Menü zum Verlieben: Roman (German Edition)

Titel: Ein Menü zum Verlieben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Bratley
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und lebt in Bethnal Green. Sie redet und schäkert gerne. Der andere Kerl war … na ja … der war langweilig … sagte nicht viel. Ist ein bisschen … hm … wie soll ich’s sagen? Gesichtslos. Irgendwie ein Niemand, ein Nichts.«
    Ich konnte nicht glauben, dass mir diese Worte gerade über die Lippen gekommen waren. Die Wahrheit hätte nicht weiter davon entfernt sein können. Ethan war alles andere als ein Nichts. Er war eine Person, die alles in sich vereinte – nein, falsch –, er war eine Person, die einmal für mich alles in sich vereinte. Aber jetzt nicht mehr. Jetzt war er ein Nichts für mich, und somit hatte ich wieder recht. Ich sagte also doch die Wahrheit. Ich räusperte mich und lächelte Joe wieder an.
    »Ein Nichts?«, wiederholte Joe und brach in Gelächter aus. »Du kannst so herrlich komisch sein! Ich hoffe, mich wird nie jemand in solch leuchtenden Farben schildern. Aber das Essen soll nicht gut gewesen sein? Das glaube ich nicht. Der Nachtisch sieht köstlich aus. He, lass mir was davon übrig!«
    Joe stieg über die diversen Klamottenhaufen, die ich auf dem Boden hinterlassen hatte, und setzte sich neben mir aufs Bett.
    »Hungrig?«, fragte ich und wich Joes Blick aus. »Du kannst alles haben.«
    Ich bot ihm einen Löffel Schokoladenbaiser an, das er zufrieden murmelnd aß, griff dann nach seiner warmen, trockenen Hand und zog ihn zu mir, um ihn zu küssen. Ich wollte das Zusammengehörigkeitsgefühl, das ich gehabt hatte, bevor Ethan an diesem Abend in meine Tür geplatzt war, wiederherstellen.
    Joe umarmte und drückte mich, doch irgendetwas hatte sich zwischen uns gedrängt.
    Etwas undefinierbar Kleines, Sprödes. Als hätte man einen Stein im Schuh. Ich konnte die Spannung in Joes Schultern spüren. Ich verfluchte Ethan leise, hielt Joe noch fester und vergrub meinen Kopf an seiner Brust. Ich schaute hoch, küsste ihn noch einmal, dieses Mal eindringlicher, und er küsste mich leidenschaftlich zurück. Ich dachte, Küsse sind wie Fragen und Antworten und seufzte erleichtert. Joe hatte all die richtigen Antworten. Es war alles noch da. Auch wenn ich Ethan wiedergesehen hatte, waren meine Gefühle für Joe unverändert, und warum hätte sich das auch ändern sollen?
    »Oh, Joe«, sagte ich. »Ich bin müde und habe zu viel getrunken. Wie war dein Abend? Wie ging’s Dad?«
    Joe legte sich neben mich, die Hände unterm Kopf verschränkt. Ich schmiegte mich an ihn und spürte seine Wärme.
    »Ihm ging’s gut«, antwortete er. »Er sprach viel von deiner Mum.«
    Ich verzog das Gesicht. Mum war seit siebzehn Jahren tot, doch er sprach immer noch von ihr, als wäre sie erst gestern gestorben.
    »Er erzählte von einem Kuchen, den sie immer für ihn gebacken hatte, wenn sie sich gestritten hatten«, fuhr Joe fort. »Er sagte, allein der Geschmack hätte ihn schon dazu gebracht, sich wieder neu in seine Frau zu verlieben, und er meinte, ich sollte das auch mal bei dir ausprobieren.«
    »Was?«, fragte ich ungläubig und zog seinen Arm zu mir. »Du kannst doch gar nicht backen!«
    Er setzte sich auf, erhob sich vom Bett und zog seinen Pullover aus, ohne mich anzusehen. Banjo steckte seine Krallen in den Teppichboden und zog an den Schlaufen.
    »Genau das habe ich auch zu ihm gesagt«, bemerkte Joe steif. »Dass ich nicht backen kann. Herrgott noch mal, Eve!«
    Ich hatte sofort ein schlechtes Gewissen, denn ich wusste, ich hatte falsch reagiert.
    »Oh, Joe«, sagte ich. »Das heißt nicht, dass ich dich nicht liebe. Das weißt du ganz genau!«
    »Bist du dir da sicher?«, fragte er.
    »Natürlich bin ich das«, antwortete ich. »Du weißt, dass ich dich liebe.«
    Joe entspannte sich sichtbar. »Gut«, meinte er. »Denn ich will, dass du dir sicher bist. Ganz sicher.«
    Ich nickte energisch, hob die Augenbrauen und schaute ihm zu, wie er sein T-Shirt, die Jeans und Unterhose auszog und anschließend, als er neben dem Bett stand, lachend seinen üblichen Scherz machte, nämlich so zu tun, als wäre unser Bett ein Schwimmbecken, in das er einen Hechtsprung machte. Als er neben mir landete, rollte er sich auf den Bauch, legte sich ein Kissen unter die Brust und schaute mich fragend an.
    »Ich bin mir sicher«, erklärte ich. »Du musst nicht fragen.«
    »Gut«, sagte er und drehte sich auf den Rücken. »Auf jeden Fall meinte dein Vater, er hätte dir etwas Wichtiges zu sagen, wollte aber nicht mit der Sprache herausrücken, was es ist. Sehr verdächtig, wenn du mich fragst!«
    »Komisch«, sagte

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