Ein Menü zum Verlieben: Roman (German Edition)
auf und dann wieder zu und versuchte herauszufinden, wie ich ihr am besten beibringen könnte, dass Ethan wieder aufgetaucht war.
Auf der Autofahrt zum Café hatte ich geplant, keine große Sache daraus zu machen, aber es war schließlich das Einzige, an das ich denken konnte, und ich brannte darauf, Isabel einzuweihen. Ich wusste, sie würde entsetzt sein, wenn ich ihr auch nur ansatzweise den Eindruck vermitteln würde, mich über das Wiedersehen gefreut zu haben. Sie hatte das ganze Drama unserer Trennung hautnah miterlebt und hasste Ethan deshalb, doch ich musste es ihr unbedingt erzählen.
Isabel ging hinüber zur Theke, auf der wir unsere fabelhaften hausgemachten Kuchen und Plätzchen aufbauen wollten, die ich jeden Morgen backen würde, wenngleich es bis zu diesem angenehmen Teil der Geschichte noch ein langer Weg sein würde. Sie kniete sich hin, um einen Lappen vom Boden aufzuheben.
»Ich werde alles tun, was ich kann, bevor ich wegfahre«, sagte sie. »Wir können in vier Wochen noch viel erledigt bekommen, besonders wenn ich …«
»Ethan ist wieder da«, platzte ich plötzlich heraus.
»Aua!«, rief Isabel, denn sie war bei dieser Neuigkeit so schnell hochgefahren, dass sie sich den Kopf an der Kante der Theke gestoßen hatte. Sie riss die Augen auf und starrte mich an.
»Nein!«, sagte sie entsetzt.
»Doch«, erwiderte ich. »Ethan ist zurück.«
» Ethan ist zurück?«, wiederholte sie. »Oh mein Gott! Seit wann? Hat er dich angerufen?«
Sie schaute mich gespannt an, ihre Wangen leicht gerötet.
»Er ist gestern Abend aufgetaucht«, erklärte ich. »Du weißt doch, dass ich bei diesem Saturday-Supper-Club-Ding von Joes Zeitung mitmache, weil ein Teilnehmer ausgefallen ist und er mich bat, für denjenigen einzuspringen? Ich kann es selbst kaum glauben, doch er stand gestern Abend vor meiner Tür. Er ist einer der Kandidaten. Es war purer Zufall. Findest du das nicht auch echt komisch? Ich meine, wie oft hat man schon gehört, dass so etwas passiert?«
Isabel wurde sehr still. Sie legte eine Hand auf den Mund und schaute auf den Boden.
»Das kann ich nicht …«, begann sie. »Das kann ich nicht glauben. Bist du dir sicher , dass er das nicht wusste? Warum hast du mir nichts gesagt?«
»Er wusste es nicht«, erwiderte ich und erhob beschwichtigend die Hände. »Er konnte es nicht wissen. Das ist purer Zufall. Isabel, es war so eigenartig, ihn wiederzusehen, als ob er nie weg gewesen wäre. Es hat mich echt umgehauen. Ich wollte es dir nicht sagen, weil ich weiß, wie sehr du ihn verachtest, aber ich habe die ganze Nacht an ihn denken müssen und fühle mich Joe gegenüber furchtbar, als hätte ich ihn betrogen oder so, dabei ist nichts passiert, ich habe nur mit ihm gesprochen …«
»Ich verachte Ethan nicht«, stellte Isabel in ruhigem Ton klar. »Ich finde nur, dass sein Auftauchen keine gute Nachricht ist. Aber wieso fühlst du dich Joe gegenüber furchtbar? Du magst doch Ethan etwa nicht immer noch, oder? Bitte, sag Nein!«
Sie fuhr verzweifelt mit den Händen über ihr Gesicht hinunter zum Kinn.
»Natürlich nicht!«, erklärte ich, schaute sie von der Seite an und nickte leicht. »Vielleicht …«, murmelte ich, »ein bisschen.«
Isabel ging hinüber zum Fenster, drehte mir den Rücken zu und schaute auf den vorbeirumpelnden Verkehr.
»Er hat dir damals das Herz gebrochen«, sagte sie. »Er darf nie wieder eine Rolle in deinem Leben spielen. Du hast Joe und das Café hier. Joe ist eine Million Ethans wert. Er würde dich nie einfach so verlassen, ohne eine Erklärung. Das weißt du doch, oder?«
Sie drehte sich zu mir um und sah plötzlich sehr erschöpft aus.
»Ich weiß«, sagte ich. »Aber ich kann nicht anders. Ich denke jetzt schon daran, wie es sein wird, wenn ich ihn das nächste Mal beim Saturday Supper Club sehe.«
»Wann wird das sein?«, fragte sie.
»Nächsten Samstag«, antwortete ich. »Es findet jeden Samstag statt.«
»Da kannst du nicht hingehen«, sagte sie.
»Ich weiß«, erwiderte ich.
»Du gehst aber trotzdem, oder?«, hakte sie nach.
»Ja«, antwortete ich.
»Weiß Joe davon?«, fragte sie. »Was hat er gesagt?«
Ich drückte mich vor der Antwort, hob einen Haufen ungeöffneter Briefe vom Boden neben der Tür auf und begann, die Umschläge aufzureißen, sah mir aber den Inhalt nicht wirklich an.
»Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll«, fing ich an und warf die Umschläge in den Mülleimer. »Aber ich werde es ihm wohl bald sagen müssen. Er
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