Ein Millionär und Verführer
dir nie etwas vorgemacht.“ Er sah ihr in die Augen. „Und jetzt will ich dieses Geschäft abschließen. Also reiß dich bitte zusammen, und spiel die liebende Ehefrau. Meinetwegen kannst du mich danach weiter zur Schnecke machen. Falls es hilft, bekommst du morgen einen Blankoscheck für eine Shoppingtour.“
Für einen Moment verschlug es Calista die Sprache. „Glaubst du wirklich, dass sich mit einem bisschen Geld alles wieder in Ordnung bringen lässt?“, fragte sie schließlich fassungslos.
„Bei den meisten Frauen hilft es“, murmelte er, während die Limousine hielt.
Am liebsten hätte Calista ihn in Stücke gerissen. Aber damit wartete sie besser, bis die sechs Monate verstrichen waren und sie sich über die Zukunft ihrer Schwestern keine Sorgen mehr zu machen brauchte. Ihr war klar, dass sie scheinheilig war, aber Leos Einstellung brachte sie einfach zur Weißglut. „Du bist ein Idiot, aber keine Sorge: Für heute werde ich einfach so tun, als wärst du das anbetungswürdigste Geschöpf der Welt“, presste sie hervor und stieg aus dem Wagen.
Leo führte sie in das Restaurant, wo sie von einer Hostess an den Tisch von Mr. Kihoto geführt wurden.
„Lächeln, Calista“, flüsterte Leo und setzte seine charmanteste Miene auf. Dann stellte er die drei einander vor, und Calista lächelte dem älteren Ehepaar höflich zu.
„Ich habe Ihnen ein kleines Gastgeschenk mitgebracht“, sagte sie zu Mrs. Kihoto.
Die zierliche Dame lächelte schüchtern und schüttelte den Kopf. „Oh, das kann ich nicht annehmen.“
Calista wusste, dass es in Japan Brauch war, ein Geschenk bis zu dreimal abzulehnen, und beharrte: „Bitte, Mrs. Kihoto, es ist nur eine Kleinigkeit, und Sie würden mir eine große Freude machen, wenn Sie es annehmen.“
Mrs. Kihoto nickte bedächtig. „Sie sind sehr freundlich.“
„Ich danke Ihnen. Es ist sehr großzügig von Ihnen, uns zum Essen einzuladen“, erwiderte Calista und fing aus dem Augenwinkel Leos anerkennenden Blick auf.
Als sie sich setzten, sagte er leise zu ihr: „Hervorragend. Du überraschst mich!“
Sie erwiderte sein Lächeln und flüsterte zurück: „Ist das jetzt die Stelle, an der du mir den Kopf tätschelst und mich ‚Braves Weib‘ nennst?“
Leo verbarg sein Lachen hinter einem Räuspern.
Das Essen war ein voller Erfolg. Calista gelang es, Leo nicht aus Wut mit ihren Stäbchen zu erdolchen und stattdessen Mr. und Mrs. Kihoto in ein angeregtes Gespräch zu verwickeln. Nachdem das Dessert abgeräumt wurde, beendete sie das Dinner sogar mit dem traditionellen „ Gochisosama deshita “.
Wieder wirkte Leo tief beeindruckt – genauso wie die Kihotos. Nun zog Calista ihr kunstvoll eingepacktes Geschenk hervor und überreichte es Mrs. Kihoto, die ihr ebenfalls ein kleines Päckchen überreichte.
Calista verlieh ein letztes Mal ihrem Dank Ausdruck, dann stieg sie erleichtert in die Limousine.
„Du hast dich mehr als wacker geschlagen“, sagte Leo anerkennend. „Ich weiß gar nicht, wie ich dir danken soll. Für meine Kreditkarte interessierst du dich ja nicht.“
Während sie sich in die weichen Ledersitze sinken ließ, spürte Calista, wie ein Teil ihres Zorns einfach verrauchte. Sie hatte kein Recht, Leo Vorwürfe dafür zu machen, dass seine Motive für diese Ehe ebenfalls egoistisch gewesen waren. Ihre Gründe waren ja schließlich nicht viel besser, auch wenn es ihr um ihre Schwestern ging und nicht um sich. Aber letzten Endes war das Haarspalterei. „Weißt du, was mich gerade wirklich glücklich machen würde? Ein Cheeseburger!“ Verträumt seufzte sie.
Leo lachte und lockerte sich die Krawatte. „Na, dann auf zur nächsten Fast-Food-Kette!“
Sie lächelte ihm zu, und ehe sie sich versah, hatte er sie an sich gezogen und küsste sie. „Du gibst eine ganz hervorragende Ehefrau ab“, raunte er ihr ins Ohr. „Das mit dem Geschenk hat mich wirklich überrascht.“
„Hast du mir nicht zugetraut, dass ich mich gründlich vorbereiten würde?“, fragte Calista.
„Doch, aber mir war nicht klar, wie talentiert du wirklich bist“, erwiderte er und strich mit den Lippen über ihren Nacken.
Obwohl Calista sich fest vorgenommen hatte, noch ein Weilchen wütend auf Leo zu sein, entflammte ihre Leidenschaft unter seiner Berührung sofort. In seiner Nähe fühlte sie sich sicher und geborgen, aber gleichzeitig auch … verwirrt. Die magische Anziehungskraft, die er auf sie ausübte, brachte sie immer wieder vollkommen aus dem Konzept.
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