Ein Milliardär entdeckt die Liebe
Anwesenheit der anderen informiert war.
Doch Cesario wirkte nicht im Mindesten beunruhigt oder ertappt. „Ich hatte sie eingeladen, aber sie erwartet heute Nachmittag Gäste. Übrigens, bevor ich es vergesse … sie hat ein spätes Geburtstagsgeschenk für dich abgegeben.“ Damit verließ er den Raum, um gleich darauf mit einem großen Paket zurückzukommen.
„Was ist das?“ Sie nahm das Paket von ihm an.
„Ich glaube, sie hat ein Bild für dich gemalt.“
Jess wickelte das Geschenkpapier ab, und hervor kam ein gerahmtes Gemälde ihrer sechs Hunde, die im Schatten auf der Terrasse dösten. Sie erinnerte sich daran, dass Alice neulich mit dem Skizzenblock auf dem Schoß auf der Terrasse gesessen hatte, war aber davon ausgegangen, dass Alice eine Zeichnung der Landschaft anfertigte. „Es ist wunderschön.“ Das großzügige Geschenk überwältigte sie. „Sie ist wirklich sehr talentiert, sie hat jedes Tier genau eingefangen.“
„Davon bist du also mehr beeindruckt als von dem Bild, das ich dir gekauft habe?“ Kritisch zog er eine Augenbraue in die Höhe.
Ohne zu antworten, studierte Jess das Bild, und Schuldgefühl meldete sich. Es war eigentlich undenkbar, dass die Frau, die so viel Zeit und Mühe für ein wirklich persönliches Geschenk verwand hatte, gleichzeitig eine Affäre mit ihrem Mann haben sollte. Jess konnte nicht glauben, dass Alice zu so etwas fähig war. Zwar hatte sie nicht die geringste Ahnung, worüber Alice und Cesario so hitzig debattiert hatten, aber sie kam immer mehr zu der Überzeugung, dass es dabei nicht um eine heimliche Affäre gegangen war. War sie einfach nur überreizt und eifersüchtig auf das Band, das zwischen den beiden bestand? Offensichtlich hatte sie voreilige Schlüsse gezogen, und Eifersucht war die logischste Erklärung dafür.
„Du bist heute sehr still, piccola mia .“
„Es ist heiß. Und ich fühle mich schlapp und müde.“
„Du siehst auch müde aus. Weil ich dich keine Nacht habe durchschlafen lassen“, meinte er zerknirscht. „Aber heute werde ich …“
„Nein, wirst du nicht“, widersprach sie prompt, ohne darüber nachzudenken, wozu sie ihn damit aufforderte. „Ich lege mich jetzt hin und schlafe ein paar Stunden.“
Sein sinnliches Lächeln ließ auch nicht auf sich warten. „Es gefällt mir, dass ich bei dir so hoch im Kurs stehe, moglie mia .“
Würde es ihm auch noch immer gefallen, wüsste er, dass sie vielleicht schon schwanger war? Oder würde er sich dann eher darüber freuen, dass ihm wieder alle Optionen offenstanden und die intime Phase dieser Ehe beendet war? Jess ging in ihr Zimmer, um sich hinzulegen, und trotz dieser beunruhigenden Überlegungen schlief sie innerhalb von wenigen Augenblicken ein.
Erst am frühen Abend wachte sie wieder auf und machte sich auf die Suche nach Cesario. Sie fand ihn in seinem Arbeitszimmer am Schreibtisch, einen Bogen Papier in der Hand.
„Komm her und sieh dir das an“, forderte er sie mit gerunzelter Stirn auf.
Sie ging zu ihm und blickte auf das Blatt. „Was ist das?“ Aus Zeitungen waren Buchstaben und Wörter ausgeschnitten und auf das Blatt geklebt worden, doch so unordentlich, dass es schwerfiel, den Text überhaupt auszumachen.
„Rigo Castello, mein Sicherheitschef, hat mir heute Nachmittag eine gescannte Kopie davon zukommen lassen. Das Original hiervon kam am Morgen auf Halston Hall an. Es ist das Angebot, mir mein Gemälde gegen einen Finderlohn zurückzugeben.“
„Das gestohlene Gemälde? Für einen Finderlohn?“, wiederholte sie ungläubig.
„Ich denke, wir können wohl davon ausgehen, dass die Diebe dieses Schreiben verfasst haben.“ Cesario presste hart die Lippen zusammen. „Vermutlich ließ sich kein Käufer für das Gemälde finden, und jetzt wollen sie die Summe von mir erpressen.“
Noch immer mühte Jess sich ab, den Text zu entziffern. Cesario half ihr und las ihr das Schreiben vor. „Was wirst du jetzt unternehmen?“, fragte sie fassungslos.
„Ich werde auf keinen Fall für mein Eigentum noch einmal zahlen!“, erklärte er entschieden. „Ich lasse mich nicht von Kriminellen erpressen!“
Jess war sich sehr wohl bewusst, dass sich das wertvolle Gemälde wahrscheinlich längst wieder in seinem Besitz befinden würde, wenn er den Diebstahl zur Anzeige gebracht hätte. Aber dann wäre auch die Rolle ihres Vaters zur Sprache gekommen. Erinnerungen aus ihrer Jugend überfielen sie, und sie wurde unruhig. In diesem Moment meinte sie mit
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