Ein Millionär und Verführer
spüren wollen, hatte sie ihm so nahe sein wollen, dass die Grenzen zwischen ihnen zu verschwimmen schienen. Erst langsam wurde ihr nun klar, dass sie auch eine eigene Grenze überschritten hatte. Sie hatte nicht nur mit ihm geschlafen, um ihren ehelichen Pflichten gerecht zu werden. Sie hatte es genossen – wenn dieses Wort überhaupt ausreichte!
Noch sechs Monate, dann war es vorbei. Sechs Monate, in denen sie versuchen musste, ihr Herz nicht zu verlieren.
Seufzend stand sie auf und ging unter die Dusche. Nachdem Calista sich abgetrocknet hatte, schlüpfte sie in einen großen Frotteebademantel und lief zurück ins Schlafzimmer.
Durch die offene Balkontür drang ein Duft nach Speck und Waffeln zu ihr, der ihr das Wasser im Mund zusammenlaufen ließ. Als sie einen Blick hinauswarf, sah sie Leo Zeitung lesend in der Sonne sitzen. Er trug Jeans und ein aufgeknöpftes Hemd, das seine muskulöse Brust enthüllte. Ihr Herzschlag setzte bei dem Anblick für einen Moment aus.
Als habe er ihren Blick gespürt, sah Leo zu ihr auf. „Guten Morgen. Das Frühstück ist schon fertig. Weil ich nicht wusste, was du gerne isst, habe ich den Koch gebeten, dir ein bisschen von allem zuzubereiten.“
„Meine Güte, damit könnte man ja einen ganzen Kleinstaat satt bekommen“, erwiderte sie staunend, während sie den Blick über das üppige Frühstück schweifen ließ.
„Und? Was darf es sein?“
„Alles!“ Sie setzte sich neben ihn und fuhr fort: „Zu Hause habe ich morgens nie Zeit für mehr als einen Imbiss – das hier ist für mich purer Luxus!“
Er hatte sie die ganze Zeit betrachtet. „Lass es dir schmecken. Sicherlich brauchst du nach der letzten Nacht eine Stärkung.“
Sie fühlte, wie ihr das Blut in die Wangen stieg. „Allerdings“, murmelte sie und biss von einer Waffel ab.
„Und? Gut?“
„Köstlich, danke! Möchtest du nichts essen?“
Er hob seine Kaffeetasse an die Lippen. „Ich habe schon längst gefrühstückt.“
Später fuhren sie auf seinem kleineren Boot auf den See hinaus. Es war ein warmer, sonniger Tag, und nach einer kurzen Fahrt über das glitzernde Wasser legte Leo in einer verträumten kleinen Bucht an, wo sie den Picknickkorb auspackten, den der Koch ihnen mitgegeben hatte.
Unter anderen Umständen hätte all das ein einziger Traum sein können. Calista war mit einem Mann verheiratet, der sie und ihre Familie versorgen konnte und nicht nur umwerfend aussah, sondern auch noch intelligent und leidenschaftlich war und Sinn für Humor hatte. Das einzige Problem war, dass keine Liebe im Spiel war.
„In zwei Wochen muss ich für eine Weile nach Japan reisen“, erklärte Leo. „Ich möchte, dass du mich begleitest.“
Calista ging kurz im Geiste ihre Termine durch. „Das kommt etwas plötzlich, vorher müsste ich das mit meinem Chef abklären.“
Er sah sie an. „In Zukunft wirst du mich häufiger begleiten müssen. Vielleicht solltest du lieber kündigen.“
Verblüfft schüttelte sie den Kopf. „Das ist nicht möglich! Ich arbeite für eine tolle Firma mit fantastischen Sozialleistungen! Es wäre Wahnsinn, all das aufzugeben.“
„Nein, es ist Wahnsinn, dass du dir über so etwas überhaupt noch Gedanken machst, jetzt, da wir verheiratet sind! Du hast alles Geld der Welt!“
Nur dass diese Ehe nicht für die Ewigkeit gedacht war. Calista musste schlucken. Wenn sie ihren Job aufgab, riskierte sie die Zukunft ihrer Schwestern! „Ich möchte das nicht überstürzen, und mit etwas Glück wird meine Firma flexibel reagieren. Außerdem fühle ich mich überflüssig, wenn ich nicht arbeite.“
„Na, das ist ja mal eine Überraschung“, erwiderte Leo amüsiert. „Bisher ist mir noch keine Frau über den Weg gelaufen, die ihre Arbeit nicht mit Handkuss für ein Leben im Luxus aufgegeben hätte.“
„Vielleicht gehört das ja zu den Gründen, aus denen du ausgerechnet mich geheiratet hast.“ Herausfordernd hob sie das Kinn.
Leo zog sie an sich. „Natürlich kannst du Zeit haben, um alles mit deinem Chef zu klären. Aber vergiss nie, dass deine Ehe jetzt deine wichtigste Aufgabe ist.“
Calista lief es kalt den Rücken herunter. Langsam, aber sicher begann ihr Vorhaben, ihr über den Kopf zu wachsen.
Zwei Wochen später brachen Leo und Calista nach Japan auf. Calista befürchtete noch immer, dass sie ihren Job damit gefährdete, dass sie auf der Reise bestanden hatte. Leo fand ihre Sorge gleichzeitig unverständlich und rührend. Sie schien noch immer nicht begriffen
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