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Ein Menü zum Verlieben: Roman (German Edition)

Ein Menü zum Verlieben: Roman (German Edition)

Titel: Ein Menü zum Verlieben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Bratley
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Geschehen keine Beachtung zu schenken. Die Türen wurden zugeschlagen. Dann waren sie weg.
    »Geht ihr zwei!«, sagte Maggie zu Ethan und mir. »Wir räumen hier auf und fragen im Krankenhaus nach, wie es den frisch gebackenen Eltern mit ihren Babys geht. Wir hören später voneinander.«
    Ich lächelte Maggie dankbar an und verabschiedete mich flüchtig von Paul, bevor ich das Gartentor aufmachte und hinaus auf die Straße ging. Das Herz schlug mir bis zum Hals.
    Während Ethan und ich schweigend nebeneinander hergingen und die Sonne wie ein orangefarbener Ball vor uns unterging, spürte ich die Anspannung zwischen uns. Endlich waren wir allein. In der schwülen Abenddämmerung fühlte ich, dass gleich etwas Schlimmes über mich hereinbrechen würde. Aus einem nahegelegenen Garten verströmten Mimosen ihren durchdringenden Duft. Ich spürte es in meinem Magen, der sich mit jedem von Ethans bedächtigen Schritten mehr zusammenzog.
    »Und«, sagte er und lächelte mich kurz über seine Schulter an. Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »War das nicht verrückt? Ich meine, dass diese Zwillinge geboren wurden, während wir dasaßen und Pommes frites und Erbsenpuffer aßen? Hast du Andrews Gesicht gesehen?«
    Ich kannte Ethan und wusste, dass dies sein Einstieg war, um richtig mit mir zu reden.
    »Ja, das war verrückt«, erwiderte ich, und ein Lächeln zuckte über meine Lippen. »Stell dir vor, man könnte die Welt anhalten und Bilder davon machen, was die Menschen in dem Moment essen, wenn man geboren wird. Das würde eine interessante Collage ergeben, findest du nicht? Wenngleich es logistisch gesehen wahrscheinlich ganz schön schwierig wäre!«
    Ethan lachte und zog seine Packung Drum-Tabak aus der Hosentasche.
    »Das ist es, was ich an dir so mag«, sagte er. »Ich kann mich immer darauf verlassen, dass du eine schräge Idee hast.«
    »Danke«, erwiderte ich trocken. »Ethan, wirst du jetzt mit mir reden? Ich finde das nicht mehr lustig. Ich habe das Gefühl, als müsste ich mich gleich übergeben.«
    Er seufzte, drehte sich eine Zigarette und zündete sie an. Das Streichholz roch wie verbrannter Toast.
    »Lass uns nach einem Platz suchen, wo wir uns hinsetzen können«, meinte er.
    Wir gingen weiter und ließen zwischen uns einen Sicherheitsabstand, obwohl sich unsere Ellenbogen gelegentlich berührten. Er zog schnell an seiner Zigarette, während ich in meiner Tasche nach einem Pfefferminz herumkramte. Ich versuchte an Alicia zu denken. Zwei kleine Leben lagen nunmehr in ihren Händen. Ihre Töchter, die ihr Leben von Grund auf verändern würden.
    Ich fragte mich, wie es sich wohl anfühlen würde, plötzlich Mutter zu sein. Mit all der Verantwortung. Wie hatte sich meine Mutter gefühlt, als ich geboren wurde? Auf den Fotos von uns beiden war sie das reinste Bild der Hingabe. Sie schien vor Liebe zu platzen, während ich wie eine Klette an ihr hing. Sie ahnte damals noch nicht, dass sie weder Dad in seinen Vierzigern und Fünfzigern, noch uns miterleben würde, wie wir heranwuchsen. Ich schüttelte traurig den Kopf.
    Obwohl ich mir manchmal vorstellte, wie es wäre, Kinder zu haben – lausbübische blonde Kinder, die an einem Sandstrand mit nackten Füßen herumtollten oder sich einen selbst gebackenen Kuchen unter den Ästen einer Weide im Garten schmecken ließen –, wusste ich, dass ich noch nicht einmal annähernd dafür bereit war und dass sich alles bestimmt anders abspielen würde als in meinen Vorstellungen. Ich hatte bisher noch nichts geschafft , und die meiste Zeit kam ich mir selbst noch vor wie ein Kind. Abgesehen davon hatte ich Angst, alles zu vermasseln. Ich hatte keine Mutter, die mich mit allem vertraut machen würde. Allein dadurch war ich schon im Nachteil.
    Ich warf einen Blick hinüber zu Ethan und versuchte, ihn mir als Vater vorzustellen, aber das ging beim besten Willen nicht. Es war mir immer unmöglich gewesen, ihn in dieser Rolle zu sehen, denn er war viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt und daran interessiert, sich zu vergnügen.
    »An was denkst du gerade?«, fragte er, als wir nach links in eine weitere Straße mit prachtvollen Häusern bogen.
    »An dich«, erwiderte ich. »Ich fragte mich gerade, was du in den letzten drei Jahren gemacht hast und welche fürchterliche Sache das wohl sein muss, die du mir gleich erzählen wirst. Mein Vater hörte sich ziemlich niedergeschlagen an.«
    »Das gehört doch alles der Vergangenheit an«, erklärte Ethan. »Sollten wir die

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