Ein Milliardär entdeckt die Liebe
Cesarios Apartment. Ob sie ihn dort zusammen mit Alice antreffen würde? Aber sie musste es einfach wissen. Wie sollte sie morgen die Kraft für den neuen Tag finden, wenn sie nicht wusste, ob ihre Ehe überhaupt noch existierte?
Jess war noch nicht in Cesarios Londoner Wohnung gewesen, es hatte ja auch kein Grund dazu bestanden. Sie fuhr also zum Bahnhof und nahm den Regionalzug. Sie dachte noch, wie lächerlich es war, dass sie jetzt zum ersten Mal Übelkeit aufsteigen fühlte. Ihr aufgewühlter Verstand suchte wohl nach einem Ventil für die nervöse Anspannung.
In London angekommen, ließ Jess sich von einem Taxi zu dem hypermodernen Apartmentgebäude bringen. Im Aufzug betrachtete sie sich kritisch in den verspiegelten Kabinenwänden. War es überhaupt möglich, dass ein Mensch so blass und elend aussehen konnte?
Rigo ließ sie völlig selbstverständlich in die Wohnung ein – ein Zeichen dafür, dass sie hier wohl niemanden in flagranti erwischen würde. Sie reckte die Schultern und sagte sich, dass sie jedes Recht der Welt hatte, dem Vater ihres ungeborenen Kindes seltsam klingende Fragen zu stellen.
Cesario war draußen auf der Dachterrasse, die einen großartigen Blick auf die Stadt bot. Als Jess den Wohnraum betrat, kam er durch die offen stehenden Türen hinein. Anders als sonst war er lässig gekleidet, trug Jeans und ein schwarzes T-Shirt, was seine große muskulöse Gestalt betonte. Er schien auch nicht überrascht, Jess hier zu sehen. Vermutlich hatte seine Assistentin ihn längst benachrichtigt, dass Jess in der Firma angerufen hatte.
„Jessica …“ Seine Stimme klang flach, sein Blick war wachsam auf sie gerichtet.
„Eigentlich sollte ich wohl eher fragen, was du hier tust“, kam sie ihm kühl zuvor. Ja, sie war verärgert, aber sie würde diesen Ärger weder durch Tränen noch einen Wutausbruch zeigen. „Ich dachte, du arbeitest Achtzehnstundentage in Mailand?“
Cesario erwiderte ihren Blick ruhig. „Ich entschuldige mich, dass ich dich angelogen habe …“
„Was mich interessiert, ist, warum du gelogen hast.“
„Wenn ich es dir erkläre, wirst du sagen, dass du es lieber nicht gewusst hättest. Und genau deshalb wollte ich dich nicht mit hineinziehen.“
Sie weigerte sich, auf diese verwirrende Äußerung einzugehen. „Warst du überhaupt in Mailand?“
„Nein. Ich war die ganze Zeit über in London.“
„Zusammen mit Alice?“
Irritiert schaute er sie an. „Warum sollte Alice hier sein?“
„Ich dachte, du hättest vielleicht eine Affäre mit ihr“, gab sie unwillig zu. Von seiner verdutzten Miene war deutlich abzulesen, dass die Frau seines Cousins absolut nichts mit der Täuschung über seinen Aufenthaltsort zu tun hatte.
„Nein“, erklärte er entschieden. „Mit deinem Verdacht befindest du dich völlig auf dem Holzweg.“
„Vielleicht nicht mit Alice, aber mit einer anderen?“ Ihr war es unmöglich, ihren Verdacht so schnell zu vergessen.
„Dio mio!“ , rief er ungeduldig aus. „Eine Affäre mit einer anderen Frau ist nun wirklich das Letzte, woran ich im Moment denke.“
Sein Ärger beruhigte sie mehr, als jedes Abstreiten und jede Versicherung es gekonnt hätten. „Na, woher soll ich auch wissen, was in deinem Kopf vorgeht, nicht wahr?“ Frustriert warf Jess die Hände in die Luft und ging fast unnatürlich aufrecht zum Fenster. Mit angespannter Miene wirbelte sie zu Cesario herum. „Du hast gesagt, du fährst nach Mailand, aber das war eine Lüge!“
„Ich muss gestehen, dass ich dir von Anfang an etwas verschwiegen habe, piccola mia . Ich dachte, wir würden es schaffen, ohne dass jemand verletzt wird“, setzte er rau an. „Doch rückblickend habe ich erkannt, dass ich im Grunde depressiv war, als ich dir einen Antrag machte. Ich suchte nach einem Ausweg, der mich auch auf andere Gedanken bringen sollte …“
„Hör auf mit den Andeutungen und komm endlich zum Punkt, Cesario!“, fiel sie ihm aufgebracht ins Wort. Sie fragte sich, weshalb ausgerechnet er Grund für Depressionen haben sollte, und es ärgerte sie, dass er sie als Ablenkung betrachtet hatte. Letzteres fasste sie eindeutig als Beleidigung auf.
„Vor acht Monaten musste ich eine Reihe von Untersuchungen über mich ergehen lassen, und mit der Diagnose veränderte sich mein Leben, so wie ich es bisher kannte, schlagartig“, gestand er gepresst. „Schon seit Längerem litt ich unter Gleichgewichtsstörungen, Sehstörungen und starken Kopfschmerzen. Eine Computertomografie
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