Ein Milliardär entdeckt die Liebe
sie Cesario verärgert ausrufen hörte: „Nein! Kommt nicht infrage!“
„Aber ich kann ihr kaum noch in die Augen schauen“, hörte Jess Alices aufgeregte Stimme erwidern. „Jess muss die Wahrheit kennen, sie hat es verdient. Wie soll sie sich denn vorkommen, wenn du es ihr nicht sagst?“
Ohne von ihrem Mann und dessen Besucherin gesehen werden zu können, stand Jess reglos hinter dem Wandvorsprung. Die Gesprächsfetzen, die sie unbeabsichtigt aufgeschnappt hatte, ließen ihre Fantasie auf Hochtouren laufen. Jetzt lauschte sie ganz bewusst, sie musste unbedingt wissen, worüber die beiden sprachen.
„Was Jess nicht weiß, kann sie auch nicht verletzen. Es ist ein allgemeiner Irrglaube, dass der Wahrheit immer der Vorzug zu geben sei.“
„Ich fühle mich schuldig, wann immer ich in ihrer Nähe bin …“
„Du wirst aber bald nicht mehr in ihrer Nähe sein. Wir reisen morgen früh nach England zurück.“
„Du redest um den heißen Brei herum. Es ist falsch, was wir tun“, argumentierte Alice hitzig. „Sie wird hier getäuscht und …“
„Ich weigere mich, dieses Thema weiter mit dir zu besprechen, Alice“, schnitt er ihr klirrend kalt das Wort ab.
Es ist falsch, was wir tun … Sie wird getäuscht … Oh Gott! Jess schwang herum und taumelte wie blind zurück zur Treppe. Sie wollte nur noch in ihr Zimmer, um allein zu sein. Cesario und Alice hatten hinter ihrem Rücken eine Affäre, und Alice fühlte sich schuldig! Es schien, dass Alice die Sache bereinigen wollte, doch Cesario wollte den Ehebruch weiter als Geheimnis bewahren. Natürlich würde er das wollen, er hatte allen Grund dazu!
Treue und echte Emotionen hatten schließlich nie zu ihrer Vereinbarung gehört. Wie es um sein Herz bestellt war, hatte nichts mit ihr zu tun, schließlich hatte er sie nur geheiratet, um ein eheliches Kind auf die Welt zu bringen. Und dieses Kind brauchte er immer noch, um Collina Verde erben zu können, deshalb wollte er auch nicht, dass Alice mit schlecht getimten Geständnissen über Untreue und Ehebruch die Wahrheit ans Licht brachte.
Natürlich, alles ergab Sinn! Jess schwindelte vor Enttäuschung und Schock. Sie ließ sich auf die Bettkante sinken und fühlte sich elend. Sie hatte wesentlich Besseres von dem Mann erwartet, den sie geheiratet hatte. Vor allem, weil es da ja auch noch Stefano gab, und die beiden Männer standen einander so nah wie Brüder. Cesario hatte nach dem Tod seiner Mutter viel Zeit in Stefanos Familie verbracht, die beiden waren praktisch zusammen aufgewachsen. Jess hätte jeden Eid geschworen, dass Cesario sehr viel an seinem Cousin lag. Stefano war zudem ein liebender Ehemann. Er würde am Boden zerstört sein, wenn er herausfand, dass sein bester Freund mit seiner angebeteten Frau schlief. Wie konnte Cesario seinen Cousin nur derart hintergehen?
In Gedanken schimpfte Jess sich eine blinde, naive, blauäugige Närrin, weil sie nicht misstrauischer gewesen war. Wie hoch standen die Chancen, dass ein Mann und eine Frau, die einst ein Paar gewesen waren, später so enge Freunde blieben und diese Freundschaft dann eine rein platonische sein sollte? Schließlich war Alice eine schöne Frau …
Jess kniff die Augen zusammen und ballte die Hände zu Fäusten. Vielleicht hätte sie den Klatsch aus der Presse doch nicht so schnell als unwahr abtun sollen. Aber sie hatte sich in Cesario verliebt, und deshalb wollte sie nur das Beste von ihm glauben. Und wie mühelos es ihm gelungen war, sie zu überzeugen. Da war es nicht verwunderlich, wenn er auch seinem Cousin eingeredet hatte, die Beziehung zwischen ihm und Alice wäre völlig harmlos.
Was Jess zu der Frage führte, was sie jetzt tun sollte. Wie stand es nun um ihren Status als Cesarios Ehefrau? Schlief er schon jetzt mit Alice, oder sparte er sich das so lange auf, bis die Beziehung mit Jess beendet war? Machte sie sich selbst etwas vor, wenn sie sich einredete, die beiden würden so viel Respekt zeigen? Andererseits … Seit der Hochzeit hatte sie jede Minute mit Cesario verbracht. Sie wüsste nicht, wann er die Zeit gefunden haben sollte, sich mit Alice zu treffen.
War es denn möglich, dass es noch eine andere Erklärung für diese mysteriöse Unterhaltung gab?
Jess fragte sich, ob sie nicht erst recht eine Närrin war, wenn sie jetzt nach einer Rechtfertigung suchte, und ging wieder hinunter. An der Esszimmertür stieß sie auf Cesario.
„Isst Alice nicht mit uns?“ Damit ließ sie ihn wissen, dass sie über die
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