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Ein Menü zum Verlieben: Roman (German Edition)

Ein Menü zum Verlieben: Roman (German Edition)

Titel: Ein Menü zum Verlieben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Bratley
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erst, als dieser plötzlich lauter schnarchte und sich umdrehte. Er schaute mich wie vom Donner gerührt an, die Augen weit aufgerissen, und legte eine Hand auf sein Herz.
    »Und wer verflucht noch mal ist der da? «, fragte er und rang nach Luft. »Mein Gott, ich habe mich zu Tode erschrocken!«
    »Das ist Andrew«, erwiderte ich mit tränenerstickter Stimme und griff nach mehr Toilettenpapier, um meine Tränen abzuwischen und mir die Nase zu putzen. »Er hat dermaßen viel Alkohol in sich hineingeschüttet, dass er im Bad eingeschlafen ist, als alle anderen gingen. Ich habe versucht, ihn aufzuwecken. Dabei fiel mir die Flasche mit dem Schaumbad herunter, und ich habe mir in den Finger geschnitten …«
    Ich schluckte, um meine Tränen unter Kontrolle zu bringen. Ich hatte kein Recht, von Joe Mitgefühl zu erwarten, denn in Wahrheit weinte ich, weil mich Ethans Rückkehr so verwirrt hatte.
    »Das war ein sehr eigenartiger Abend«, erklärte ich und atmete tief aus, um mich zu sammeln. »Gott sei Dank bist du wieder da. Wie werden wir nur Andrew los? Sollen wir ihn mit kaltem Wasser bespritzen?«
    Joe schüttelte den Kopf und legte den Arm um meine Schulter. Wir standen neben der Badewanne und betrachteten Andrew. Dann nahm Joe ein Handtuch, faltete es und legte es als Kissenersatz auf den Schwamm unter Andrews Kopf. Ich drückte Joes Arm.
    »Lass ihn seinen Rausch ausschlafen«, meinte er ruhig. »Wenn wir ihn jetzt rausschmeißen, wird er noch im Rinnstein enden. Er bleibt besser hier.«
    Plötzlich überfiel mich eine große Müdigkeit, und ich fühlte mich eigenartig losgelöst. Ich streckte mich und gähnte.
    »Ich gehe jetzt schlafen und mache morgen früh alles sauber«, verkündete ich. »Die Küche sieht aus wie ein Schlachtfeld. Ich muss ins Bett. Kommst du mit?«
    Minuten später lag ich mit meinem schlabberigen grau melierten Schlafanzug von Marks & Spencer im Bett, den ich normalerweise nur trage, wenn ich erkältet bin und mich nicht wie ein Mensch fühle. Ich saß angelehnt gegen einen Berg von Kissen, die Augen von Wimperntusche verschmiert, und aß die Reste der Schokoladenbaisers direkt vom Servierteller, wenngleich ich nicht im Geringsten hungrig war. Auf dem Nachttisch stand neben dem Hustensaft von Veno, einer Tube Handcreme von L’Occitane, einem Stapel Bücher, die ich zwar alle angefangen hatte, aber nie zu Ende bekam, und meinem iPhone, das immer in meiner Reichweite war, eine halb leere Flasche Rotwein. Ich griff danach, nahm schnell einen Schluck und lachte, weil mein Anblick in diesem Moment alles andere als verlockend sein musste.
    »Nun«, sagte Joe und stand stirnrunzelnd in der Tür. »Geht’s dir gut? Ist irgendwas heute Abend passiert? Warum hast du geweint?«
    Bei Joes Worten schwirrte mir der Kopf, und mein Herz klopfte schuldbewusst. Ich wusste, ich würde es nicht übers Herz bringen, ihm zu sagen, dass Ethan da gewesen war. Natürlich musste er es erfahren – immerhin würden Fotos von Ethan in der Zeitung erscheinen –, aber nicht jetzt. Das konnte ich nicht. Wie sollte ich die richtigen Worte finden? Ich würde es ihm morgen sagen, in nüchternem, gefasstem Zustand. Ich sah, wie Joe Banjo hochnahm und ihm den Kopf streichelte.
    »Komm schon!«, sagte er und nahm seine Brille ab. »Warum sagst du nichts?«
    Joe ließ Banjo wieder auf den Teppichboden hinunter und lehnte sich gegen den Türrahmen, als wäre er sich nicht sicher, ob er hereinkommen dürfte. Ich spürte eine leichte Enttäuschung in mir aufsteigen. Ich wollte, dass er wie sonst hereingestürmt käme, mich in die Arme nahm, drückte und küsste und auch den allerletzten Gedanken an Ethan auslöschte, aber vielleicht war ihm meine eigenartige Stimmung aufgefallen. Vielleicht wusste er, dass etwas nicht stimmte, denn nun lag etwas in der Luft, das zwischen uns stand, und ich hatte das Gefühl, als würde in ihm eine Klappe herunterfallen. Ich richtete mich auf und schüttelte die Krümel von meiner Brust. Ich musste unsere Beziehung wieder auf den Normalmodus zurückfahren.
    »In unserer Badewanne liegt ein Kerl«, erwiderte ich. »Ich finde, das sagt doch alles. Der Fischeintopf war eine Katastrophe, weil ich vergessen habe, den Fisch hineinzugeben, und dann ist der Abend auch noch zu einem Trinkgelage ausgeartet.«
    »Was war mit den anderen beiden?«, fragte Joe. »Wie waren die denn so?«
    Ich runzelte die Stirn.
    »Die waren in Ordnung«, antwortete ich achselzuckend. »Maggie ist Schaufensterdekorateurin

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