Ein Menü zum Verlieben: Roman (German Edition)
kennt Ethan, und in drei Wochen erscheint der erste Artikel über den Saturday Supper Club in der blöden Zeitung, also werde ich es ihm schlecht verheimlichen können, oder? Obwohl, wenn ich nicht hingehe, wär’s das Aus für den Saturday Supper Club. Aber damit fiele auch die Werbung für das Café ins Wasser, deshalb sollte ich es vielleicht besser doch machen …«
Isabel warf mir einen vielsagenden Blick zu und schüttelte den Kopf.
»Ganz ehrlich, Eve, du bewegst dich auf dünnem Eis«, sagte sie. »Solltest du dich in die Nähe von Ethan begeben, riskierst du alles. Weißt du nicht mehr, wie er mit dir Schluss gemacht hat? Nur mit einem Zettel, den er in der Küche hinterließ? Bitte, denk daran! Er ist ein Idiot. Er hat dich fürchterlich verletzt.«
Er hatte die eilig verfassten Abschiedszeilen auf der Rückseite einer Stromrechnung mit rotem Kuli hingekritzelt. Und das, nachdem wir zwei Jahre zusammengewesen waren. Er hatte weder einen Gedanken an die bittersüße Romantik eines Füllfederhalters verloren, noch hatte er gutes Schreibpapier, Siegelwachs oder die Intimität des gesprochenen Worts in Betracht gezogen. Er hatte den Zettel auf den Küchenherd der Wohnung in Clapham North gelegt, in der ich damals zusammen mit Isabel wohnte. Ich war völlig am Boden zerstört gewesen.
»Ich weiß«, sagte ich und erinnerte mich an Ethans Notiz:
Es tut mir leid, Eve, aber ich verlasse London, um nach Rom zu gehen. Der Grund dafür ist schwierig zu erklären, aber ich sehe für uns beide keine Zukunft. Versuch bitte keinen Kontakt mit mir aufzunehmen! Es tut mir leid, wenn das ein Schock für Dich ist. Ich habe Dich geliebt, Kuss Ethan.
PS: Glaub mir, das ist auch hart für mich!
Ich las diese Zeilen damals öfter, als Harry-Potter-Bücher verkauft worden sind. Ich kannte sie auswendig, obwohl Isabel mir gesagt hatte, ich sollte den Zettel zerreißen. Das PS machte mich am meisten wütend. Wann immer ich gefragt wurde, wo Ethan war oder warum wir nicht mehr zusammen waren, zitierte ich ihn wortwörtlich. Ich rief ihn an. Die Mailbox antwortete, und ich las ihm die Notiz vor. Ich wollte wissen, ob es sich um einen gut vorbereiteten Scherz handelte. Er meldete sich nicht. Ich rief noch mal an, keine Antwort. Ich schickte ihm eine wütende E-Mail, wiederum keine Antwort. Und Rom? Ich wusste, dass ein Cousin von ihm dort wohnte, doch hatte er nie erwähnt, dort hinzuwollen, weshalb ich mich zu fragen begann, ob ich ihn überhaupt gekannt hatte. Als er sich nicht meldete, hörte ich mit den Kontaktversuchen auf. Ich fand es besser, so zu tun, als wäre er tot.
»Weißt du noch, wie mies es dir nach diesem Zettel ging?«, insistierte Isabel. »Wie du völlig am Ende warst? Du hattest quasi einen Nervenzusammenbruch. Verdammt noch mal, Eve, ich will dich nie wieder in einer solchen Verfassung erleben, und genauso wenig will ich, dass du wieder irgendwas mit ihm anfängst, weil …«
Ihre Worte verhallten im Nichts. Sie fixierte mich und sah wirklich besorgt aus. Ich nickte zustimmend. Nachdem Ethan mich verlassen hatte, war es, als wäre meine Welt zusammengebrochen. Als wären wir in einem richtig schnellen Auto gefahren, die Musik voll aufgedreht, ich lauthals juchzend, während er mich ohne Vorwarnung aus der Beifahrertür auf eine einsame Straße hinausgestoßen hätte. Ich stierte unzählige Male auf den Zettel, weil ich dachte, womöglich einen Satz oder Hinweis übersehen zu haben. Aber nein. Diese miesen fünf Zeilen waren alles.
Und dann kamen die Selbstzweifel. Eine giftige Welle nach der anderen überfiel mich und erstickte jeden vernünftigen Gedanken. Ich begann zu glauben, es hätte an mir gelegen. Ich zermarterte mir das Hirn, als ich mich zu erinnern versuchte, wann ich Ethan das Leben schwer gemacht hatte, und kam zu dem Schluss, dass meine kleinliche Eifersucht ihn vertrieben haben musste und ich für das Ende unserer Beziehung verantwortlich war. Wenn ein so lebendiger Mensch wie Ethan dachte, es würde nicht funktionieren, und deshalb so überstürzt wegging, dann lag es vermutlich daran, dass ich nicht gut genug für ihn gewesen war.
»Du musst einen kühlen Kopf bewahren!«, sagte Isabel. »Besonders jetzt, da … Hat Joe schon irgendwas von seinen Plänen verraten?«
Sie schaute mir ins Gesicht. Ich blickte sie verwirrt an, und sie schüttelte den Kopf, als wollte sie den Gedanken wieder vertreiben.
»Welche Pläne?«, hakte ich nach.
»Ach, nichts«, erwiderte sie.
»Jetzt komm
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