Ein Milliardär entdeckt die Liebe
in den sich Frauen ständig unsterblich verliebten und dann weder auf ihn noch auf den Luxus, den er bieten konnte, verzichten wollten. Doch sie hatte nicht vor, sich in diese gesichtslose Menge einzureihen. Jess hatte die verschiedensten Schlachten in ihrem Leben geschlagen und war jedes Mal als Siegerin daraus hervorgegangen. Wenn alles lief wie geplant, würde sie Cesario di Silvestri mit einem Kind verlassen. Weil sie es ebenso wünschte wie er.
„Also, wie verbringen wir nun den ersten Tag dieses Urlaubs?“, fragte sie bewusst munter.
Cesario lächelte zweideutig – ein Versprechen auf Sinnlichkeit, und heiße Röte schoss in Jess’ Wangen.
„Ich verstehe …“, gestand sie mit leiser Stimme. „Aber zwischendurch würde ich auch gerne etwas von der Toskana zu sehen bekommen.“
„Dein Wunsch ist mir Befehl, delizia mia .“
„Schon wieder?“, rief Cesario heiser, als eine kleine schlanke Hand seinen Schenkel hinaufwanderte. Allerdings war das keineswegs eine Beschwerde, im Gegenteil. Mit einer Frau zusammen zu sein, die ihn ebenso so sehr wollte wie er sie, war eine äußerst berauschende Erfahrung, wie er überrascht in dieser Zeit der Flitterwochen festgestellt hatte.
Der heutige Tag hatte mit Kultur begonnen. Sie waren nach San Gimignano gefahren, die „Stadt der Türme“, die von dreizehn erhaltenen Türmen aus dem Mittelalter beherrscht wurde. Jess bewunderte Ghirlandaios Fresken in der Renaissancekapelle von Santa Fina ausgiebig und lachte hell auf, als Cesario ihr Profil mit denen an den Wänden verglich. Sie nahmen den Lunch in einem Stadtpalast aus dem dreizehnten Jahrhundert und genossen danach ein Glas Wein auf der Piazza. Hier jedoch verebbte die Unterhaltung immer mehr, als ihre Blicke sich trafen und eher ursprüngliche Instinkte die Führung übernahmen.
Sie schafften es gerade noch bis in das Hotelzimmer hinauf, das Cesario ihnen besorgt hatte. Die Tür kaum geschlossen, liebten sie sich noch fast vollständig angezogen im Stehen, nur von der Wand gestützt, mit einer fiebrigen Leidenschaft, die Cesario sich bisher niemals gestattet hatte. Doch die Blicke, die sie auf der Piazza miteinander getauscht hatten, waren das stärkste Aphrodisiakum, das er bisher erfahren hatte.
Selbst jetzt, da sie nackt und ausgelaugt auf den zerwühlten Laken lagen, wusste er, dass es heute nicht das letzte Mal gewesen sein sollte, dass sie sich liebten. Denn sobald Jess’ Hand sich um seinen bereits harten Schaft schlossen und sie den Kopf beugte, lehnte er sich einfach mit geschlossenen Augen zurück und ließ sich von ihren Liebkosungen erneut berauschen. Dieses Verheiratetsein hatte sich als anregender entpuppt, als er je zu hoffen gewagt hätte.
Jess liebte es, Cesario in die Welt der Sinnlichkeit zu entführen. Es war ein Machtspiel und ein unglaubliches Triumphgefühl für eine Frau, die bis vor Kurzem noch Jungfrau und völlig unerfahren gewesen war. Doch davon abgesehen war das Zusammensein mit Cesario ein unerschöpflicher Quell der Freude und das größte Vergnügen, das Jess je gekannt hatte.
Sich immer wieder zu ermahnen, dass es nicht so sein sollte, war kein besonders wirkungsvoller Schutzschild, um Gefühle abzuwehren, die sie eigentlich nicht haben durfte. Doch beim Sex brauchte sie sich keine Beschränkungen aufzuerlegen. Im sicheren Kokon der körperlichen Leidenschaft konnte sie zumindest alle rationalen Gedanken verbannen.
Sharon Martin war eine weise Frau, hatte sie die Tochter doch gewarnt, dass es schwer werden würde, Gefühle aus dem Spiel zu halten. Jess allerdings machte nicht sich selbst Vorwürfe, nicht genügend Distanz gewahrt zu haben. Nein, sie schob Cesario die Schuld dafür zu, denn er hatte sich in den perfekten Ehemann verwandelt. Er war ein großartiger Liebhaber und ein aufmerksamer und charmanter Begleiter. Praktisch jede Frau hätte ihn unwiderstehlich gefunden.
Im Nachhall eines weiteren leidenschaftlichen Liebesspiels lag Jess mit rasendem Puls in Cesarios Armen. Mit einer Hand strich er träge ihren Rücken hinauf und wieder hinunter, und sanft drückte er die Lippen auf ihre Stirn.
Er machte es schon wieder! Er täuschte Nähe und Gefühle vor, die nicht existierten. Am liebsten hätte Jess ihn dafür geohrfeigt. Ja, sie hatte sich Hals über Kopf in ihn verliebt, aber das hieß nicht, dass ihr Verstand ausgeschaltet worden war. Sie brauchte keine Scheinwahrheiten. Wollte sie nicht. Sie hatten Sex zusammen, mehr nicht. Das war die Realität, und
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